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Wallander 09 - Der Feind im Schatten

Wallander 09 - Der Feind im Schatten

Titel: Wallander 09 - Der Feind im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Strand von Mossby eröffnete, sie habe beschlossen, in seine Fußstapfen zu treten. Er hatte nicht lange gebraucht, um zu spüren, dass ihre Entscheidung ihn froh machte. Auf eine Weise kam es ihm vor, als gäbe sie all den Jahren, die er selbst als Polizist verbracht hatte, im Nachhinein einen Sinn. Nach Beendigung ihrer Ausbildung arbeitete sie in Ystad. Die ersten Monate wohnte sie bei ihm in der Mariagata. Das war keine gute Lösung, weil er, wie ein alter Hund, daran gewöhnt war, zu sitzen, wo er wollte; auch fiel es ihm schwer, sie als wirklich erwachsen zu betrachten. Als sie schließlich eine eigene Wohnung fand, war das der Gong, der ihre Beziehung rettete.
     
    Sie hatte ihn zum Haus begleitet und sofort gesagt, dass dies genau das Haus sei, das er kaufen solle. Kein anderes, genau dieses Haus, am Ende eines Wegs, auf einem sanft ansteigenden Hügel mit Blick aufs Meer.
    »Großvater wird hier seinen Spuk treiben«, sagte sie. »Aber du brauchst keine Angst zu haben. Er wird wie ein Schutzheiliger sein.«
    Es war ein großer Augenblick in Wallanders Leben, als er den Kaufvertrag unterzeichnete und dann mit einem großen Schlüsselbund in der Hand dastand. Am ersten November zog er ein, nachdem er zwei Zimmer gestrichen, aber auf den Kauf eines neuen Herds verzichtet hatte. Er verließ die Wohnung in der Mariagata ohne den geringsten Zweifel daran, das Richtige zu tun. An dem Tag, an dem er sein neues Haus in Besitz nahm, wehte ein stürmischer Wind aus südöstlicher Richtung.
    Schon am ersten Abend fiel der Strom aus. Plötzlich saß Wallander im Dunkeln in seinem neuen Heim, während draußen der Sturm tobte. Die tragenden Dachbalken ächzten und knarrten, und an einer Stelle regnete es durch. Aber er bereute nichts. Hier würde er wohnen.
    Auf dem Hof stand eine Hundehütte. Seit seiner Kindheit hatte Wallander von einem Hund geträumt. Mit dreizehn hatte er die Hoffnung aufgegeben, jemals einen Hund zu bekommen, aber genau da hatten ihm die Eltern einen geschenkt. Er hatte das Tier über alles geliebt. Später hatte er gedacht, dass die Hündin Saga ihm ein Gefühl dafür gegeben hatte, was Liebe sein konnte. Als Saga drei Jahre alt war, wurde sie von einem Lastwagen überfahren. Die Trauer und der Schock waren schlimmer als alles, was er bis dahin erlebt hatte. Es fiel Wallander nicht schwer, sich an seine chaotischen Gefühle zu erinnern, obwohl Sagas Tod vierzig Jahre zurücklag. Der Tod schlägt zu, das wusste er nun. Mit harter und erbarmungsloser Faust.
    Zwei Wochen später schaffte er sich einen Hund an, einen schwarzen Labradorwelpen. Er war nicht ganz reinrassig, doch der Besitzer bezeichnete ihn als ein Tier von großer Klasse. Wallander hatte schon vorher beschlossen, den Hund Jussi zu nennen – nach dem berühmten schwedischen Tenor Jussi Björling, einem seiner größten Helden.
     
    Anfang Dezember lud er seine Kollegen vom Polizeipräsidium zu einer Einweihungsfete ein. Auch an diesem Abend fiel der Strom aus, aber inzwischen war er vorbereitet und stellte Kerzen auf und zündete die beiden alten Petroleumlampen an, die er von seinem Vater geerbt hatte. Nach einer knappen Stunde kam der Strom zurück. Es war ein Abend, an den Wallander sich noch lange erinnern wollte. Noch war er nicht zu alt, um einen Aufbruch zu wagen. Noch hatte er Freunde, nicht nur Kollegen, die aus einer Art von zweifelhaftem Pflichtgefühl zu ihm kamen.
    Spät in der Nacht, als die Gäste gefahren waren, machte Wallander einen Spaziergang mit Jussi. Er nahm eine Taschenlampe mit, um in der Dunkelheit nicht zu stolpern. Er war nicht nüchtern, und zwischen den Äckern, die im Sommer gelb vom Raps leuchten würden, gab es viele verdeckteGräben. Er ließ Jussi von der Leine, und der Hund verschwand in der Dunkelheit. Der Himmel war kalt und klar, der Wind war abgeflaut. Weit draußen am Horizont ahnte er die Lichter eines Schiffes. Hierher bin ich gekommen, dachte er. Ich habe einen Aufbruch gewagt, habe mir sogar einen Hund angeschafft. Die Frage ist nur, wohin ich von hier aus gehe.
    Jussi kam wie ein Schatten aus der Dunkelheit zurück. Aber auch der Hund brachte keine Antwort auf die an das nächtliche Dunkel gerichtete Frage.
     
    Fast vier Jahre später, es war der Beginn des Jahres 2007, träumte Wallander von ebendiesem Augenblick, der Nacht nach dem Fest in seinem neuen Haus. Die Frage hängt immer noch in der Luft, dachte er beim Aufwachen. Es sind vier Jahre vergangen, und noch immer weiß ich nicht,

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