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Wallander 08 - Die Brandmauer

Wallander 08 - Die Brandmauer

Titel: Wallander 08 - Die Brandmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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nach Löderup.
    Er fuhr schnell, um sich abzureagieren. Weil er nicht einmal mehr seinen eigenen Beschlüssen zu folgen vermochte.
    Der Zettel mit der Adresse lag neben dem Handy auf dem Beifahrersitz. |242| Aber schon, als Martinsson ihm die Adresse genannt hatte, wußte Wallander, wo es war. Es lag nur wenige Kilometer von dem Haus entfernt, in dem sein Vater gewohnt hatte. Wallander ahnte außerdem, daß er Modins Vater schon einmal begegnet war. Ohne daß er sich den Namen damals gemerkt hatte. Er kurbelte die Scheibe herunter und ließ die kühle Luft über sein Gesicht streichen. Im Moment irritierten ihn Hansson und Martinsson gleichermaßen. Sie kriechen, dachte er zornig. Vor sich selbst und vor ihrer Chefin.
    Um Viertel nach zwölf bog er von der Hauptstraße ab. Natürlich bestand die Möglichkeit, daß er ein dunkles und schlafendes Haus vorfand. Aber sein Ärger und die Irritation hatten ihm die Müdigkeit ausgetrieben. Er wollte Robert Modin treffen. Und er wollte ihn mitnehmen zum Runnerströms Torg.
    Er kam zu einem abgeteilten Hof mit großem Garten. Im Licht der Scheinwerfer sah Wallander ein einsames Pferd, das reglos auf einer Koppel stand. Das Haus war weißgekalkt. Davor standen ein Jeep und ein kleinerer Wagen. In mehreren Fenstern im Untergeschoß war Licht.
    Wallander stellte den Motor ab und stieg aus. Im gleichen Augenblick ging das Licht vor der Haustür an. Ein Mann trat auf die Haustreppe. Wallander kannte ihn. Sie waren sich tatsächlich schon einmal begegnet.
    Wallander trat auf ihn zu und begrüßte ihn. Der Mann war an die Sechzig, mager und leicht gekrümmt. Aber seine Hände ließen nicht darauf schließen, daß er Landwirt war.
    »Ich kenne Sie«, sagte Modin. »Ihr Vater hat hier drüben gewohnt.«
    »Wir sind uns schon begegnet«, sagte Wallander. »Aber ich weiß nicht mehr, in welchem Zusammenhang.«
    »Ihr Vater irrte draußen auf den Äckern umher. Mit einem Koffer.«
    Wallander erinnerte sich. Sein Vater hatte in einem Anfall geistiger Verwirrung beschlossen, nach Italien zu reisen. Er hatte einen Koffer gepackt und sich auf den Weg gemacht. Modin hatte ihn entdeckt, wie er durch den Lehm stapfte, und im Polizeipräsidium angerufen.
    |243| »Ich glaube nicht, daß wir uns getroffen haben, seit er tot ist«, sagte Modin. »Und das Haus ist ja verkauft.«
    »Seine Frau ist zu ihrer Schwester nach Svarte gezogen. Ich weiß nicht einmal, wer das Haus gekauft hat.«
    »So ein Kerl aus dem Norden, der behauptet, er sei Geschäftsmann. Aber ich habe den Verdacht, daß er eigentlich nur Schwarzbrenner ist.«
    Wallander meinte, es vor sich sehen zu können. Das alte Atelier seines Vaters, verwandelt in eine Schwarzbrennerei.
    »Ich nehme an, Sie kommen wegen Robert«, unterbrach Modin Wallanders Gedanken. »Ich dachte, er hätte genug gebüßt.«
    »Das hat er bestimmt«, gab Wallander zurück. »Aber Sie haben recht, ich komme seinetwegen.«
    »Was hat er denn jetzt angestellt?«
    Wallander sah die Angst des Vaters.
    »Nichts. Im Gegenteil, vielleicht kann er uns bei etwas helfen.«
    Modin war verwundert. Aber auch erleichtert. Er nickte zur Tür hin. Wallander ging mit hinein.
    »Meine Frau schläft«, sagte Modin. »Sie nimmt Oropax.«
    Im gleichen Moment fiel Wallander ein, daß Modin Landvermesser war. Er hatte keine Ahnung, woher er das wußte.
    »Ist Robert zu Hause?«
    »Er ist bei Freunden auf einem Fest. Aber er hat das Handy mit.«
    Modin ging voraus ins Wohnzimmer.
    Wallander zuckte zusammen. Über dem Sofa hing eins der Gemälde seines Vaters. Die Landschaft ohne Birkhahn.
    »Ich habe es von ihm bekommen«, sagte Modin. »Wenn es ganz schlimm wurde mit dem Schnee, habe ich seinen Zufahrtsweg mit gepflügt. Manchmal bin ich vorbeigefahren und habe mit ihm geplaudert. Ein bemerkenswerter Mann, auf seine Weise.«
    »Das kann man wohl sagen.«
    »Ich mochte ihn. Es gibt nicht mehr viele von seinem Schlag.«
    »Es war nicht immer leicht, mit ihm umzugehen«, sagte Wallander. »Aber natürlich fehlt er mir. Und natürlich werden diese Alten immer seltener. Eines Tages werden sie ganz verschwunden sein.«
    |244| »Mit wem ist schon leicht umzugehen«, sagte Modin. »Mit Ihnen vielleicht? Mit mir jedenfalls nicht. Da können Sie meine Frau fragen.«
    Wallander setzte sich aufs Sofa. Modin begann, eine Pfeife auszukratzen.
    »Robert ist ein guter Junge«, sagte er. »Ich fand die Strafe hart. Auch wenn es nur ein Monat war. Es war doch alles nur ein Spiel.«
    »Ich weiß gar

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