Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wallander 08 - Die Brandmauer

Wallander 08 - Die Brandmauer

Titel: Wallander 08 - Die Brandmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
Vom Netzwerk:
nicht mitgenommen hat, als er weggefahren ist.«
    Wallander zeigte auf die Computer. »Wenn er uns etwas geschickt hat, kann er auch eine Mitteilung erhalten haben. Er hat geschrieben, daß jemand ihm auf der Spur sei und daß er Hilfe brauche.«
    »Aber er hat nicht gewartet. Er ist abgehauen.«
    »Das bedeutet, daß noch etwas geschehen sein kann, nachdem er uns geschrieben hat. Oder daß er einfach nicht länger warten konnte.«
    Martinsson hatte sich an den Tisch gesetzt. »Wir lassen den hier erst einmal links liegen«, sagte er und zeigte auf den kleineren der beiden Computer.
    Wallander fragte nicht, wieso Martinsson wissen konnte, welcher von beiden wichtiger war. Im Augenblick war er auf ihn angewiesen. Die Situation war für Wallander ungewohnt. Einer seiner engsten Mitarbeiter konnte mehr als er selbst.
    Martinsson bearbeitete die Tastatur. Der Regen peitschte ans Fenster. Wallander blickte sich im Zimmer um. An einer Wand |460| hing ein Plakat mit dem Bild einer großen Möhre. Das war das einzige, was von dem Gesamteindruck abwich, daß sich in diesem Zimmer alles um die elektronische Welt drehte. Bücher, Disketten, technisches Zubehör. Kabel, die sich in unübersichtlichen Schlangennestern verloren. Modems, Drucker, ein Fernseher, zwei Videogeräte. Wallander stellte sich neben Martinsson und ging leicht in die Knie. Was konnte Robert Modin entdeckt haben, als er an seinen Computern gesessen hatte? In der Ferne ein Weg. Da konnte ein Auto aufgetaucht sein, dachte Wallander. Noch einmal blickte er sich im Zimmer um. Martinsson tippte und murmelte vor sich hin. Wallander hob vorsichtig einen Stoß Papiere an. Darunter lag ein Fernglas. Er richtete es auf den Weg, der im Regendunst dalag. Eine Elster flatterte durch sein Blickfeld. Wallander zuckte unwillkürlich zusammen. Sonst war nichts da. Ein halb zusammengestürzter Zaun, ein paar Bäume. Und ein Weg, der sich zwischen den Äckern dahinschlängelte.
    »Kommst du weiter?« fragte er.
    Martinsson antwortete nicht. Murmelte nur irgend etwas. Wallander setzte die Brille auf und begann, die Papiere zu studieren, die neben den Computern lagen. Robert Modin hatte eine kaum leserliche Handschrift. Da waren Berechnungen und hingekritzelte Sätze, oft nur halb, ohne Anfang oder Schlußpunkt. Ein Wort kam mehrmals vor.
Verzögerung
. Manchmal mit Fragezeichen. Manchmal unterstrichen.
Verzögerung
. Wallander blätterte weiter. Auf einer Seite hatte Robert Modin eine schwarze Katze mit langen spitzen Ohren und einem Schwanz gezeichnet, der in ein Wirrwarr von Leitungen überging. Gekritzel, während man grübelt, dachte Wallander. Oder jemandem zuhört. Auf der nächsten Seite hatte Robert Modin eine andere Notiz gemacht.
Programmierung wann abgeschlossen?
Und noch zwei Wörter.
Insider notwendig?
Viele Fragezeichen, dachte Wallander. Er sucht nach Antworten, genau wie wir.
    »Hier«, sagte Martinsson plötzlich. »Er hat eine E-Mail bekommen. Danach ruft er uns zu Hilfe.«
    Wallander beugte sich vor und las auf dem Bildschirm.
    You have been traced.
    Sonst nichts. Nur das. »Sie sind erkannt.«
    |461| »Ist noch mehr da?« fragte Wallander.
    »Danach hat er keine Mail mehr erhalten.«
    »Von wo ist die E-Mail gekommen?«
    Martinsson zeigte auf den Monitor. »Nichts als wirre Ziffern und Buchstabenkombinationen als Absender. Da wollte jemand sich nicht zu erkennen geben.«
    »Aber woher kommt sie?«
    »Der Server heißt ›Vesuvius‹«, sagte Martinsson. »Natürlich kann man herausfinden, wo der sich befindet. Aber das kann dauern.«
    »Also nicht in Schweden?«
    »Kaum.«
    »Der Vesuv ist ein Vulkan in Italien«, meinte Wallander. »Könnte sie daher kommen?«
    »Du kannst nicht sofort eine Antwort bekommen. Aber wir können es ja versuchen.«
    Martinsson bereitete eine Antwort an die Buchstaben und Ziffern vor, die als Absender angegeben waren.
    »Was soll ich schreiben?«
    Wallander überlegte. »›Bitte wiederholen Sie Ihre Mitteilung‹«, sagte er dann. »Schreib das.«
    Martinsson nickte zustimmend und tippte es auf Englisch ein.
    »Unterzeichnet Robert Modin?«
    »Genau.«
    Martinsson klickte auf »Absenden«. Der Text verschwand im Cyberspace. Dann erschien eine Mitteilung auf dem Bildschirm, daß der Adressat nicht erreichbar sei.
    »Dann wissen wir das«, sagte Wallander.
    »Jetzt mußt du bestimmen«, sagte Martinsson. »Wonach soll ich eigentlich suchen? Wo ›Vesuvius‹ liegt, oder nach etwas anderem?«
    »Kannst du es nicht im Internet

Weitere Kostenlose Bücher