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Wallander 09 - Der Feind im Schatten

Wallander 09 - Der Feind im Schatten

Titel: Wallander 09 - Der Feind im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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gestanden hatte?
    Wer war dieser Mann? Auf diese Frage konnte er sich keine Antwort geben.

 
5
     
    Drei Monate später, genauer gesagt am elften April, geschah etwas, was Wallander noch einmal zwang, in seiner Erinnerung zu jenem Januarabend zurückzukehren, als er in einem stickigen Zimmer gesessen und der Erzählung des Geburtstagskindes über Ereignisse gelauscht hatte, die fast dreißig Jahre zurücklagen.
    Es kam für alle Beteiligten gänzlich unerwartet. Håkan von Enke verschwand spurlos. Jeden Morgen pflegte Håkan von Enke von seiner Wohnung in Östermalm aus einen langen Spaziergang zu machen, egal, wie das Wetter war. An diesem Tag fiel Nieselregen über Stockholm. Wie gewöhnlich war er früh aufgestanden und saß schon um kurz nach sechs am Frühstückstisch. Um sieben klopfte er an die Schlafzimmertür seiner Frau, um sie zu wecken und ihr zu sagen, dass er jetzt seinen Spaziergang machen wolle. Normalerweise war er ungefähr zwei Stunden unterwegs, aber bei strenger Kälte kürzte er den Spaziergang um die Hälfte ab: Er war starker Raucher gewesen, und seine Lungen hatten sich nie ganz erholt. Er nahm immer den gleichen Weg. Von seiner Wohnung in der Grevgata ging er zum Valhallaväg und auf diesem nach Westen bis in den Lilljansskog, wo er auf kleineren Pfaden in einem verwinkelten Muster lief, an dessen Ende er wieder zum Valhallaväg gelangte, dann die Sturegata entlang in südlicher Richtung und auf dem Karlaväg schließlich wieder nach Hause. Er ging schnell, benutzte einen der alten Spazierstöcke seines Vaters und war immer verschwitzt, wenn er in seine Wohnung zurückkam, wo er sich als Erstes ein Bad einlaufen ließ.
    Dieser Morgen war wie alle anderen gewesen, mit dem einzigen Unterschied, dass Håkan von Enke nicht nach Hause zurückkehrte. Louise wusste genau, welche Wege er immer ging, denn in früheren Jahren hatte sie ihm Gesellschaft geleistet, dann aber damit aufgehört, als sie sein Tempo nicht mehr mithalten konnte. Als er nicht wie gewohnt nach Hause kam, machte sie sich Sorgen. Er hatte zwar eine gute Kondition, aber er war trotz allem ein alter Mann, dem etwas passiert sein konnte. Ein Schlaganfall, ein geplatztes Blutgefäß. Sie ging sogleich los, um nach ihm zu suchen. Sein Handy lag auf seinem Schreibtisch. Er hatte sich also nicht an ihre Absprache gehalten, es immer bei sich zu haben. Um elf Uhr war sie nach Hause zurückgekehrt, nachdem sie seine Route abgegangen war. Bei jedem Schritt hatte sie gefürchtet, ihn zu finden, wie er tot am Boden lag. Aber er war nicht da, er war verschwunden. Zu Hause hatte sie die zwei oder drei Freunde angerufen, die er besucht haben konnte. Als die Freunde erklärten, ihn nicht gesehen zu haben, war sie sicher, dass ihm etwas zugestoßen war. Gegen zwölf Uhr rief sie Hans in seinem Büro in Kopenhagen an. Obwohl sie äußerst besorgt war und das Verschwinden ihres Mannes sofort bei der Polizei melden wollte, hatte Hans ihr gut zugeredet, damit sie sich beruhigte. Sie beschlossen, noch ein paar Stunden zu warten, obwohl seine Mutter bis zum Schluss widersprach.
    Direkt nach dem Gespräch mit seiner Mutter rief Hans Linda an, und durch sie erfuhr Wallander von den Geschehnissen des Morgens. Er war gerade dabei, Jussi beizubringen, ruhig zu stehen, wenn er ihm die Pfoten reinigte. Ein Hundetrainer aus Skurup hatte ihm Anweisungen gegeben. Wallander war an dem Punkt angelangt, wo er nicht mehr daran glaubte, dass der Hund noch neue Verhaltensweisen erlernen konnte, als das Telefon schrillte. Linda erzählte ihm von ihrer besorgten Schwiegermutter und bat ihn um Rat.
    »Du bist selbst Polizistin«, sagte Wallander. »Du weißt,wie das übliche Vorgehen ist. Man wartet ab. Die meisten kommen zurück.«
    »Er hat über viele Jahre seine Gewohnheiten nicht geändert. Ich verstehe, warum Louise besorgt ist. Sie ist nicht hysterisch.«
    »Wartet bis heute Abend«, sagte Wallander. »Er kommt bestimmt zurück.«
    Wallander war überzeugt, dass Håkan von Enke bald durch die Tür seiner Wohnung treten und eine vollkommen normale Erklärung für sein Wegbleiben haben würde. Er war mehr neugierig als besorgt, was den Ausgang der Sache betraf. Aber Håkan von Enke kam nicht zurück, weder am ersten noch am zweiten Abend. Schon am Abend des elften April gab Louise eine Vermisstenanzeige auf und fuhr in einem Polizeiwagen die labyrinthähnlichen kleinen Wege im Lilljansskog ab, ohne dass er gefunden wurde. Am nächsten Tag kam ihr Sohn von

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