Wallander 09 - Der Feind im Schatten
landwirtschaftlicher Geräte lagen. Jussi schnüffelte herum, trank und legte sich neben ihn. Die Bewölkung hatte sich wieder aufgelockert, es würde keinen Regen geben. In der Ferne hörte er die Sirenen eines Einsatzfahrzeugs. Feuerwehr diesmal, kein Krankenwagen oder seine Kollegen von der Polizei. Er schloss die Augen und versuchte, Baiba vor sich zu sehen. Die Sirenen kamen näher, sie waren jetzt hinter ihm, auf der Landstraße nach Simrishamn. Er drehte sich um. Das Fernglas, das er vorhin mit aufs Dach genommen hatte, hing noch um seinen Hals. Er stand auf. Konnte es bei einem seiner Nachbarn brennen? Wenn es nur nicht bei den alten Hanssons war. Elin, die Frau, war nahezu gelähmt, und Rune, der Mann, konnte sich ohne Stock kaum bewegen. Die Sirenen kamen immer näher. Er hielt das Fernglas an die Augen und erkannte entgeistert, dass zwei der Feuerwehrwagen auf seinem Hofplatz hielten. Sofort lief er los, Jussi vor ihm in der Spur. Dann und wann hielter inne, um durchs Fernglas sein Haus zu betrachten. Jedes Mal erwartete er, Flammen aus dem Dach schlagen zu sehen, auf dem er vor kurzem noch gesessen hatte, oder Rauch, der aus zerschlagenen Fenstern quoll. Doch es geschah nichts. Da waren nur die beiden Einsatzwagen, die Sirenen, die jetzt verstummt waren, und Feuerwehrmänner, die hin und her liefen.
Als er mit wild schlagendem Herzen auf dem Hof ankam, stand der Brandmeister Peter Edler da und streichelte Jussi, der mit großem Vorsprung angekommen war. Er lachte grimmig, als Wallander angehechelt kam. Die Feuerwehrleute waren schon dabei, ihre Abfahrt vorzubereiten. Peter Edler war in Wallanders Alter, ein sommersprossiger Mann, der mit einem leichten Anstrich von Småländisch sprach. Sie begegneten sich dann und wann bei gemeinsamen Einsätzen. Wallander hatte großen Respekt vor ihm und schätzte seinen trockenen Humor.
»Einer meiner Männer wusste, dass du hier wohnst«, sagte Edler und streichelte Jussi weiter.
»Was ist denn passiert?«
»Das sollte ich dich wohl fragen.«
»Brennt es?«
»Es sieht nicht so aus. Aber es hätte leicht passieren können.«
Wallander sah Edler verständnislos an. »Ich bin doch erst vor vielleicht dreißig Minuten aus dem Haus gegangen.«
Edler nickte zum Haus hin. »Komm mit ins Haus.«
Der Gestank, der Wallander beim Betreten des Hauses entgegenschlug, war stark, fast beißend. Es roch nach verbranntem Gummi. Edler führte ihn in die Küche. Die Feuerwehrleute hatten ein Fenster geöffnet, um zu lüften. Auf einer der Platten stand eine Bratpfanne, daneben lag ein verkohlter Untersatz.
Edler schnupperte an der Pfanne. »Spiegeleier? Wurst und Bratkartoffeln?«
»Eier.«
»Und dann bist du aus dem Haus gegangen, bevor du die Platte ausgeschaltet hattest? Außerdem hast du den Untersatz auf den Herd gelegt. Wie nachlässig darf ein Kriminalkommissar eigentlich sein?«
Edler schüttelte den Kopf. Sie gingen wieder auf den Hof. Die Feuerwehrmänner saßen in ihren Autos und warteten auf ihren Chef.
»Das ist mir noch nie passiert«, sagte Wallander.
»Und am besten, es passiert nicht wieder.«
Edler blickte sich um und betrachtete die Aussicht. »Du bist ja am Ende aufs Land gekommen. Ehrlich gesagt, ich hätte nie gedacht, dass du es wirklich schaffst. Du hast es schön hier.«
»Und du wohnst noch in der Stadt?«
»Das gleiche Haus im Zentrum. Gunnel möchte aufs Land, aber ich weigere mich. Zumindest, solange ich arbeite.«
»Wie lange ist das noch?«
Edler schüttelte sich vor Unbehagen. Er schlug sich mit dem blanken Helm, den er in der Hand hielt, gegen einen Schenkel, als wäre der Helm eine Waffe. »So lang, wie ich noch kann, oder darf. Noch drei, vier Jahre. Was ich dann mache, weiß ich noch nicht. Ich kann nicht zu Hause sitzen und Kreuzworträtsel lösen.«
»Du kannst vielleicht welche konstruieren«, sagte Wallander und dachte an Herman Eber.
Edler sah ihn erstaunt an, fragte jedoch nicht, was er damit meinte. Dagegen interessierte er sich für Wallanders Zukunft. Es schien beinahe so, als hoffte er, dass sie sich ebenso düster ausnahm wie seine eigene.
»Ich halte mich vielleicht noch ein paar Jahre. Dann ist es mit mir auch vorbei. Wir können uns vielleicht zusammentun? Bilden ein kleines Team, reisen herum und erklären den Leuten, wie man sich gegen Einbruch und Feuer schützt? ›Firma Bruch und Brand‹.«
»Kann man sich gegen Einbruch schützen?«
»Kaum. Aber man kann den Menschen einfache Methoden beibringen, wie man
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