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Wallander 09 - Der Feind im Schatten

Wallander 09 - Der Feind im Schatten

Titel: Wallander 09 - Der Feind im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Fischer namens Eskil Lundberg auf Bokö in den Schären südlich von Gryt gehörte. Als dort ein Anrufbeantworter ansprang, hinterließ er eine Mitteilung, in der er dringend um Rückruf bat.
    Dann rief er Linda an und beendete das Gespräch vom Abend zuvor. Sie hatte mit Hans gesprochen, und sie wollten so schnell wie möglich hinauffahren, um Signe zu treffen. Wallander war nicht erstaunt, fragte sich jedoch, ob ihnen eigentlich bewusst war, was sie bei ihrem Besuch erwartete. Was hatte er selbst sich vorgestellt?
    »Wir haben beschlossen, Mittsommer zu feiern«, sagte sie. »Trotz allem, was passiert ist, trotz unserer Ängste. Wir wollten dir eine Freude machen, indem wir zu dir nach Hause kommen.«
    »Gern«, sagte Wallander. »Das ist eine schöne Überraschung.«
    Er holte sich am Automaten, der ausnahmsweise einmal nicht streikte, Kaffee und wechselte einige Worte mit einem Kollegen von der Spurensicherung, der die Nacht in einem Sumpf verbracht hatte, wo eine verwirrte Frau sich – wie man annahm – das Leben genommen hatte. Als er in der Morgendämmerung nach Hause gekommen war, hatte er aus einer der vielen Taschen seines Overalls einen Frosch herausgeholt. Seine Frau war alles andere als begeistert gewesen.
    Wallander ging in sein Zimmer zurück und suchte in seinem überquellenden Telefonbuch eine weitere Nummer. Es sollte das letzte Gespräch an diesem Morgen sein, bevor er das verschwundene Paar vorübergehend außer Acht ließ und sich seiner Arbeit als Polizeibeamter im Dienst wieder zuwendete. Am Morgen hatte er eine Nachricht auf einem Anrufbeantworter hinterlassen. Jetzt suchte er die Handynummer derselben Person. Diesmal bekam er Antwort.
    »Hans-Olov?«
    Wallander erkannte die dünne, beinahe kindliche Stimme des jungen Geologieprofessors, mit dem er vor einigen Jahren einmal zu tun gehabt hatte. Er hatte ihnen als Experte wertvolle Hilfe geleistet, als es darum ging, Steinstaub aus den Taschen eines Toten am Strand von Svarte zu bestimmen.Hans-Olov Uddmark hatte eine rasche und sorgfältige Analyse vorgenommen und ihnen mitgeteilt, dass es sich um drei verschiedene Sorten Staub handelte. Das war wichtig gewesen für die Bestimmung des Tatorts, der nicht der Fundort war und zur Ergreifung des Täters geführt hatte.
    Wallander hörte im Hintergrund eine Lautsprecheransage für einen Abflug. »Hier ist Wallander. Bist du auf einem Flugplatz?«
    »Kastrup. Ich bin gerade von einem Geologiekongress in Chile zurückgekehrt. Mein Koffer scheint verschwunden zu sein.«
    »Ich brauche deine Hilfe«, sagte Wallander. »Ich möchte, dass du ein paar Steine miteinander vergleichst.«
    »Gern. Aber hat es bis morgen Zeit? Diese langen Flüge bekommen mir nicht gut.«
    Wallander fiel wieder ein, dass Uddmark schon fünf Kinder hatte. »Ich hoffe, deine Geschenke für die Kinder waren nicht in dem Koffer?«
    »Noch schlimmer. Ich hatte so schöne Steine gesammelt.«
    »Ist deine Dienstadresse noch die gleiche wie beim letzten Mal, als wir miteinander zu tun hatten? Falls ja, schicke ich dir das Material schon heute hin.«
    »Was möchtest du denn wissen außer der Gesteinsart?«
    »Ich möchte wissen, ob einer der Steine möglicherweise in den USA vorkommt. Kannst du das feststellen?«
    »Geht es etwas genauer?«
    »In der Nähe von San Diego in Kalifornien oder an der Ostküste der USA, in der Gegend um Boston.«
    »Ich will sehen, was ich tun kann. Aber es hört sich nach Arbeit an. Hast du eine Ahnung, wie viele Gesteinsarten es gibt?«
    Wallander sagte, er wisse es nicht, bedauerte noch einmal das Verschwinden des Koffers, beendete das Gespräch und hastete zu einer Besprechung, an der er teilnehmen sollte.Jemand hatte ihm einen Zettel auf den Schreibtisch gelegt, dass es wichtig sei. Er betrat als Letzter den Sitzungsraum, dessen Fenster weit geöffnet waren, da es ein warmer Tag werden sollte. Er dachte an all die Male, als er selbst die Besprechungen geleitet hatte. Jetzt kam er darum herum, aber sein Gefühl war zwiespältig. Früher hatte er von dem Tag geträumt, an dem er keine Sitzungen mehr zu leiten brauchte. Jetzt, da es andere taten, kam es vor, dass ihm genau das fehlte, der Antreiber zu sein, der Pläne sortierte und Direktiven erteilte.
    Heute wurde die Sitzung von Kriminalinspektor Ove Sunde geleitet. Er war erst im vergangenen Jahr aus Växjö nach Ystad gekommen. Jemand hatte Wallander gesteckt, dass eine komplizierte Scheidung und eine nicht besonders gelungene Ermittlung, die in der

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