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Wallander 09 - Der Feind im Schatten

Wallander 09 - Der Feind im Schatten

Titel: Wallander 09 - Der Feind im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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es Dieben verleiden kann, sich für gewisse Häuser und Wohnungen zu interessieren.«
    Edler sah ihn skeptisch an. »Glaubst du wirklich selbst, was du da sagst?«
    »Ich versuche es. Aber Diebe sind wie Kinder. Sie lernen schnell.«
    Edler schüttelte den Kopf über Wallanders gelinde gesagt fragwürdigen Vergleich und kletterte in sein Auto. »Schalte künftig die Kochplatten aus«, sagte er zum Abschied. »Aber es war klug von dir, einen ordentlichen Brandmelder zu installieren, der direkt mit uns verbunden ist. Das hätte sich leicht zu einem gefährlichen Brand ausweiten können, der aufs ganze Haus übergegriffen hätte. Dann hättest du den Alptraum einer rauchenden Ruine mitten im Sommer erlebt.«
    Wallander erwiderte nichts. Es war Linda gewesen, die auf dem Brandmelder bestanden hatte. Es war ein Weihnachtsgeschenk von ihr, und sie hatte dafür gesorgt, dass er installiert wurde.
     
    Er gab Jussi sein Fressen und wollte gerade den Rasenmäher anwerfen, als Linda auf den Hof fuhr. Sie hatte Klara nicht bei sich. Er sah, dass sie aufgebracht war, und nahm an, dass sie auf die Einsatzfahrzeuge gestoßen war.
    »Was hat denn die Feuerwehr bei dir gewollt?«, fragte sie.
    »Die hatten sich verfahren«, log er. »Es hat bei einem der Nachbarn im Stall einen Kurzschluss gegeben.«
    »In welchem Stall?«
    »Bei Hanssons.«
    »Wer sind die?«
    »Warum soll ich dir das erklären? Du weißt sowieso nicht, wo ihr Hof liegt.«
    Sie hielt ihren üblichen kleinen Rucksack in der Hand.Plötzlich warf sie mit voller Kraft damit nach ihm. Wallander konnte sich wegdrehen und wurde nur an der Schulter getroffen.
    Er hob ihn wütend auf. »Was soll das?«
    »Dass ich es tatsächlich erleben muss, wie du mir offen ins Gesicht lügst!«
    »Ich lüge nicht.«
    »Die Feuerwehr war hier! Ich habe angehalten und mit deinem Nachbarn gesprochen. Er hat gesehen, wie du hier bei den zwei Einsatzfahrzeugen auf dem Hof gestanden hast.«
    »Ich hatte vergessen, eine Kochplatte auszuschalten.«
    »Hast du geschlafen?«
    Wallander machte eine Bewegung zu den Feldern hin, über die er vor kurzem noch fast gerannt war, so dass ihm noch immer die Beine zitterten. »Ich war mit Jussi draußen.«
    Ohne ein Wort riss Linda ihm ihren Rucksack aus der Hand und ging ins Haus. Wallander überlegte, ob er sich ins Auto setzen und wegfahren sollte. Linda würde fürs Erste nicht aufhören, von seiner Lüge und seiner unfassbaren Nachlässigkeit zu reden. Sie würde sich weiter aufregen, was unfehlbar dazu führen würde, dass er selbst zornig wurde. Er war schon auf dem besten Weg dazu. Er wusste nicht, was sie in ihrem Rucksack hatte. Aber er war schwer gewesen, und seine Schulter schmerzte. Er dachte, von Moment zu Moment aufgebrachter, dass sie noch nie so etwas wie physische Gewalt gegen ihn angewandt hatte.
    Linda kam wieder heraus. »Erinnerst du dich, worüber wir vor ein paar Wochen gesprochen haben? An dem Tag, als es in Strömen goss und ich mit Klara hier war?«
    »Wie soll ich mich an alles erinnern können, worüber wir sprechen?«
    »Wir haben davon gesprochen, dass sie, wenn sie erst ein bisschen größer wäre, auch mal hier bei dir sein könnte.«
    »Lass uns ganz in Ruhe miteinander reden«, sagte Wallander. »Du hast einen Feuermelder installieren lassen. Jetzt wissen wir, dass er funktioniert. Das Haus ist nicht abgebrannt. Ich habe vergessen, eine Kochplatte auszumachen. Ist dir das noch nie passiert?«
    Ihre Antwort kam wie aus der Pistole geschossen. »Nicht seit Klara auf der Welt ist.«
    »Ich glaube, es ist mir auch nicht passiert, als du klein warst.«
    Der Ausbruch unterblieb. Sie waren beide gute Fechter, und keinem gelang es, den entscheidenden Stoß anzubringen. Linda setzte sich auf einen der Gartenstühle, Wallander blieb stehen, noch abwartend, ob ihre Wut wieder aufflammen würde.
    Sie sah ihn mit einem besorgt fragenden Blick an. »Bist du vergesslich geworden?«
    »Das bin ich immer gewesen. In gewissen Grenzen. Vielleicht sollte man lieber sagen, dass ich zerstreut bin.«
    »Ich meine, mehr als früher?«
    Er setzte sich hin, plötzlich hatte er es satt, ständig die Unwahrheit zu sagen. »Ich glaube, so ist es. Manchmal können ganze Zeiträume einfach verschwinden. Wie Eis, das schmilzt.«
    »Wie meinst du das?«
    Wallander erzählte von seiner Reise nach Höör. Die Episode mit der Anhalterin ließ er allerdings aus.
    »Auf einmal wusste ich nicht mehr, warum ich nach Höör gefahren bin. Es war, als befände ich

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