Wallander 10 - Wallanders erster Fall
Haferbrei mit Appetit zu essen.
»Was ist mit diesem Flugzeug?« fragte er.
Wallander erzählte, was er wußte.
»Klingt sonderbar«, sagte Åkeson, als Wallander fertig war. »Geht es eventuell um Drogen?«
»Kann schon sein«, antwortete Wallander und bereute, daß er Holm nicht gefragt hatte, ob er ein Flugzeug besaß. Wenn er es sich leisten konnte, eine Villa zu bauen, dann konnte er sich problemlos auch ein privates Flugzeug leisten. Die Einkünfte eines Drogenhändlers konnten schwindelerregend hoch sein.
Sie stellten sich gleichzeitig an die Spüle und wuschen ihre Teller ab. Wallander hatte die halbe Pizza übriggelassen. Seine Scheidung schlug ihm noch immer auf den Appetit.
»Holm ist ein Halunke«, sagte Wallander. »Früher oder später kriegen wir ihn.«
»Da wäre ich mir nicht so sicher«, antwortete Åkeson. »Aber ich hoffe natürlich, daß du recht hast.«
Gleich darauf war Wallander wieder in seinem Zimmer. Er überlegte, ob er Mona in Malmö anrufen sollte. Linda wohnte zur Zeit bei ihr. Mit ihr wollte Wallander reden. Es war fast eine Woche her, seit sie sich zuletzt gesprochen hatten. Sie war neunzehn Jahre alt und zur Zeit etwas orientierungslos. Ihre letzte Idee war, doch eine Lehre in einer Möbelpolsterei zu absolvieren. Wallander hegte den Verdacht, daß sie ihre Meinung noch mehrmals ändern würde.
Wallander rief statt dessen Martinsson an und bat ihn zu kommen. Gemeinsam gingen sie die Ereignisse des Morgens durch. Martinsson sollte den Bericht schreiben. »Es hat jemand aus Sturup und jemand vom Militär angerufen«, sagte er. »Es ist irgendwie merkwürdig mit diesem Flugzeug. Es scheint ganz einfach nicht existiert zu haben. Und du hast wahrscheinlich recht, daß die Registrierung auf Tragflächen und Rumpf übermalt wurde.«
»Mal sehen, was Nyberg herausfindet«, sagte Wallander.
»Die Leichen sind in Lund«, fuhr Martinsson fort. »Der einzige Anhaltspunkt für die Identifizierung sind die Zähne. Die Körper waren so verbrannt, daß sie auseinanderfielen, als man sie auf die Bahren legen wollte.«
|288| »Mit anderen Worten: Wir müssen abwarten«, sagte Wallander. »Ich wollte Björk vorschlagen, dich als Vertreter für die Untersuchungskommission zu benennen, die die Absturzursache klären soll. Hast du etwas dagegen?«
»Ich lerne immer noch was dazu«, antwortete Martinsson.
Als Wallander wieder allein war, dachte er darüber nach, was ihn und Martinsson unterschied. Es war immer Wallanders Ehrgeiz gewesen, ein guter Kriminalist zu sein. Das war ihm auch gelungen. Aber Martinsson hatte andere Ambitionen. Ihm schwebte wahrscheinlich in nicht allzu ferner Zukunft der Posten des Polizeipräsidenten vor. Gute Feldarbeit zu leisten war nur eine Stufe auf seiner Karriereleiter.
Wallander ließ den Gedanken an Martinsson fallen, gähnte und zog achtlos die Akte zu sich herüber, die ganz oben auf dem Stapel lag. Es wurmte ihn immer noch, daß er Holm nicht nach dem Flugzeug gefragt hatte. Zumindest um seine Reaktion zu sehen. Aber jetzt lag Holm wahrscheinlich zu Hause in seinem Whirlpool. Oder er saß mit seinem Anwalt bei einem ausführlichen Lunch im Continental.
Die Akte vor Wallander blieb ungeöffnet liegen. Er entschied, daß er ebensogut mit Björk über Martinsson und die Havariekommission sprechen konnte. Dann war das erledigt. Er ging den Korridor entlang bis zum anderen Ende, wo Björk sein Zimmer hatte. Die Tür stand offen. Björk wollte gerade gehen.
»Hast du einen Moment Zeit?« fragte Wallander.
»Ein paar Minuten. Ich muß zu einer Kirche und einen Vortrag halten.«
Wallander wußte, daß Björk ständig und zu den ungewöhnlichsten Anlässen Vorträge hielt. Offensichtlich liebte er es, vor Publikum aufzutreten, was Wallander selbst geradezu verabscheute. Pressekonferenzen waren ihm ein Greuel. Wallander berichtete von den Geschehnissen des Morgens, aber Björk war schon informiert. Er hatte nichts dagegen einzuwenden, daß Martinsson zum Polizeivertreter in der Havariekommission bestimmt wurde.
»Ich nehme an, das Flugzeug ist nicht abgeschossen worden«, sagte Björk.
»Bis jetzt spricht nichts dagegen, daß es ein Unfall war«, antwortete |289| Wallander. »Aber es gibt definitiv Unklarheiten, was diesen Flug angeht.«
»Wir tun, was wir zu tun haben«, sagte Björk und gab zu verstehen, daß das Gespräch beendet war. »Aber wir stecken nicht mehr Mühe hinein als nötig. Wir haben auch so schon genug Arbeit.«
Björk verschwand in
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