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Wallander 09 - Der Feind im Schatten

Wallander 09 - Der Feind im Schatten

Titel: Wallander 09 - Der Feind im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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nach der Ursache seines Todes«, sagte Wallander ausweichend.
    »Seine Frau beging Selbstmord. Das lässt darauf schließen, dass die Familie mit schweren Problemen zu kämpfen hatte. Nicht wahr?«
    Sie trat an einen Tisch und zog ein Tuch weg, unter dem sich ein Computer verbarg. Wallander wunderte sich, mit welcher Leichtigkeit ihre dicken Finger über die Tasten flogen.
    Nachdem sie einige Minuten getippt hatte, lehnte sie sich zurück und blinzelte auf den Bildschirm. »Håkan von Enkes Karriere verlief ganz und gar normal. Er kam annähernd so weit, wie zu erwarten war. Wäre Schweden in einen Krieg geraten, hätte er noch den einen oder anderen Grad höher steigen können. Aber das ist nicht sicher.«
    Wallander stand auf und trat neben sie. Der Parfümgestank war so erdrückend, dass er versuchte, durch den Mund zu atmen. Er las auf dem Bildschirm, sah das Foto, das von Enke in seinen Vierzigern zeigte.
    »Gibt es in seiner Laufbahn etwas Bemerkenswertes?«
    »Nein. Als junger Kadett gewann er ein paar Preise in skandinavischen Sportwettbewerben. Guter Schütze, gute Kondition, gewann ein paar Geländeläufe. Wenn man das nun als besonders bemerkenswert ansehen will.«
    »Was gibt es über seine Frau?«
    Die dicken Finger tanzten, der Husten schüttelte sie wieder, aber sie hörte erst auf, als ein Foto der lächelnden Louise mit Dauerwelle auf dem Bildschirm erschien. Wallander nahm an, dass sie fünfunddreißig, vielleicht vierzig Jahre alt war. Sie trug eine Perlenkette. Wallander studierte den Text. Auch da fand sich nichts, was auf den ersten Blick abweichend oder erstaunlich war. Asta Hagberg rief eine neue Seite auf. Wallander las, dass Louises Mutter aus Kiew stammte. »1905 heiratet Angela Stefanowitsch den schwedischen Kohleexporteur Hjalmar Sundblad. Sie zieht nach Schweden und nimmt die schwedische Staatsangehörigkeit an. Louise ist das jüngste von vier Kindern, die sie mit Hjalmar bekam.«
    »Alles normal, wie Sie sehen«, sagte Asta Hagberg.
    »Abgesehen davon, dass ihre Mutter aus Russland stammt.«
    »Heute würde man wohl Ukraine sagen. Die meisten Schweden haben Wurzeln irgendwo außerhalb unserer Grenzen. Wir sind ein Volk aus Finnen, Holländern, Deutschen, Russen, Franzosen. Sölves Urgroßvater kam aus Schottland, meine Großmutter hatte türkisches Blut in den Adern. Wie ist das bei Ihnen?«
    »Meine Vorfahren waren Kleinbauern in Småland.«
    »Haben Sie Ihre Abstammung zurückverfolgt? Gründlich?«
    »Nein.«
    »Sie werden sehen, wenn Sie es eines Tages tun, finden Sie wahrscheinlich etwas Unerwartetes. Es ist immer spannend, aber nicht immer angenehm. Ein guter Freund von mir ist Pastor in der Schwedischen Kirche. Als er pensioniert wurde, wollte er seine familiären Wurzeln erkunden. Er fand ziemlich schnell in direkt absteigender Linie zwei Personen, die innerhalb von fünfzig Jahren hingerichtet worden waren. Der eine am Anfang des siebzehnten Jahrhunderts. Er hatte einen Raubmord begangen und wurde enthauptet.Sein Enkel wurde von einer der zahlreichen deutschen Armeen angeworben, die in der Mitte des siebzehnten Jahrhunderts durch Europa marschierten. Er wurde gehängt, weil er desertiert war. Nach dieser Entdeckung gab der gute Pastor es auf, seine Ahnen weiter zu erforschen. Man kann ihn verstehen.«
    Sie erhob sich unter großer Anstrengung und bedeutete ihm mit einem Kopfnicken, ihr in ein angrenzendes Zimmer zu folgen. An den Wänden standen Dokumentenschränke aufgereiht.
    Sie schloss einen der Rollverschlüsse auf und zog ein mit Mappen gefülltes Schubfach heraus. »Man weiß nie, was es noch gibt«, sagte sie, während sie den Inhalt durchsuchte.
    Sie nahm eine Mappe heraus und legte sie auf einen Tisch. Die Mappe enthielt Fotos. Wallander war nicht sicher, ob sie auf etwas Bestimmtes aus war oder ob sie aufs Geratewohl suchte.
    Sie hielt bei einem Schwarzweißfoto inne und hob es ins Licht. »Ich hatte eine vage Erinnerung an dieses Bild. Es ist nicht ganz uninteressant.«
    Sie reichte es Wallander, der staunte, als er es betrachtete. Da war dieser große, magere Mann mit dem tadellosen Anzug und der Fliege, herzlich lächelnd. Sein Name war Stig Wennerström. Er hielt ein Cocktailglas in der Hand und richtete seine Aufmerksamkeit einzig und allein auf Håkan von Enke. »Wann ist das aufgenommen worden?«
    »Es steht auf der Rückseite. Sölve war immer sehr genau mit Daten und Ortsangaben.«
    Wallander las auf einem aufgeklebten Zettel einen maschinengeschriebenen

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