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Wallander 09 - Der Feind im Schatten

Wallander 09 - Der Feind im Schatten

Titel: Wallander 09 - Der Feind im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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zumachen. Sie können sich in Tiefwassergräben legen, dicht an Felswände, falsche Sonarspuren legen. Obwohl mehrere Hubschrauber hochgeschickt wurden, fanden wir es nicht wieder.«
    »Aber konnte es nicht beschädigt worden sein?«
    »So funktioniert es nicht. Eine erste Unterwasserbombe soll laut internationalen Regeln eine Warnung sein. Erst in einer späteren Phase kann man durch Unterwasserbomben ein U-Boot zum Auftauchen zwingen, um es zu identifizieren.«
    »Und was passierte dann?«
    »Eigentlich nichts mehr. Es wurde eine Untersuchung durchgeführt, die ergab, dass ich richtig gehandelt hatte. Vielleicht war dies die Ouvertüre zu dem, was zwei Jahre später kommen sollte, als es in schwedischen Gewässern von U-Booten wimmelte, vor allem in den Schären vor Stockholm. Das Wichtigste war vielleicht die Bestätigung, dass die Russen sich für unsere Fahrwasser genauso stark interessierten wie eh und je. Dies war in einer Periode, als niemand glaubte, dass die Berliner Mauer fallen und die Sowjetunion sich auflösen würde. Man vergisst das leicht. Der Kalte Krieg war noch nicht vorbei. Nach diesem Vorfall vor Utö bekam die Marine eine Aufstockung der Mittel. Aber das war auch alles.«
    Von Enke trank den Rest aus seiner Kaffeetasse. Wallander wollte gerade aufstehen, als Håkan von Enke erneut zu sprechen begann. »Ich bin noch nicht fertig. Zwei Jahre später war es wieder so weit. Ich war befördert worden und saß in der obersten Führung der schwedischen Seeverteidigung. Unser Hauptquartier war in Berga, und dort gab es einen operativen Stab, der rund um die Uhr in Dienst war. Am ersten Oktober ging ein Alarm ein, den wir uns in unseren wildesten Fantasien nicht hatten vorstellen können. Es gab Anzeichen dafür, dass ein oder mehrere U-Boote sich in der Bucht Hårsfjärden befanden, in unmittelbarer Nähe unsererBasis auf Muskö. Es handelte sich also nicht mehr nur um eine Verletzung schwedischer Hoheitsgewässer, sondern fremde U-Boote hielten sich innerhalb des militärischen Sperrgebiets auf. Du kannst dich sicher an das alles erinnern.«
    »Die Zeitungen waren voll davon, Fernsehreporter kletterten auf rutschigen Felsklippen herum.«
    »Ich weiß nicht, womit man es vergleichen soll. Es war vielleicht so, als wären Hubschrauber eines fremden Landes im Innenhof des königlichen Schlosses gelandet. So fühlte es sich an, U-Boote in unmittelbarer Nähe unserer geheimsten militärischen Anlagen zu haben.«
    »Ich selbst bekam damals gerade die Bestätigung, dass ich in Ystad arbeiten könnte.«
    Die Tür wurde plötzlich geöffnet. Wallander nahm im Bruchteil einer Sekunde wahr, dass von Enkes rechte Hand zur Brusttasche seiner Anzugjacke zuckte. Dann ließ er die Hand wieder in den Schoß fallen. Die Tür war von einer angetrunkenen Frau geöffnet worden, die nach einer Toilette suchte. Sie verschwand, und sie waren wieder allein. »Es war im Oktober«, fuhr von Enke fort, »wir hatten manchmal den Eindruck, die gesamte schwedische Küste sei einem Angriff unbekannter U-Boote ausgesetzt. Ich war froh, nicht für den Kontakt zu all den Journalisten verantwortlich zu sein, die sich draußen in Berga sammelten. Wir mussten ein paar Unterkünfte als Presseräume einrichten. Ich war die ganze Zeit damit beschäftigt, eins dieser U-Boote zu erwischen. Wir würden unsere Glaubwürdigkeit verlieren, wenn es uns nicht gelang, eins von ihnen zum Auftauchen zu zwingen. Und schließlich kam der Abend, an dem wir ein U-Boot im Hårsfjärden eingekreist hatten. Es bestand kein Zweifel, wir alle in der Führung waren uns einig. Ich war derjenige, der die ganze Verantwortung für den Feuerbefehl hatte. Während dieser hektischen Stunden sprach ich mehrmals mit dem Oberbefehlshaber und mit dem Verteidigungsminister.Er hieß Andersson, falls du dich erinnerst. Ein Mann aus Borlänge.«
    »Ich erinnere mich vage, dass er ›der rote Börje‹ genannt wurde.«
    »Richtig. Aber er war dem Ganzen nicht gewachsen. Er fand wohl, dass die U-Boote die Hölle waren. Er ging wieder zurück nach Dalarna, und wir bekamen Anders Thunborg als Verteidigungsminister. Einen von Palmes engsten Vertrauten. Viele meiner Kollegen trauten ihm nicht. Aber meine Kontakte zu ihm waren gut. Er mischte sich nicht ein, er stellte Fragen. Bekam er Antworten, war er zufrieden. Aber einmal, als er anrief, hatte ich das Gefühl, Palme sei im selben Raum, unmittelbar neben ihm. Ob es stimmt, weiß ich nicht. Aber das Gefühl war sehr stark.«
    »Und

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