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Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Titel: Wallander 10 - Wallanders erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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einer Wolke aus After-shave.
    Wallander trottete zurück in sein Zimmer. Auf dem Weg schaute er bei Rydberg und Hansson vorbei. Keiner von beiden war da. Er holte Kaffee und verbrachte dann mehrere Stunden mit der Bearbeitung eines Falls von Körperverletzung, der sich in der vorigen Woche in Sturup ereignet hatte. Es gab neue Angaben, die dazu führen sollten, daß der Mann, der seine Schwägerin geschlagen hatte, wegen Körperverletzung angeklagt werden konnte. Wallander stellte das Material zusammen, um es am nächsten Tag an Åkeson weiterzugeben.
    Mittlerweile war es Viertel vor fünf. Das Polizeigebäude wirkte an diesem Tag merkwürdig verlassen. Wallander beschloß, seinen Wagen zu holen und einkaufen zu fahren. Er wollte pünktlich um sieben Uhr bei seinem Vater sein. Wenn er nicht auf die Minute pünktlich käme, würde der Vater eine endlose Litanei anstimmen, wie schlecht sein Sohn ihn behandelte.
    Wallander nahm seine Jacke und ging nach Hause. Der Schneeregen war dichter geworden. Er zog die Kapuze über den Kopf. Als er sich ins Auto setzte, fühlte er nach, ob er die Einkaufsliste in der Tasche hatte. Der Wagen ließ sich schwer starten, und er würde ihn bald austauschen müssen. Aber woher sollte er das Geld dafür nehmen? Schließlich sprang der Wagen an, und Wallander wollte gerade losfahren, als ihm ein Gedanke durch den Kopf schoß. Obwohl er wußte, daß sein Vorhaben sinnlos war, siegte die Neugierde. Er beschloß, mit dem Einkaufen zu warten. Statt dessen bog er in Österleden ein und fuhr in Richtung Löderup.
    Der Gedanke war sehr einfach. In einem Haus gleich hinter Strandskogen wohnte ein pensionierter Fluglotse, den Wallander ein paar Jahre zuvor kennengelernt hatte. Linda war mit seiner jüngsten Tochter befreundet gewesen. Wallander dachte, daß der Mann vielleicht eine Frage beantworten könnte, die er mit sich herumtrug, seit er neben dem abgestürzten Flugzeug gestanden |290| und Martinssons Bericht über das Gespräch mit Haverberg angehört hatte.
    Wallander bog auf den Hof des Hauses ein, in dem Herbert Blomell wohnte. Als er aus dem Wagen stieg, sah er Blomell, der auf einer Leiter am Haus stand und ein Fallrohr anbrachte. Er nickte freundlich, als er Wallander erkannte, und stieg vorsichtig von der Leiter.
    »In meinem Alter kann ein Oberschenkelhalsbruch verhängnisvoll sein«, sagte er. »Wie geht es Linda?«
    »Gut«, antwortete Wallander. »Sie ist bei Mona in Malmö.«
    Sie gingen ins Haus und setzten sich in die Küche.
    »Bei Mossby ist heute morgen ein Flugzeug abgestürzt«, sagte Wallander.
    Blomell nickte. Er zeigte auf das Radio, das im Fenster stand.
    »Es war eine Piper Cherokee«, fuhr Wallander fort. »Eine einmotorige Maschine. Ich weiß, daß du zu deiner Zeit nicht nur Fluglotse warst. Du hattest auch einen Flugschein.«
    »Ich bin sogar ein paarmal eine Cherokee geflogen«, antwortete Blomell. »Ein gutes Flugzeug.«
    »Wenn ich mit meinem Finger auf einen Punkt auf der Karte zeigen würde«, sagte Wallander, »und dir dann eine Kompaßrichtung gäbe und 10   Minuten Zeit: Wie weit könntest du die Maschine dann fliegen?«
    »Einfache Mathematik«, sagte Blomell. »Hast du eine Karte?«
    Wallander schüttelte den Kopf. Blomell stand auf und verschwand. Ein paar Minuten später kam er mit einer Kartenrolle zurück. Sie breiteten sie auf dem Küchentisch aus. Wallander suchte den Acker, wo die Absturzstelle sein mußte.
    »Wenn man sich vorstellt, daß die Maschine direkt von der Küste kam. Motorengeräusche wurden genau hier zu einem bestimmten Zeitpunkt gehört. Höchstens zwanzig Minuten später kommen sie zurück. Wir können natürlich nicht wissen, ob der Pilot die ganze Zeit denselben Kurs gehalten hat. Aber nehmen wir es mal an. Wie weit ist er dann in der Hälfte der Zeit gekommen? Bevor er umgekehrt ist?«
    »Die Cherokee liegt bei ungefähr 250   Kilometern in der Stunde«, sagte Blomell. »Bei normaler Last.«
    |291| »Über die Ladung wissen wir nichts.«
    »Dann gehen wir von maximaler Last und normalem Gegenwind aus.«
    Blomell rechnete still im Kopf. Dann zeigte er auf einen Punkt nördlich von Mossby. Wallander sah, daß er in der Nähe von Sjöbo lag.
    »Ungefähr so weit«, sagte Blomell. »Aber es gibt natürlich viele Unsicherheitsmomente bei dieser Berechnung.«
    »Trotzdem weiß ich jetzt bedeutend mehr als vorher.«
    Wallander trommelte nachdenklich mit den Fingern auf den Küchentisch. »Warum stürzt ein Flugzeug ab?«
    Blomell sah

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