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Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Titel: Wallander 10 - Wallanders erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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ihn fragend an.
    »Kein Absturz ist wie der andere«, sagte er. »Ich lese viel in amerikanischen Zeitschriften, die von verschiedenen Absturzuntersuchungen berichten. Es mag wiederkehrende Ursachen geben. Fehler im System. Oder etwas anderes. Aber am Ende gibt es trotzdem einen ganz besonderen Grund dafür, daß ein bestimmtes Unglück eintrifft. Und es ist fast immer eine Fehleinschätzung des Piloten, die den Ausschlag gibt.«
    »Warum stürzt eine Cherokee ab?« fragte Wallander.
    Blomell schüttelte den Kopf. »Der Motor kann defekt gewesen sein. Schlechte Wartung. Du mußt dich gedulden, bis die Untersuchungskommission ihr Ergebnis vorlegt.«
    »Die Registrierung der Maschine war übermalt, sowohl auf dem Rumpf als auch unter den Tragflächen«, sagte Wallander. »Was bedeutet das?«
    »Daß jemand keine Spuren hinterlassen wollte«, sagte Blomell. »Es gibt natürlich einen Schwarzmarkt für Flugzeuge wie für alles andere auch.«
    »Ich dachte, der schwedische Luftraum sei wasserdicht«, sagte Wallander. »Aber es können also Flugzeuge unbemerkt einfliegen.«
    »Nichts auf der Welt ist absolut sicher«, antwortete Blomell. »Das wird es auch niemals geben. Wer Geld genug hat und einen Grund, der kann immer über eine Grenze kommen und dann wieder spurlos verschwinden.«
    Blomell wollte Kaffee kochen, aber Wallander wehrte dankend ab.
    |292| »Ich will meinen Vater in Löderup besuchen«, sagte er. »Wenn ich zu spät komme, ist die Hölle los.«
    »Die Einsamkeit ist ein Fluch, wenn man alt wird«, sagte Blomell. »Ich sehne mich so sehr nach meinem Fluglotsentower, daß es weh tut. Ich träume ganze Nächte davon, wie ich Flugzeuge durch den Luftraum lotse. Und wenn ich aufwache, schneit es, und ich habe nichts anderes zu tun, als ein Fallrohr zu reparieren.«
    Sie trennten sich draußen auf dem Hof. Wallander hielt bei einem Lebensmittelgeschäft in Herrestad und kaufte ein. Als er wieder losfuhr, fluchte er. Obwohl es auf der Liste stand, hatte er das Klopapier vergessen.
    Er erreichte das Haus seines Vaters in Löderup um drei Minuten vor sieben. Es schneite nicht mehr. Aber die Wolken hingen schwer über der Landschaft. Wallander sah, daß in dem Schuppen, in dem der Vater sein Atelier hatte, Licht brannte. Er atmete die frische Luft ein, während er über den Hof ging. Die Tür war angelehnt, der Vater hatte das Auto kommen hören. Er saß an seiner Staffelei, einen alten Hut auf dem Kopf und die kurzsichtigen Augen dicht vor dem Bild, das er gerade begonnen hatte. Der Geruch von Verdünner verursachte Wallander immer wieder das Gefühl von Heimeligkeit. Das ist alles, was von meiner Kindheit übrig ist, dachte er oft. Der Geruch von Verdünner.
    »Du bist pünktlich«, sagte der Vater, ohne ihn anzusehen.
    »Ich komme immer rechtzeitig«, antwortete Wallander, räumte ein paar Zeitungen von einem Stuhl und setzte sich.
    Der Vater saß an einem seiner Auerhahnbilder. Als Wallander ins Atelier trat, legte er gerade eine Schablone auf die Leinwand und malte ein gedämpftes Abendrot. Wallander betrachtete ihn mit einem plötzlichen Gefühl von Zärtlichkeit. Er ist der letzte aus der Generation vor mir, dachte er. Wenn Papa gegangen ist, bin ich als nächster an der Reihe.
    Der Vater legte Pinsel und Schablone zur Seite und stand auf.
    Sie gingen ins Haus. Der Vater kochte Kaffee und stellte Schnapsgläser hin. Wallander zögerte. Aber dann nickte er. Ein Glas konnte er trinken.
    »Poker«, sagte Wallander. »Du schuldest mir noch vierzehn Kronen vom letztenmal.«
    |293| Der Vater betrachtete ihn genau. »Ich glaube, du spielst falsch«, sagte er. »Aber ich habe noch nicht rausgefunden, wie du es machst.«
    Wallander war verblüfft. »Willst du damit sagen, daß ich meinen eigenen Vater beim Spielen bescheiße?«
    Ausnahmsweise machte sein Vater einen Rückzieher.
    »Nein«, sagte er. »Das glaube ich vielleicht doch nicht. Aber ich fand, daß du beim letztenmal ungewöhnlich viel gewonnen hast.«
    Das Gespräch verebbte. Sie tranken Kaffee. Der Vater schlürfte wie immer. Wallander störte es wie immer.
    »Ich werde verreisen«, sagte der Vater plötzlich. »Weit weg.«
    Wallander wartete auf eine Fortsetzung, die nicht kam.
    »Wohin denn?« fragte er schließlich.
    »Nach Ägypten.«
    »Ägypten? Was willst du denn da? Ich dachte, du wolltest nach Italien?«
    »Ägypten und Italien. Du hörst mir nie richtig zu.«
    »Was willst du denn in Ägypten?«
    »Ich will die Sphinx sehen und die Pyramiden. Die

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