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Wallander 08 - Die Brandmauer

Wallander 08 - Die Brandmauer

Titel: Wallander 08 - Die Brandmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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nicht, was da war«, sagte Wallander. »Außer daß er es geschafft hat, in den Rechner des Pentagons einzudringen.«
    »Von diesen Computern versteht er was«, sagte Modin. »Den ersten Apparat kaufte er sich mit neun Jahren. Für Geld, das er sich beim Erdbeerpflücken verdient hatte. Dann verschwand er in der Datenwelt. Aber solange er die Schule nicht vernachlässigte, hatte ich nichts dagegen. Allerdings – meine Frau war dagegen. Und jetzt findet sie natürlich, daß sie recht hatte.«
    Wallander bekam das Gefühl, daß Modin ein sehr einsamer Mensch war. Aber wie gern er auch gewollt hätte, es war keine Zeit für Konversation.
    »Ich würde also gern Robert treffen«, sagte er. »Es ist möglich, daß seine Fähigkeiten im Umgang mit Computern uns weiterhelfen können.«
    Modin paffte an seiner Pfeife. »Darf man fragen, auf welche Weise?«
    »Ich kann nur so viel sagen, daß es sich um ein kompliziertes Datenproblem handelt.«
    Modin nickte und stand auf. »Dann frage ich nicht weiter.«
    Er verschwand im Flur. Wallander hörte, daß er mit jemandem am Telefon sprach. Er wandte sich um und betrachtete das Bild, das sein Vater gemalt hatte.
    Wo sind die Seidenritter hin? dachte er. Die Aufkäufer, die in ihren glitzernden Amischlitten ankamen und Vaters Bilder zum Ramschpreis aufkauften. In ihren schicken Anzügen und mit ihrem protzigen Auftreten. Vielleicht gibt es einen Friedhof, wo nur Seidenritter begraben sind. Zusammen mit ihren prallen Brieftaschen und glitzernden Autos.
    Modin kam zurück. »Der Junge ist unterwegs«, sagte er. »Er ist in Skillinge. Das dauert ein Weilchen.«
    |245| »Was haben Sie ihm gesagt?«
    »Wie es ist. Keine Gefahr. Aber daß die Polizei seine Hilfe braucht.«
    Modin setzte sich wieder. Seine Pfeife war ausgegangen. »Es muß dringend sein, wenn Sie mitten in der Nacht kommen.«
    »Manche Sachen können nicht warten.«
    Modin begriff, daß Wallander nicht über die Sache reden wollte.
    »Kann ich Ihnen etwas anbieten?«
    »Ein Kaffee wäre gut.«
    »Mitten in der Nacht?«
    »Ich habe vor, noch ein paar Stunden zu arbeiten. Aber lassen Sie nur.«
    »Aber klar kriegen Sie Kaffee«, sagte Modin.
     
    Sie saßen in der Küche, als ein Wagen auf den Hof fuhr. Die Haustür ging auf, und Robert Modin trat ein.
    Wallander glaubte, einen Dreizehnjährigen vor sich zu haben. Er hatte kurzgeschnittenes Haar und eine runde Brille und war von kleiner Statur. Sicher würde er mit jedem Jahr, das verging, seinem Vater immer ähnlicher werden. Er trug Jeans, Hemd und Lederjacke. Wallander stand auf und reichte ihm die Hand. »Es tut mir leid, daß wir dich bei einem Fest gestört haben.«
    »Wir wollten sowieso gehen.«
    Modin stand in der Wohnzimmertür. »Ich laß euch jetzt allein«, sagte er und verschwand.
    »Bist du müde?« fragte Wallander.
    »Nicht besonders.«
    »Ich dachte, wir könnten nach Ystad fahren.«
    »Warum denn?«
    »Ich möchte dir etwas zeigen. Ich erkläre es dir unterwegs.«
    Der Junge war auf der Hut. Wallander versuchte zu lächeln. »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.«
    »Ich hole nur meine andere Brille«, sagte Robert Modin.
    Er verschwand die Treppe hinauf. Wallander ging ins Wohnzimmer und bedankte sich für den Kaffee.
    »Ich nehme Robert mit nach Ystad. Aber ich sorge dafür, daß er ordentlich wieder nach Hause kommt.«
    |246| Modin sah plötzlich wieder beunruhigt aus.
    »Und er hat bestimmt nichts ausgefressen?«
    »Ehrlich. Es ist so, wie ich gesagt habe.«
    Robert Modin kam zurück. Sie verließen das Haus um zwanzig nach eins. Der Junge setzte sich auf den Beifahrersitz. Er legte Wallanders Handy auf die Ablage. »Es hat jemand angerufen«, sagte er.
    Wallander ließ sich die Nummer anzeigen. Es war Hansson. Ich hätte das Telefon mit ins Haus nehmen sollen, dachte er.
    Er wählte die Nummer. Es dauerte, bis Hansson sich meldete.
    »Habe ich dich geweckt?«
    »Ja klar hast du mich geweckt. Was glaubst du denn? Es ist halb zwei. Ich bin bis halb eins geblieben. Da war ich so müde, daß ich dachte, ich falle um.«
    »Du hast angerufen?«
    »Es ist uns tatsächlich jemand ins Netz gegangen.«
    Wallander streckte sich hinter dem Steuer.
    »Was?«
    »Eine Frau mit einem Schäferhund. Wenn ich sie richtig verstanden habe, hat sie Tynnes Falk an dem Abend gesehen, an dem er starb.«
    »Gut. Ist ihr etwas aufgefallen?«
    »Sie hatte eine klare Erinnerung. Alma Högström, pensionierte Zahnärztin. Sie sagte, sie habe Tynnes Falk häufig abends

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