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Wallander 08 - Die Brandmauer

Wallander 08 - Die Brandmauer

Titel: Wallander 08 - Die Brandmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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und Alfredsson vom Reichskrim zu begrüßen. Er war auch neugierig zu sehen, wie die Begegnung zwischen Alfredsson und Robert Modin ausfallen würde.
    Doch als er im Wagen saß, startete er nicht sogleich. Seine Gedanken kehrten zum Vorabend zurück. Lange hatte er sich nicht so wohl gefühlt. Es fiel ihm noch immer schwer zu glauben, daß das Ganze wirklich war. Aber Elvira Lindfeldt existierte. Sie war keine Fata Morgana.
    Wallander konnte plötzlich dem Impuls nicht widerstehen, sie anzurufen. Er nahm sein Handy und tippte ihre Nummer ein, die er inzwischen schon auswendig konnte. Nach dem dritten Klingeln meldete sie sich. Obwohl sie sich zu freuen schien, als sie hörte, wer dran war, bekam Wallander das Gefühl, in einem unpassenden Augenblick anzurufen. Was ihm dieses Gefühl eingab, konnte er nicht sagen. Doch es war da, und es war vollkommen real. Eine Welle unerwarteter Eifersucht schoß in ihm hoch.
    Aber es gelang ihm, seine Stimme unter Kontrolle zu halten. »Ich wollte mich nur für den gestrigen Abend bedanken.«
    »Das wäre doch nicht nötig gewesen.«
    »Sind Sie gut nach Hause gekommen?«
    »Ich hätte beinah einen Hasen überfahren. Aber sonst war nichts.«
    »Ich sitze hier in meinem Arbeitszimmer und versuche mir vorzustellen, was Sie an einem Samstagvormittag tun. Aber ich störe Sie wahrscheinlich nur.«
    »Nein, überhaupt nicht. Ich mache sauber.«
    »Es ist vielleicht nicht die richtige Gelegenheit. Aber ich wollte fragen, ob Sie sich vorstellen können, daß wir uns am Wochenende irgendwann sehen.«
    »Morgen würde mir am besten passen. Können Sie mich später wieder anrufen? Am Nachmittag?«
    Wallander versprach es.
    Anschließend blieb er mit dem Telefon in der Hand sitzen. Er war sich sicher, sie gestört zu haben. Etwas in ihrer Stimme war anders gewesen. Ich bilde mir etwas ein, dachte er. Den Fehler |448| habe ich einmal bei Baiba gemacht. Ich bin sogar nach Riga gefahren, ohne mich anzumelden, um zu untersuchen, ob ich recht hatte. Daß es einen anderen Mann in ihrem Leben gab. Aber den gab es nicht.
    Er beschloß, ihr zu glauben. Sie war beim Saubermachen. Wenn er am Nachmittag wieder anriefe, würde sie bestimmt ganz anders klingen.
    Wallander fuhr zum Runnerströms Torg. Der Wind hatte sich fast ganz gelegt.
    Er war gerade in die Skansgata eingebogen, als er eine Vollbremsung machen und das Steuer heftig herumreißen mußte. Eine Frau war vom Bürgersteig gestolpert und stürzte direkt vor seinen Wagen. Er brachte den Wagen zum Stehen, rammte aber einen Laternenmast. Er merkte, wie er zu zittern begann. Er öffnete die Wagentür und stieg aus. Er war sicher, die Frau nicht angefahren zu haben, aber sie war trotzdem gestürzt. Als Wallander sich über sie beugte, sah er, daß sie sehr jung war, kaum älter als vierzehn, fünfzehn Jahre alt. Und sie hatte einen schweren Rausch, entweder von Alkohol oder von Drogen. Wallander versuchte mit ihr zu sprechen, bekam aber nur ein paar lallende Unbegreiflichkeiten zur Antwort. Ein Wagen hielt an. Der Fahrer kam angelaufen und fragte, ob es ein Unglück gegeben habe.
    »Nein«, sagte Wallander. »Aber helfen Sie mir, sie auf die Beine zu stellen.«
    Es gelang ihnen nicht. Die Beine gaben unter ihr nach.
    »Ist sie betrunken?« fragte der Mann. Seine Stimme verriet, wie angeekelt er war.
    »Wir bringen sie zu meinem Wagen«, sagte Wallander. »Ich fahre sie ins Krankenhaus.«
    Es gelang ihnen, sie zu seinem Wagen zu schleppen und auf die Rückbank zu bugsieren. Wallander dankte dem Mann für die Hilfe und fuhr los. Das Mädchen auf der Rückbank stöhnte. Dann erbrach sie sich. Wallander war mittlerweile auch schlecht geworden. Er hatte schon vor langer Zeit aufgehört, sich über betrunkene Jugendliche aufzuregen. Aber diesem Mädchen ging es wirklich dreckig. Er fuhr vor der Notfallambulanz vor und warf einen |449| Blick über die Schulter. Sie hatte sich über ihre Jacke und auf den Rücksitz erbrochen. Als der Wagen hielt, begann sie am Türgriff zu rucken und zu ziehen, um hinauszukommen.
    »Sitzen bleiben«, brüllte er. »Ich hole jemand.«
    Er klingelte bei der Notfallambulanz. Im gleichen Augenblick fuhr ein Krankenwagen vor und hielt neben seinem Wagen. Wallander kannte den Fahrer. Er hieß Lagerbladh und war schon seit vielen Jahren dabei. Sie grüßten sich.
    »Hast du einen Patienten, oder holst du einen?« fragte Wallander.
    Lagerbladhs Kollege tauchte neben ihnen auf. Wallander nickte. Er hatte den Mann noch nie

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