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Wallander 09 - Der Feind im Schatten

Wallander 09 - Der Feind im Schatten

Titel: Wallander 09 - Der Feind im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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wir fünfzehn Grad Schräglage. Das war nicht unbedingt angenehm.«
    Er zündete die Pfeife an und betrachtete Wallander mit forschendem Blick. »Ist das eine allzu poetische Betrachtung für einen Polizisten?«
    »Nein. Aber ein U-Boot ist für mich eine fremde Welt. Beängstigend, sollte ich hinzufügen.«
    Der Korvettenkapitän an seiner Seite zog gierig an seiner Pfeife. »Seien wir ehrlich«, sagte er. »Dieses Fest langweilt uns beide. Alle wissen, dass ich es arrangiert habe. Aber nur, weil viele meiner Freunde es wünschten. Jetzt können wir uns in einem der vielen Nebenzimmer hier verstecken. Früher oder später beginnt meine Frau mich zu suchen. Aber bis dahin haben wir Ruhe.«
    »Du bist aber trotz allem die Hauptperson«, sagte Wallander.
    »Das ist wie in einem guten Theaterstück«, antwortete von Enke. »Damit die Spannung steigt, darf die Hauptperson nicht ständig auf der Bühne sein. Ein Teil der wichtigen Ereignisse der Intrige sollte sich in den Kulissen abspielen.«
    Er verstummte. Abrupt, zu abrupt, dachte Wallander. Håkan von Enkes Blick war an etwas in Wallanders Rücken hängen geblieben. Wallander drehte sich um. Jenseits des Gartens verlief eine der kleineren Straßen Djursholms, die weiter vorn in die Hauptzufahrtsstraße nach Stockholm einmündete.
    Wallander bemerkte einen Mann, der hinter dem Zaun direkt unter einer Straßenlaterne stand, neben einem Auto mit laufendem Motor. Eine Abgaswolke stieg auf und verflüchtigte sich im gelben Licht.
    Wallander hatte den Eindruck, dass von Enke beunruhigt war. »Eins der kleinen Zimmer«, sagte er. »Wir nehmen den Kaffee mit und machen die Tür hinter uns zu.«
    Als Wallander die Terrasse verließ, warf er noch einen Blick zurück. Das Auto war verschwunden, ebenso der Mann unter der Laterne. Vielleicht jemand, den er zu seinem Fest einzuladen vergessen hat, dachte Wallander. Jedenfalls hat er nichts mit mir zu tun. Kein Journalist, der mit mir über vergessene Pistolen reden will.
    Nachdem sie ihren Kaffee geholt hatten, lotste von Enke Wallander in ein kleines Zimmer mit brauner Holztäfelung und weichen Ledersesseln. Wallander bemerkte, dass das Zimmer kein Fenster hatte.
    Håkan von Enke folgte seinem Blick. »Es gibt eine Erklärung dafür, dass dies wie ein Bunker ist«, sagte er. »In den 1930er Jahren gehörte das Haus für einige Jahre einem Mann, der in Stockholm eine ganze Reihe Nachtclubs besaß, die meisten illegal. Jede Nacht fuhren seine bewaffneten Kuriere herum, sammelten die Kassen ein und brachten sie hierher. In diesem Zimmer stand damals ein großer Geldschrank. Hier saß sein Prokurist und zählte die Geldscheine, führte Buch und legte die Bündel in den Tresor. Als der Besitzer wegen seiner zwielichtigen Geschäfte aufflog, wurde der Geldschrank aufgeschweißt. Der Mann hieß Göransson, wenn ich mich richtig erinnere. Er bekam eine hohe Freiheitsstrafe, die er nicht ertrug. Er erhängte sich in seiner Zelle auf Långholmen.«
    Er trank einen Schluck Kaffee und zog an der erloschenen Pfeife. Und hier, in diesem Zimmer, dessen Wände dicht waren und in das die Geräusche des Festes nur schwach hereindrangen, erkannte Wallander, dass von Enke Angst hatte. Erhatte es oft genug erlebt, wenn Menschen sich ängstigten vor etwas, sei es eingebildet oder wirklich. Er war sicher, dass er sich nicht irrte.
     
    Das Gespräch begann tastend, von Enke ging zurück in frühere Jahre, als er noch aktiver Marineoffizier war. »Herbst 1980«, sagte er. »Das ist lange her, eine Generation, achtundzwanzig Jahre. Was hast du damals gemacht?«
    »Ich war Polizist in Malmö. Linda war noch ganz klein. Mona und ich sprachen immer öfter über einen Umzug nach Ystad, ich wollte näher bei meinem alten Vater sein. Ich dachte auch, dass Linda in einem besseren Milieu aufwachsen sollte. Zumindest waren das die Gründe, warum wir über einen Umzug nachdachten. Was danach kam, ist eine ganz andere Geschichte.«
    Von Enke schien gar nicht zuzuhören. Stattdessen fuhr er mit seiner eigenen Geschichte fort. »Ich war in jenem Herbst auf dem Marinestützpunkt an der Ostküste stationiert. Zwei Jahre vorher hatte ich das Kommando über eins unserer besten U-Boote vom Typ Seeschlange abgegeben. Unter U-Boot-Leuten sagte man nie etwas anderes als ›die Schlange‹. Im Marinestützpunkt hatte ich nur einen befristeten Posten. Ich selbst wollte wieder zur See fahren, aber es war vorgesehen, dass ich in die strategische Führung der schwedischen

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