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Wallander 08 - Die Brandmauer

Wallander 08 - Die Brandmauer

Titel: Wallander 08 - Die Brandmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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seine Erregung?«
    »Als ganz natürlich. Hätten Sie nicht genauso reagiert?«
    Vielleicht, dachte Wallander. Aber es fragt sich, ob ich daraus den Schluß abgeleitet hätte, daß die Welt sich im Chaos befindet.
    »Sie wissen natürlich nicht, wer diese Jugendlichen waren? Oder der betrunkene Mann?«
    »Wie um Gottes willen sollte ich das wissen?«
    »Ich bin Polizist. Ich stelle immer Fragen.«
    »Es tut mir leid, daß ich nicht mehr helfen kann.«
    Wallander merkte, daß er Lust hatte, sie am Telefon festzuhalten. Aber das würde sie selbstverständlich sofort entdecken. »Gut, daß Sie angerufen haben«, sagte er nur. »Rufen Sie mich an, wenn Ihnen noch etwas einfällt. Ich melde mich sicher morgen bei Ihnen.«
    »Ich sitze an einem Auftrag für eine Restaurantkette. Ich bin den ganzen Tag im Büro.«
    »Was geschieht jetzt mit Ihren Aufträgen?«
    »Das weiß ich nicht. Ich kann nur hoffen, daß mein Ruf gut genug ist, um ohne Tynnes überleben zu können. Sonst muß ich mir etwas anderes einfallen lassen.«
    »Was könnte das sein?«
    Sie lachte. »Brauchen Sie die Antwort für die Ermittlung?«
    »Ich bin nur neugierig.«
    »Möglich, daß ich mir die Welt ansehe.«
    Alle fahren weg, dachte Wallander. Zu guter Letzt bleiben nur noch ich und die versammelte Ganovenschaft übrig.
    »Ich habe auch schon mit dem Gedanken gespielt«, sagte Wallander. »Aber ich sitze fest wie die meisten anderen.«
    »Ich sitze nicht fest«, entgegnete sie fröhlich. »Man bestimmt selbst.«
    Als das Gespräch vorüber war, dachte Wallander über ihre Worte nach.
Man bestimmt selbst.
Natürlich hatte sie recht. In der gleichen Weise, wie Per Åkeson und Sten Widén recht hatten.
    |292| Plötzlich war er froh darüber, an die Kontaktvermittlung geschrieben zu haben. Auch wenn er kaum mit einer Antwort rechnete, so hatte er doch wenigstens etwas getan.
    Er zog seine Jacke an und ging zu einer Videothek am unteren Ende der Stora Östergata. Als er ankam, zeigte es sich, daß der Laden sonntags schon um neun Uhr schloß. Er ging weiter zum Marktplatz hinauf und blieb dann und wann vor einem Schaufenster stehen.
    Woher das Gefühl kam, wußte er nicht. Aber plötzlich drehte er sich rasch um. Bis auf ein paar Jugendliche und einen Wachmann war die Straße leer. Wieder dachte er an das, was Ann-Britt ihm gesagt hatte. Daß er vorsichtig sein sollte.
    Ich spinne, sagte er sich. Keiner ist so blöd, denselben Polizeibeamten zweimal hintereinander anzugreifen.
    Am Markt bog er in die Hamngata ein und ging über Österleden nach Hause. Die Luft war frisch. Er merkte, daß er Bewegung brauchte.
    Um Viertel nach zehn war er zurück in der Mariagata. Er fand ein einsames Bier im Kühlschrank und machte sich ein paar Brote. Dann setzte er sich vor den Fernseher und sah sich eine Diskussion über die schwedische Wirtschaft an. Das einzige, was er zu verstehen glaubte, war, daß es zugleich gut und schlecht um sie stand. Er merkte, daß er einnickte, und freute sich schon darauf, endlich eine ganze Nacht ungestört schlafen zu können.
    Die Ermittlung ließ ihn für eine Weile in Frieden.
    Um halb zwölf legte er sich hin und machte die Lampe aus.
    Er war kaum eingeschlafen, als das Telefon klingelte. Das Klingeln hallte im Dunkeln wider.
    Er zählte bis neun, bevor es aufhörte. Dann zog er den Stecker aus der Wand und wartete. Wenn es jemand aus dem Präsidium wäre, würde er es jetzt über sein Handy versuchen.
    Da piepte das Handy auf dem Nachttisch.
    Es war die Nachtstreife, die die Apelbergsgata bewachte. Der Polizist hieß Elofsson. »Ich weiß nicht, ob es wichtig ist«, sagte er. »Aber hier ist in der letzten Stunde mehrfach dasselbe Auto vorbeigefahren.«
    »Habt ihr den Fahrer sehen können?«
    |293| »Deshalb rufe ich an. Du hast ja deine Instruktionen gegeben.«
    Wallander wartete gespannt.
    »Er könnte Chinese sein«, fuhr Elofsson fort. »Aber es ist natürlich schwer zu entscheiden.«
    Wallander brauchte keine Bedenkzeit. Die ungestörte Nacht war schon vorbei. »Ich komme«, sagte er.
    Er beendete das Gespräch und sah zur Uhr.
    Es war kurz nach Mitternacht.

|294| 23
    Wallander bog vom Malmöväg ab.
    Dann fuhr er an der Apelbergsgata vorbei und parkte auf dem Jörgen Krabbes Väg. Von dort brauchte er knapp fünf Minuten bis zu dem Haus, in dem Falks Wohnung lag. Es war jetzt windstill. Der Himmel war wolkenlos, und Wallander spürte, daß es langsam kälter wurde. Der Oktober in Schonen war immer ein Monat, in dem das

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