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Wallander 09 - Der Feind im Schatten

Wallander 09 - Der Feind im Schatten

Titel: Wallander 09 - Der Feind im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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nehme an, es ist Ihr Vater? Und das Boot, NRG 123? Ist das nicht Ihres?«
    »Mein Vater hat es irgendwann in den frühen sechziger Jahren in Göteborg gekauft. Als sie anfingen, größere Boote zu bauen und anderes Material zu benutzen als Holz. Er hat es billig gekauft. Und damals gab es reichlich Strömling.«
    Wallander beschrieb das Foto und fragte, wo es aufgenommen war.
    »Fyrudden«, sagte Lundberg. »Da lag das Boot. Es hieß Helga und war auf einer Werft in Südnorwegen gebaut worden. Ich glaube, die Stadt hieß Tönsberg.«
    »Wer hat das Bild aufgenommen?«
    »Das muss Gustav Holmqvist gewesen sein. Er hatte eine Bootsbauerwerkstatt und hat ständig fotografiert, wenn er nicht gearbeitet hat.«
    »Kann Ihr Vater Håkan von Enke gekannt haben?«
    »Mein Vater ist tot. Er hat nie etwas mit solchen Leuten zu tun gehabt.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Adligen.«
    »Håkan von Enke ist auch Seemann. Wie Sie und Ihr Vater.«
    »Ich kenne ihn nicht. Und Vater auch nicht.«
    »Aber wie ist er an dieses Foto gekommen?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Vielleicht sollte ich Gustav Holmqvist fragen? Haben Sie seine Telefonnummer?«
    »Der hat kein Telefon. Er ist seit fünfzehn Jahren tot. Seine Frau ist auch tot. Ihre Tochter auch. Alle sind tot.«
    Wallander schien nicht weiterzukommen. Nichts deutete darauf hin, dass Eskil Lundberg die Unwahrheit sagte. Gleichzeitig hatte Wallander das Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Er wusste nur nicht, was es war.
    Wallander entschuldigte sich für die Störung und blieb noch einen Moment mit dem Handy in der Hand sitzen. Der Betrunkene neben ihm war eingeschlafen. Wallander erkannte ihn plötzlich wieder. Vor einigen Jahren hatte er den Mann und ein paar Komplizen wegen einer Einbruchserie gefasst. Nach seiner Gefängnisstrafe hatte er Ystad verlassen. Aber jetzt war er offensichtlich wieder hier.
    Wallander stand auf und ging zum Präsidium. Im Kopf ließ er das Gespräch mit Lundberg noch einmal ablaufen, Wort für Wort. Lundberg war überhaupt nicht neugierig gewesen, dachte er. War er wirklich so uninteressiert, wie es den Anschein hatte? Oder wusste er schon vorher, wonach ich fragen würde? Wallander drehte und wendete das Gespräch, bis er in sein Zimmer trat. Er war zu keinem eindeutigen Schluss gekommen.
    Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als Martinsson in der Tür erschien. »Wir haben die Frau gefunden«, sagte er.
    Wallander starrte Martinsson an. Er wusste nicht, worum es ging. »Wen?«
    »Die Frau, die ihren Mann mit der Axt erschlagen hat.Evelina Andersson. Die Frau im Sumpf. Ich wollte noch einmal hinausfahren. Kommst du mit?«
    »Ich komme.«
    Wallander durchforstete seine Erinnerung. Er hatte ganz einfach keine Ahnung, wovon Martinsson sprach.
    Sie fuhren in Martinssons Wagen. Wallander wusste immer noch nicht, wohin es ging und warum. Er spürte Verzweiflung aufsteigen.
    Martinsson warf ihm einen Blick zu. »Ist dir nicht gut?«
    »Doch, es ist alles in Ordnung.«
    Erst als sie die Stadt hinter sich gelassen hatten, schloss sich die Erinnerungslücke. Das ist dieser Schatten in meinem Kopf, dachte er, beinahe wütend. Jetzt war er wieder da gewesen, mit voller Kraft. »Mir ist etwas eingefallen«, sagte er. »Ich habe einen Zahnarzttermin vergessen.«
    Martinsson bremste. »Soll ich umdrehen?«
    »Einer von den anderen kann mich zurückfahren.«
     
    Wallander machte sich nicht die Mühe, die Frau anzusehen, die gerade aus dem Sumpf gezogen worden war. Ein Streifenwagen fuhr ihn nach Ystad. Er stieg vor dem Präsidium aus, bedankte sich fürs Bringen und setzte sich in seinen eigenen Wagen. Er fühlte, wie ihm ganz kalt wurde vor Unbehagen. Die Erinnerungslücken machten ihm Angst.
    Nach einer Weile ging er in sein Zimmer. Da hatte er den Entschluss gefasst, mit seinem Arzt über das plötzliche Dunkel zu sprechen, das in seinem Kopf zuschlug. Gerade als er sich gesetzt hatte, gab sein Handy einen Signalton von sich. Er hatte eine SMS bekommen. Sie war kurz und präzise. Beide Steine schwedisch. Keiner von den Küsten der USA . Hans-Olov .
    Wallander saß reglos auf seinem Stuhl. Er konnte nicht sofort ermessen, was dies bedeutete. Aber er wusste jetzt mit Sicherheit, dass etwas nicht stimmte.
    Er hatte das Gefühl, kurz vor einer Art Durchbruch zustehen. Aber was für Konsequenzen sich daraus ergaben, vermochte er nicht zu sagen.
    Er konnte auch nicht sagen, ob die Eheleute von Enke sich von ihm entfernten.
    Oder ob sie sich langsam

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