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Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Titel: Wallander 10 - Wallanders erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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fortzufahren. »Die Polizei macht nur ihren Job«, sagte er. »Leider haben Sie einen Fehler gemacht, indem Sie mich verdächtigt haben. Ich bin ein einfacher Bürger, der einiges von Trabern und Taschenbüchern versteht. Weiter nichts. Außerdem spende ich regelmäßig für das Kinderhilfswerk.«
    Wallander verließ den Raum. Holm würde nach Hause gehen |285| und sich die Füße massieren lassen. Das Rauschgift würde weiterhin nach Schonen hereinströmen. Wir werden diesen Kampf niemals gewinnen, dachte Wallander, als er den Korridor entlangging. Unsere einzige Chance besteht darin, daß neue Generationen von Jugendlichen sich von dem Ganzen distanzieren.
    Es war halb eins geworden. Er merkte, daß er Hunger hatte. Jetzt bedauerte er, am Morgen nicht das Auto genommen zu haben. Es hatte zu regnen begonnen, wie er durchs Fenster sehen konnte. Schneeregen. Der Gedanke, den Weg zum Zentrum und zurück zu laufen, um etwas zu essen, gefiel ihm gar nicht. Er zog eine Schreibtischschublade heraus und suchte nach der Karte einer Pizzeria, die ins Haus lieferte. Er überflog die Karte, konnte sich aber nicht entscheiden. Schließlich schloß er die Augen und tippte blind mit dem Zeigefinger. Er rief an und bestellte die Pizza, die das Schicksal ihm ausgewählt hatte. Dann stellte er sich ans Fenster und blickte hinüber zum Wasserturm auf der anderen Straßenseite.
    Das Telefon klingelte. Er setzte sich an den Schreibtisch und nahm ab.
    Es war sein Vater aus Löderup. »Ich dachte, wir hätten abgemacht, daß du gestern abend kommen wolltest?« sagte sein Vater.
    Wallander seufzte stumm. »Wir haben gar nichts abgemacht.«
    »Doch, das weiß ich genau«, sagte der Vater stur. »Du bist es, der vergeßlich wird. Ich dachte, Polizisten hätten einen Notizblock. Kannst du dir da nicht aufschreiben, daß du mich verhaften sollst? Dann vergißt du es vielleicht nicht.«
    Wallander hatte keine Lust, wütend zu werden.
    »Ich schau heute abend mal rein«, sagte er. »Aber wir hatten nicht abgemacht, daß ich gestern abend kommen sollte.«
    »Schon möglich, daß ich mich irre«, antwortete sein Vater plötzlich erstaunlich milde.
    »Ich komme gegen sieben«, sagte Wallander. »Ich habe gerade viel zu tun.«
    Er legte auf. Mein Vater betreibt emotionale Erpressung erster Güte, dachte er. Und das schlimmste dabei ist, daß er immer wieder damit bei mir durchkommt.
    Der Pizzabote kam. Wallander bezahlte und nahm seinen Karton |286| mit in den Eßraum. Per Åkeson saß an einem Tisch und aß Haferbrei. Wallander setzte sich ihm gegenüber.
    »Ich dachte, du würdest rüberkommen, um über Holm zu reden«, sagte Åkeson.
    »Das werde ich auch. Aber erst mal durfte er wieder gehen.«
    »Das wundert mich nicht. Die Razzia war unglaublich schlecht organisiert.«
    »Darüber mußt du mit Björk reden«, sagte Wallander. »Ich hatte nichts damit zu tun.«
    Zu Wallanders Verwunderung salzte Åkeson seinen Haferbrei. »In drei Wochen fängt mein halbes Sabbatjahr an«, sagte er.
    »Das hab ich nicht vergessen«, antwortete Wallander.
    »Eine junge Frau wird mich vertreten. Anette Brolin heißt sie. Aus Stockholm.«
    »Ich werde dich vermissen«, sagte Wallander. »Außerdem frage ich mich, wie es mit einem weiblichen Staatsanwalt wohl laufen wird.«
    »Warum sollte das ein Problem sein?«
    Wallander zuckte mit den Achseln. »Vorurteile, nehme ich an.«
    »Ein halbes Jahr geht schnell vorbei. Außerdem muß ich zugeben, daß ich es mir schön vorstelle, einmal eine Zeitlang wegzukommen. Ich muß nachdenken.«
    »Ich dachte, du wolltest dich weiterbilden?«
    »Das werde ich auch. Aber das hindert mich ja nicht daran, mir Gedanken über die Zukunft zu machen. Soll ich mein Leben lang Staatsanwalt bleiben? Oder gibt es etwas anderes, mit dem ich mich lieber beschäftigen sollte?«
    »Du kannst ja segeln lernen und Vagabund zur See werden.«
    Åkeson schüttelte energisch den Kopf. »So was nicht. Aber ich überlege, ob ich mich im Ausland bewerben soll. Vielleicht für irgend etwas, bei dem man wirklich merkt, daß man etwas Nützliches tut. Vielleicht könnte ich dabei helfen, ein funktionierendes Rechtssystem aufzubauen, in einem Land, wo es das nicht gibt. In der Tschechoslowakei zum Beispiel.«
    »Ich hoffe, du schreibst mir mal«, sagte Wallander. »Ich denke auch über die Zukunft nach. Ob ich bis zur Pensionierung Polizeibeamter bleibe oder etwas anderes mache.«
    |287| Die Pizza schmeckte nach nichts. Åkeson hingegen schien seinen

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