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Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Titel: Wallander 10 - Wallanders erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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verlassen. Wallander dachte, daß er im Grunde nicht wußte, was er wollte. Noch ein Abend allein. Oder mit Emma. Ohne davon überzeugt zu sein, daß er sie treffen wollte, fragte er sie, ob sie Lust habe vorbeizukommen. Sie sagte ja. Wallander wußte, daß sie bis nach Mitternacht bleiben würde. Dann würde sie sich anziehen und nach Hause gehen. Um sich vor ihrer Begegnung zu stärken, trank er zwei Glas Whisky. Er hatte geduscht, während er darauf wartete, daß die Kartoffeln gar wurden. In aller Hast wechselte er die Bettwäsche und warf die alte in den Schrank, in dem schon allerhand Schmutzwäsche durcheinanderlag.
    Emma kam um kurz nach acht. Als Wallander sie im Treppenhaus hörte, bereute er seine Entscheidung. Warum gelang es ihm nicht, ihr Verhältnis zu beenden, wenn es keine Zukunft hatte?
    Sie kam, sie lächelte, und Wallander bat sie herein. Sie war klein und hatte braunes Haar und schöne Augen. Er hatte Musik aufgelegt, die sie mochte. Sie tranken Wein, und kurz vor elf gingen sie ins Bett. Wallander dachte an Mona.
    Hinterher schliefen sie beide ein, ohne daß einer von beiden etwas gesagt hätte. Kurz vor dem Einschlafen merkte Wallander, daß er Kopfschmerzen bekam. Er wachte auf, als sie sich anzog, tat aber so, als schliefe er. Als die Wohnungstür ins Schloß fiel, stand er auf und trank Wasser. Dann ging er wieder ins Bett, dachte noch eine Weile an Mona und schlief wieder ein.
    |303| Tief in seinen Träumen begann das Telefon zu klingeln. Er wachte sofort auf, lauschte. Das Klingeln hielt an. Er warf einen Blick auf die Uhr auf dem Nachttisch. Viertel nach zwei. Das bedeutete, daß etwas geschehen war. Er nahm den Hörer ab und setzte sich im Bett auf.
    Es war Näslund, einer der Polizisten vom Nachtdienst.
    »Es brennt in der Möllegata«, sagte Näslund. »An der Ecke zur Lilla Strandgata.«
    Wallander versuchte, sich das Viertel vorzustellen.
    »Was brennt?«
    »Das Handarbeitsgeschäft der Schwestern Eberhardsson.«
    »Dann müssen wohl in erster Linie die Feuerwehr und die Ordnungspolizei ausrücken, oder?«
    »Die sind schon da. Es scheint so, als sei das Haus explodiert. Und die Schwestern wohnen ja im Obergeschoß.«
    »Habt ihr sie rausholen können?«
    »Sieht nicht so aus.«
    Wallander brauchte nicht nachzudenken. Er wußte, daß es nur eines zu tun gab.
    »Ich komme«, sagte er. »Wen hast du noch angerufen?«
    »Rydberg.«
    »Den hättest du ja wohl schlafen lassen können. Hol Svedberg und Hansson raus.«
    Wallander legte den Hörer auf. Sah wieder auf die Uhr. Siebzehn Minuten nach zwei. Während er sich anzog, dachte er an das, was Näslund gesagt hatte. Ein Handarbeitsgeschäft, das in die Luft gesprengt worden war. Das klang unwahrscheinlich. Und wenn die beiden Besitzerinnen sich nicht hatten retten können, dann war es ernst.
    Als Wallander auf die Straße kam, suchte er vergeblich nach seinen Autoschlüsseln. Er fluchte und lief die Treppen wieder hinauf. Er merkte, daß er nach Atem rang. Ich sollte wieder mit Svedberg Badminton spielen, dachte er. Ich schaffe keine vier Treppen, ohne daß mir die Puste ausgeht.
    Um halb drei hielt Wallander in der Hamngata. Die ganze Umgebung war abgesperrt. Er spürte den Brandgeruch schon, bevor er die Wagentür aufgemacht hatte. Feuer und Rauch stiegen zum |304| Himmel auf. Die Feuerwehr war mit allen Löschzügen ausgerückt. Zum zweitenmal in zwei Tagen traf Wallander Peter Edler.
    »Sieht schlimm aus«, rief Edler, um den Lärm zu übertönen.
    Das Haus stand in hellen Flammen. Die Feuerwehrleute spritzten gerade Wasser auf die umliegenden Häuser, damit das Feuer sich nicht ausbreitete.
    »Die Schwestern?« rief Wallander.
    Edler schüttelte den Kopf. »Niemand ist da rausgekommen«, antwortete er. »Wenn sie zu Hause waren, dann liegen sie da drinnen. Wir haben einen Augenzeugen, der gesagt hat, das Haus sei einfach in die Luft geflogen. Es hat offensichtlich überall zur gleichen Zeit angefangen zu brennen.«
    Edler verschwand, um die Löscharbeiten weiter zu dirigieren. Hansson tauchte an Wallanders Seite auf.
    »Wer zum Teufel steckt ein Handarbeitsgeschäft in Brand?« fragte er.
    Wallander schüttelte den Kopf. Er hatte keine Antwort.
    Er dachte an die beiden Schwestern, die den Laden all die Jahre über geführt hatten, seit er in Ystad wohnte. Einmal hatten Mona und er einen Reißverschluß dort gekauft, für einen von Wallanders Anzügen.
    Jetzt waren die Schwestern nicht mehr da.
    Und wenn sich Peter Edler nicht

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