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Wallander 08 - Die Brandmauer

Wallander 08 - Die Brandmauer

Titel: Wallander 08 - Die Brandmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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aufgefallen? Eine plötzliche Veränderung?«
    Erik Hökberg sprang so heftig auf, daß sein Stuhl umstürzte.
    »Sie kam eines Nachts nach Hause und blutete aus Mund und Nase. Das war im Februar 1995.   Wir fragten, was passiert sei, aber sie weigerte sich zu antworten. Ihre Kleidung war verschmutzt, und sie Stand unter Schock. Wir erfuhren nie, was passiert war. Sie sagte, sie sei gefallen und habe sich verletzt. Das war natürlich gelogen. Jetzt verstehe ich alles. Jetzt, wo Sie herkommen und davon reden, daß sie vergewaltigt worden ist. Warum sollen wir nicht die Wahrheit sagen?«
    Die schwarzgekleidete Frau hatte wieder angefangen zu weinen. Sie versuchte etwas zu sagen. Aber Wallander konnte sie nicht verstehen.
    |416| Erik Hökberg nickte ihm zu, mit in sein Arbeitszimmer zu kommen. »Sie kriegen jetzt nichts mehr aus ihr heraus.«
    »Ich habe keine Fragen mehr, die ich nicht ebensogut Ihnen stellen kann.«
    »Wissen Sie, wer sie vergewaltigt hat?«
    »Nein.«
    »Aber Sie verdächtigen jemand?«
    »Ja. Aber wenn Sie den Namen wissen wollen, bekommen Sie von mir keine Antwort.«
    »War es derselbe, der sie getötet hat?«
    »Kaum. Aber dies hier kann trotzdem dazu beitragen, daß wir verstehen, was passiert ist.«
    Erik Hökberg schwieg.
    »Es war Ende Februar«, sagte er dann. »Ein Tag mit Schnee. Am Abend war der Boden weiß. Und sie kam nach Hause und blutete. Am nächsten Morgen waren die Blutspuren noch im Schnee zu sehen.«
    Plötzlich schien ihn die gleiche Hilflosigkeit zu befallen wie die schwarzgekleidete Frau, die im Wohnzimmer saß und weinte.
    »Ich will, daß Sie den, der das getan hat, schnappen. So ein Mensch muß bestraft werden.«
    »Wir tun, was wir können«, antwortete Wallander. »Wir werden den Schuldigen fassen. Aber dabei brauchen wir Hilfe.«
    »Sie müssen meine Frau verstehen«, sagte Hökberg. »Sie hat ihre Tochter verloren. Wie soll sie den Gedanken ertragen, daß Sonja schon früher eine so schwere Kränkung erlitten hat?«
    Wallander verstand nur zu gut. »Ende Februar 1995.   Was fällt Ihnen noch ein? Hatte sie damals einen Freund?«
    »Wir wußten nie, was sie trieb.«
    »Hielten Autos hier draußen auf der Straße? Haben Sie nie einen Mann in ihrer Gesellschaft gesehen?«
    Hökbergs Augen funkelten gefährlich. »Einen Mann? Eben sprachen Sie von Freund?«
    »Ich meine das gleiche.«
    »Es war also ein älterer Mann, der sie vergewaltigt hat?«
    »Ich habe schon gesagt, daß Sie keine Antworten bekommen können.«
    |417| Hökberg hob abweisend die Hände. »Ich habe gesagt, was ich weiß. Jetzt muß ich mich wieder um meine Frau kümmern.«
    »Ich würde aber gern noch einmal Sonjas Zimmer anschauen.«
    »Es ist wie bei Ihrem letzten Besuch. Nichts ist verändert.«
    Hökberg verschwand im Wohnzimmer. Wallander stieg die Treppe hinauf. Als er in Sonjas Zimmer trat, überkam ihn das gleiche Gefühl wie beim erstenmal. Das Zimmer gehörte keiner fast erwachsenen Frau. Er schob die Tür des Kleiderschranks auf. Das Plakat hing da. ›Im Auftrag des Teufels‹. Wer ist der Teufel? dachte er. Tynnes Falk hat sein eigenes Gesicht angebetet. Und hier sitzt der Teufel auf der Innenseite von Sonja Hökbergs Kleiderschranktür. Aber von einer Gruppe junger Satansverehrer in Ystad hatte Wallander noch nie etwas gehört.
    Er schloß den Kleiderschrank. Es gab nichts mehr zu sehen. Er wollte gerade gehen, als ein Junge in der Türöffnung auftauchte.
    »Was tust du hier?« fragte er.
    Wallander sagte, wer er war.
    Der Junge betrachtete ihn mißbilligend. »Wenn du bei der Polizei bist, kannst du den doch verhaften, der meine Schwester getötet hat.«
    »Wir geben uns Mühe«, erwiderte Wallander.
    Der Junge rührte sich nicht. Wallander konnte nicht sehen, ob er Angst hatte oder nur abwartete. »Du bist Emil, nicht wahr?«
    Der Junge antwortete nicht.
    »Du mußt deine Schwester sehr gern gehabt haben.«
    »Manchmal.«
    »Nur manchmal?«
    »Genügt das nicht? Muß man Menschen dauernd gern haben?«
    »Nein. Da hast du recht.«
    Wallander lächelte. Der Junge erwiderte das Lächeln nicht.
    »Ich glaube, ich weiß, wann du sie einmal sehr gern gehabt hast«, sagte Wallander.
    »Wann denn?«
    »Vor ein paar Jahren. Als sie nach Hause kam und blutete.«
    Der Junge fuhr zusammen. »Woher weißt du das?«
    »Ich bin von der Polizei«, sagte Wallander. »Ich muß es wissen. Hat sie dir einmal erzählt, was passiert war?«
    |418| »Nein. Aber jemand hat sie geschlagen.«
    »Wie kannst du das

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