Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wallander 08 - Die Brandmauer

Wallander 08 - Die Brandmauer

Titel: Wallander 08 - Die Brandmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
Vom Netzwerk:
er dachte nach.«
    Wallander runzelte die Stirn. »Wie können Sie das wissen?«
    »Das kann ich nicht. Aber man merkt doch, ob ein Mensch hinter einer geschlossenen Tür sitzt und denkt. Oder nicht?«
    Martinsson nickte. Wallander war irritiert über Martinssons Verhalten, das ihm wie Anbiederei vorkam. Von wegen, dachte er. Du und merken, daß ich hinter meiner geschlossenen Tür sitze und denke.
    »Gehen wir weiter. Sie brachten Ihrer Frau das Frühstück ans Bett.«
    »Nicht ans Bett. Sie sitzt an einem kleinen Tisch im Schlafzimmer. Sie ist morgens so nervös und braucht ihre Zeit.«
    »Was geschah dann?«
    »Ich ging nach unten, wusch ab und gab den Katzen ihr Fressen. Und den Hühnern. Wir haben auch ein paar Gänse. Ich ging zum Briefkasten und holte die Zeitung. Dann trank ich mehr Kaffee und blätterte die Zeitung durch.«
    »Und die ganze Zeit war es oben still?«
    »Ja. Und dann passierte es.«
    Martinsson und Wallander hörten mit wachsender Anspannung zu. Axel Modin stand auf und ging zur angelehnten Wohnzimmertür. Dann schob er sie noch ein Stück weiter zu und ließ nur einen winzigen Spalt frei. Er kehrte an den Tisch zurück und setzte sich wieder. »Plötzlich hörte ich, wie Roberts Zimmertür aufflog. Er kam in rasendem Tempo die Treppe herunter. Ich konnte gerade noch aufstehen, da war er schon in der Küche. Ich saß hier, wo ich jetzt sitze. Er war vollkommen außer sich und starrte mich an, als wäre ihm ein Gespenst begegnet. Bevor ich etwas sagen konnte, lief er in den Flur und schloß die Haustür ab. Er kam zurück und fragte, ob ich jemanden gesehen hätte. Richtig geschrien hat er. Ob ich jemanden gesehen hätte.«
    »Waren das seine Worte? Ob Sie ›jemanden gesehen‹ hätten?«
    »Er schien vollkommen aufgelöst. Ich wollte wissen, was los |458| sei. Aber er hörte nicht zu. Er schaute aus den Fenstern. Hier in der Küche und im Wohnzimmer. Gleichzeitig hatte meine Frau angefangen, von oben zu rufen. Sie hatte Angst bekommen. Es war ein totales Durcheinander. Aber es wurde noch schlimmer.«
    »Was passierte weiter?«
    »Er kam mit meiner Schrotflinte zurück in die Küche. Und schrie, er wollte Patronen haben. Ich bekam Angst und fragte, was passiert wäre. Aber er sagte nichts. Er wollte Patronen. Aber ich habe ihm keine gegeben.«
    »Und dann?«
    »Dann warf er das Gewehr auf die Couch drinnen und nahm die Wagenschlüssel im Flur. Ich versuchte ihn aufzuhalten. Aber er schubste mich zur Seite und verschwand.«
    »Um wieviel Uhr war das?«
    »Das weiß ich nicht. Meine Frau saß auf der Treppe und schrie. Ich mußte mich um sie kümmern. Aber es muß gegen Viertel nach neun gewesen sein.«
    Wallander schaute auf die Uhr. Es war also gut eine Stunde vergangen. Der Junge hatte seinen Notruf abgeschickt und war weggefahren.
    Wallander stand auf. »Haben Sie gesehen, in welche Richtung er fuhr?«
    »Nach Norden.«
    »Noch etwas. Haben Sie jemanden gesehen, als Sie draußen waren, um die Zeitung zu holen, und als Sie die Hühner gefüttert haben?«
    »Wen denn? Bei dem Wetter?«
    »Vielleicht einen Wagen? Der in der Nähe geparkt war. Oder hier draußen vorbeifuhr.«
    »Es war niemand da.«
    Wallander nickte Martinsson zu. »Wir müssen uns sein Zimmer anschauen.«
    Axel Modin schien am Tisch zusammengesunken zu sein.
    »Kann mir vielleicht jemand erklären, was hier vorgeht?«
    »Im Moment nicht«, antwortete Wallander. »Aber wir werden versuchen, Robert zu finden.«
    |459| »Er hatte Angst«, sagte Axel Modin. »Ich habe noch nie erlebt, daß er solche Angst hatte.«
    Und dann, nach einem kurzen Schweigen: »Er hatte die gleiche Angst, wie seine Mutter sie immer hat.«
    Martinsson und Wallander gingen ins Obergeschoß. Martinsson wies auf das Schrotgewehr, das am Treppengeländer lehnte. Zwei Monitore leuchteten ihnen entgegen, als sie in Roberts Zimmer eintraten. Auf dem Fußboden lagen Kleidungsstücke verstreut. Der Papierkorb neben dem Arbeitstisch war übervoll.
    »Irgendwann kurz vor neun passiert etwas«, sagte Wallander. »Er bekommt es mit der Angst, schickt einen Notruf an uns und verschwindet. Er ist panisch. Und buchstäblich in Todesangst. Er will Patronen für das Gewehr. Er schaut aus den Fenstern und nimmt den Wagen.«
    Martinsson deutete auf das Handy, das neben einem der beiden Computer lag.
    »Er kann angerufen worden sein«, sagte er. »Oder er kann selbst angerufen und etwas erfahren haben, was ihn unmittelbar in Angst versetzt hat. Schade, daß er sein Handy

Weitere Kostenlose Bücher