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Wallander 08 - Die Brandmauer

Wallander 08 - Die Brandmauer

Titel: Wallander 08 - Die Brandmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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selbst sich nicht müder fühlte. Der Hund hatte mit seinem Führer zu suchen begonnen. Wallander erinnerte sich vage an einen anderen Hund, der einmal einen schwarzen Finger gefunden hatte. Wie lange war das her? Es konnten fünf Jahre sein, aber genausogut zehn.
    Die Ärztin arbeitete schnell. »Ich glaube, jemand hat sie mit einer Zange abgekniffen«, sagte sie. »Aber ob es hier oder woanders war, kann ich nicht sagen.«
    »Hier ist es nicht gewesen«, sagte Nyberg mit Nachdruck.
    Keiner widersprach ihm. Aber es fragte auch keiner, wie er seiner Sache so sicher sein könne.
    Die Ärztin war fertig mit ihrer Arbeit. Inzwischen war der Leichenwagen eingetroffen. Die Leiche konnte abtransportiert werden.
    »Ich möchte nicht, daß er noch einmal abhanden kommt«, sagte Wallander. »Es wäre gut, wenn man den Mann jetzt begraben könnte.«
    Die Ärztin und der Leichenwagen verschwanden. Der Hund hatte auch aufgegeben.
    »Zwei Finger hätte er gefunden«, sagte der Hundeführer. »Die läßt er sich nicht entgehen.«
    »Ich glaube trotzdem, wir sollten morgen dieses ganze Gelände gründlich absuchen«, sagte Wallander und dachte an Sonja Hökbergs Handtasche. »Der sie abgekniffen hat, kann sie ein Stück weit weggeworfen haben. Damit wir es nicht so leicht haben.«
    Es war Viertel vor zwei. Der Wachmann war nach Hause gefahren.
    »Er war meiner Meinung«, sagte Martinsson. »Der Körper lag anders.«
    »Das kann mindestens zweierlei bedeuten«, sagte Wallander. »Entweder haben sie sich gar nicht darum bemüht, den Körper so hinzulegen wie beim erstenmal. Oder sie wußten ganz einfach nicht, wie er gelegen hatte.«
    »Aber warum? Warum sollte der Körper hierher zurück?«
    |222| »Frag mich nicht. Und jetzt macht es wirklich keinen Sinn mehr, hierzubleiben. Wir müssen schlafen.«
    Nyberg packte zum zweitenmal an diesem Abend seine Taschen. Die Stelle sollte bis zum nächsten Tag abgesperrt bleiben.
    »Wir sehen uns morgen früh um acht«, sagte Wallander.
    Dann trennten sie sich.
    Wallander fuhr nach Hause und machte sich Tee. Er trank eine halbe Tasse und ging dann ins Bett. Der Rücken und die Beine taten ihm weh. Die Straßenlampe schaukelte vor seinem Fenster.
    Kurz vor dem Wegsacken riß es ihn noch einmal an die Oberfläche. Zuerst wußte er nicht, was seine Aufmerksamkeit geweckt hatte. Er lauschte. Dann merkte er, daß es aus seinem Inneren kam.
    Es war etwas mit den abgeschnittenen Fingern.
    Er setzte sich im Bett auf. Es war zwanzig Minuten nach zwei.
    Ich will es jetzt wissen, dachte er. Ich kann nicht bis morgen warten.
    Er stand auf und ging in die Küche. Das Telefonbuch lag auf dem Tisch.
    Nach weniger als einer Minute hatte er die Nummer gefunden, die er suchte.

|223| 18
    Siv Eriksson schlief.
    Erst beim elften Klingeln meldete sie sich.
    »Hier ist Kurt Wallander.«
    »Wer?«
    »Ich war heute abend bei Ihnen.«
    Sie schien langsam wach zu werden. »Oh, die Polizei. Wieviel Uhr ist es?«
    »Halb drei. Ich hätte nicht angerufen, wenn es nicht wichtig wäre.«
    »Ist etwas passiert?«
    »Wir haben die Leiche gefunden.«
    Es raschelte im Hörer. Er stellte sich vor, daß sie sich im Bett aufsetzte. »Noch einmal.«
    »Wir haben Tynnes Falks Leiche gefunden.«
    Im gleichen Augenblick wurde Wallander klar, daß sie gar nichts vom Verschwinden der Leiche wußte. Vor Müdigkeit hatte er vergessen, daß er ihr bei seinem Besuch nichts davon gesagt hatte.
    Jetzt berichtete er. Und sie hörte zu, ohne ihn zu unterbrechen.
    »Und das soll ich glauben?« fragte sie, als er geendet hatte.
    »Ich gebe zu, daß es sich absurd anhört. Aber jedes Wort ist wahr.«
    »Wer tut so etwas? Und warum?«
    »Das würden wir auch gern wissen.«
    »Und Sie haben den Körper an der gleichen Stelle gefunden, an der er gestorben ist?«
    »Ja.«
    »Herrgott!«
    Er hörte sie atmen. »Aber wie kann er dort gelandet sein?«
    |224| »Das wissen wir noch nicht. Aber ich rufe an, weil ich Sie etwas fragen muß.«
    »Haben Sie vor, herzukommen?«
    »Das Telefongespräch reicht aus.«
    »Was wollen Sie wissen? Schlafen Sie eigentlich nie?«
    »Manchmal ist es ein wenig hektisch. Die Frage, die ich Ihnen stellen will, wirkt vielleicht ein bißchen sonderbar.«
    »Ich finde, Sie wirken überhaupt sonderbar. Genauso sonderbar wie das, was Sie erzählen. Wenn Sie erlauben, daß ich ehrlich bin, so mitten in der Nacht.«
    Wallander kam aus dem Konzept. »Ich glaube, ich verstehe nicht ganz, was Sie meinen.«
    Sie lachte laut. »Sie

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