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Wallander 08 - Die Brandmauer

Wallander 08 - Die Brandmauer

Titel: Wallander 08 - Die Brandmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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kommt?«
    »Nein. Es ist ja kein Verbrechen, in der Apelbergsgata Auto zu fahren.«
    Wallander blieb noch ein paar Minuten im Wagen sitzen. »Ruft mich an, falls er doch wieder auftaucht«, sagte er. »Nehmt meine Handynummer.«
    Er wünschte ihnen viel Glück und ging zurück zum Jörgen Krabbes Väg. Dann fuhr er hinunter zum Runnerströms Torg. Es |297| war nicht ganz so schlimm, wie er befürchtet hatte. Nur einer der Polizisten schlief. Sie hatten keinen blauen Mazda bemerkt.
    »Haltet die Augen offen«, ermahnte er sie und gab ihnen das Kennzeichen.
    Auf dem Weg zurück zu seinem Wagen merkte er plötzlich, daß er Setterkvists Schlüssel in der Tasche hatte. Eigentlich brauchte Martinsson sie, wenn er zusammen mit Robert Modin in Falks Büro weiterarbeiten wollte. Ohne richtig zu wissen warum, schloß er die Haustür auf und stieg hinauf ins Dachgeschoß. Bevor er aufschloß, legte er das Ohr an die Tür und lauschte. Als er ins Zimmer trat und Licht gemacht hatte, sah er sich genauso um wie beim erstenmal. Hatte er damals etwas übersehen? Etwas, was nicht nur ihm, sondern auch Nyberg entgangen war? Er fand nichts. Er setzte sich auf den Stuhl und betrachtete den dunklen Bildschirm.
    Robert Modin hatte von einer Ziffernkombination gesprochen: 20.   Wallander war sogleich klargewesen, daß der Junge wirklich etwas gesehen hatte. In dem, was für Martinsson und für ihn nur eine verwirrende Masse von Ziffern war, hatte Robert Modin ein Muster erkannt. Das einzige, was er selbst in dem Zusammenhang denken konnte, war, daß genau in einer Woche der 20.   Oktober war. Aber selbst, wenn die Zwanzig etwas bedeutete, war es dann relevant für die Ermittlung?
    In seiner ganzen Schulzeit war Wallander schwach in Mathematik gewesen. Von vielen Fächern, in denen er aufgrund von Faulheit schlecht war, hatte die Mathematik sich unterschieden. Er hatte im Grunde nie rechnen können, obwohl er es versucht hatte. Ziffern und Zahlen bildeten eine Welt, in die er nie richtig hatte eindringen können.
    Plötzlich klingelte das Telefon neben dem Computer.
    Wallander fuhr zusammen. Das Klingeln hallte im Raum. Er starrte auf den schwarzen Apparat. Beim siebten Klingeln nahm er den Hörer ab und drückte ihn ans Ohr.
    Es rauschte. Als werde die Leitung an einem fernen Ort offengehalten. Da war jemand.
    Wallander sagte hallo. Einmal. Zweimal. Aber alles, was er hören konnte, waren Atemzüge irgendwo tief in dem Rauschen.
    Dann klickte es, und die Verbindung wurde unterbrochen. Wallander |298| legte den Hörer zurück. Er spürte, wie sein Herz klopfte. Das gleiche Rauschen hatte er schon einmal gehört. Als er Falks Anrufbeantworter in der Wohnung in der Apelbergsgata abgehört hatte.
    Da war jemand, dachte er. Jemand, der angerufen hat, um mit Falk zu sprechen. Aber Falk ist tot. Es gibt ihn nicht mehr.
    Plötzlich fiel ihm ein, daß es ja noch eine andere Möglichkeit gab: daß jemand angerufen hatte, um mit
ihm
zu sprechen. Hatte ihn jemand gesehen, als er in Falks Büro ging?
    Er erinnerte sich, daß er früher am Abend unvermittelt auf der Straße stehengeblieben war. Als sei jemand hinter ihm gewesen. Seine Unruhe kehrte zurück. Bisher war es ihm gelungen, den Schatten zu verdrängen, der erst kürzlich auf ihn geschossen hatte. Ann-Britts Worte hallten in ihm wider. Er mußte vorsichtig sein.
    Er stand auf, ging zur Tür und lauschte. Aber alles war still.
    Er kehrte zum Schreibtisch zurück. Ohne zu wissen warum, hob er die Tastatur an.
    Darunter lag eine Ansichtskarte.
    Er stellte die Lampe ein und setzte die Brille auf. Die Karte war alt, und die Farben waren verblaßt. Es war eine Strandpromenade. Palmen, ein langgestreckter Kai. Das Meer mit kleinen Fischerbooten. Und dahinter eine Reihe von Hochhäusern. Er drehte die Karte um. Sie war an Tynnes Falk in der Apelbergsgata adressiert. Das bedeutete, daß Siv Eriksson nicht all seine Post bekommen hatte. Oder hatte sie ihn angelogen? Vielleicht wußte sie nicht, daß Falk trotz allem Post nach Hause bekam. Der Text war kurz. So kurz, wie er überhaupt sein konnte. Er bestand aus einem einzigen Buchstaben: »C«. Wallander versuchte, den Poststempel zu entziffern. Die Briefmarke war fast ganz abgerissen. Er konnte ein L und ein D erkennen. Zwei der übrigen Buchstaben mußten folglich Vokale sein. Aber welche, das konnte er nicht sehen. Auch das Datum war nicht lesbar. Es gab keinen Text auf der Rückseite, der erklärt hätte, um welche Stadt es sich handelte.

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