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Wallander 08 - Die Brandmauer

Wallander 08 - Die Brandmauer

Titel: Wallander 08 - Die Brandmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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er, als er sich wieder aufrichtete, »aber für mich sieht es aus wie eine Fernbedienung.«
    Sie tauschten die Plätze. Nyberg kam zum gleichen Ergebnis. Tynnes Falk hielt tatsächlich eine normale Fernbedienung in der Hand.
    »Frag mich nicht, was das hier darstellen soll«, sagte Wallander. »Ich begreife es ebensowenig wie du.«
    »Hat er sich selbst angebetet?« fragte Nyberg ungläubig. »War der Mann verrückt?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Wallander.
    Sie wandten sich von dem Altar ab und sahen sich im Raum um. Mehr gab es nicht zu sehen. Nur dieser kleine Altar. Wallander zog ein Paar Plastikhandschuhe über, die Nyberg geholt hatte, dann nahm er vorsichtig das Bild ab und schaute auf die Rückseite. Dort stand nichts.
    |212| Er gab Nyberg das Bild. »Sieh es dir genauer an.«
    »Vielleicht ist dies Zimmer Teil irgendeines Systems«, meinte Nyberg zögernd. »Wie bei chinesischen Schachteln. Finden wir ein geheimes Zimmer, finden wir vielleicht noch ein zweites.«
    Sie suchten den Raum gemeinsam ab. Aber die Wände waren solide. Es gab keine weitere verborgene Tür.
    Sie kehrten in den größeren Raum zurück.
    »Hast du sonst noch etwas gefunden?« fragte Wallander.
    »Nichts. Es sieht aus, als wäre hier kürzlich geputzt worden.«
    »Tynnes Falk war ein reinlicher Mann«, sagte Wallander. Er dachte an die Notiz in dem Logbuch und an das, was Siv Eriksson gesagt hatte.
    »Ich glaube nicht, daß ich hier heute abend noch viel tun kann«, sagte Nyberg. »Aber wir machen natürlich morgen früh weiter.«
    »Dann soll Martinsson herkommen«, sagte Wallander. »Ich will wissen, was auf diesem Computer ist.«
    Wallander half Nyberg beim Einpacken.
    »Wie zum Teufel kann ein Mensch sich selbst anbeten?« sagte Nyberg entrüstet, als sie fertig waren und gehen wollten.
    »Dafür gibt es viele Beispiele«, entgegnete Wallander.
    »In ein paar Jahren bleibt mir so was erspart«, sagte Nyberg. »Verrückte, die sich Altäre bauen, auf denen sie ihr eigenes Gesicht anbeten.«
    Sie packten die Taschen in Nybergs Wagen. Der Wind hatte Sturmstärke erreicht. Wallander nickte und schaute Nyberg nach, als er davonfuhr. Es war fast halb elf. Er war hungrig. Aber der Gedanke, nach Hause zu fahren und Essen zu machen, widerstrebte ihm. Er stieg in seinen Wagen und fuhr zu einer Grillstube an der Straße nach Malmö, die geöffnet hatte. Ein paar Jungen schepperten an einem Spielautomaten. Wallander hätte sie am liebsten gebeten, leise zu sein. Verstohlen warf er einen Blick auf die Titelseiten der Zeitungen. Nichts über ihn. Aber er wagte nicht, die Blätter aufzuschlagen. Er wollte nichts sehen. Bestimmt stand da etwas. Vielleicht hatte der Fotograf mehr als das eine Bild gemacht. Oder Eva Perssons Mutter hatte sich mit neuen Lügen zu Wort gemeldet.
    Er nahm seine Würstchen mit Kartoffelmus mit ins Auto. Beim |213| ersten Bissen kleckerte er Senf auf Martinssons Jacke. Sein spontaner Impuls war, die Wagentür aufzustoßen und alles hinauszuwerfen. Aber er beruhigte sich wieder.
    Nachdem er gegessen hatte, konnte er sich nicht entscheiden, ob er nach Hause oder ins Präsidium fahren sollte. Er brauchte Schlaf. Aber die Unruhe ließ ihn nicht los. Er fuhr zum Präsidium. Der Eßraum war leer. Der Kaffeeautomat war repariert worden. Aber jemand hatte einen wütenden Hinweis geschrieben, daß man nicht zu hart an den Hebeln ziehen dürfe.
    Was für Hebel? dachte Wallander ergeben. Ich tue nichts anderes, als meine Tasse unter den Hahn zu stellen und auf einen Knopf zu drücken. Ich habe noch nie Hebel gesehen. Er nahm seinen Kaffee mit. Der Flur war verlassen. Wie viele einsame Abende er wohl in all den Jahren in seinem Büro verbracht hatte.
    Einmal, als er noch mit Mona verheiratet und Linda noch klein war, war Mona eines Abends außer sich vor Wut heraufgekommen und hatte gesagt, jetzt müsse er sich zwischen seiner Arbeit und seiner Familie entscheiden. Damals war er sofort mit ihr nach Hause gegangen. Aber oft hatte er sich geweigert.
    Er nahm Martinssons Jacke mit auf die Toilette und versuchte, sie zu säubern, aber vergebens. Dann kehrte er in sein Zimmer zurück und zog einen Block heran. Während der folgenden halben Stunde schrieb er aus der Erinnerung nieder, was er mit Siv Eriksson gesprochen hatte. Als er fertig war, gähnte er ausgiebig. Es war halb zwölf. Er sollte nach Hause fahren. Wenn er durchhalten wollte, mußte er schlafen. Aber er zwang sich, das Geschriebene noch einmal durchzulesen. Er

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