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Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Titel: Wallander 10 - Wallanders erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Vormittags verbrachte er damit, die Arbeit an der Körperverletzungsgeschichte aus Skurup abzuschließen und das Material Per Åkeson vorzulegen. In der Mittagspause ging er in die Stadt, aß eine Bratwurst »spezial« und kaufte Toilettenpapier. Er dachte sogar daran, im Weinmonopol vorbeizugehen und eine Flasche Whisky und zwei Flaschen Wein zu kaufen. Als er gerade wieder gehen wollte, stieß er mit Sten Widén zusammen, der eben hereinkam. Wallander merkte sofort, daß er nach Schnaps roch und mitgenommen aussah.
    Sten Widén war einer von Wallanders ältesten Freunden. Sie hatten sich vor vielen Jahren kennengelernt und über das gemeinsame Operninteresse eine Freundschaft aufgebaut. Sten Widén arbeitete bei seinem Vater in Stjärnsund, wo sie ein Gestüt für Rennpferde besaßen. Während der letzten Jahre hatten sie sich immer seltener getroffen. Seit Wallander erkannt hatte, daß Widén immer unkontrollierter trank, hatte er sich zurückgezogen.
    »Lange nicht gesehen«, sagte Sten Widén.
    Wallander schrak vor seinem Atem zurück. Widén roch heftig nach vergangenen Saufgelagen.
    »Du weißt, wie es ist«, sagte Wallander. »Es geht auf und ab.«
    Dann wechselten sie ein paar nichtssagende Phrasen. Beide wollten so schnell wie möglich fort. Um sich weniger unvorbereitet, unter günstigeren Umständen wieder zu begegnen. Wallander versprach anzurufen.
    »Ich trainiere gerade ein neues Pferd«, sagte Widén. »Sie hatte einen so schlechten Namen, daß ich eine Änderung durchgesetzt habe.«
    »Wie heißt sie jetzt?«
    »Traviata.«
    |301| Sten Widén lachte. Wallander nickte. Dann gingen sie beide ihres Wegs.
    Wallander trug seine Tüten nach Hause in die Mariagata. Um Viertel nach zwei war er wieder im Präsidium. Es wirkte noch immer genauso verlassen. Wallander fuhr fort, seine Aktenberge abzuarbeiten. Nach der Körperverletzung in Skurup wartete ein Einbruch im Zentrum von Ystad, in der Pilgrimsgata. Jemand hatte mitten am Tag ein Fenster eingeschlagen und diverse Wertgegenstände aus dem Haus geholt. Wallander schüttelte den Kopf, als er Svedbergs Bericht durchlas. Es war unbegreiflich, daß keiner der Nachbarn irgend etwas gesehen hatte.
    Beginnt die Angst sich auch in Schweden auszubreiten?, dachte er. Die Angst davor, der Polizei mit den einfachsten Beobachtungen zu helfen. Wenn das so ist, dann ist die Situation bedeutend schlimmer, als ich es bis jetzt habe glauben wollen.
    Wallander kämpfte mit dem Material und machte Anmerkungen über notwendige Vernehmungen und Suchaktionen im Register. Aber er machte sich keine Illusionen. Ohne eine große Portion Glück oder zuverlässige Zeugenaussagen würden sie den Einbruch nicht aufklären.
    Kurz vor fünf kam Martinsson ins Zimmer. Wallander bemerkte plötzlich, daß er sich einen Schnauzer stehenließ, äußerte sich aber nicht dazu.
    »Sjöbo hatte tatsächlich etwas zu sagen«, begann Martinsson. »Ein alter Mann war die ganze Nacht draußen und hat nach einem entlaufenen Stierkalb gesucht. Der Himmel weiß, wie er auf die Idee kam, in der Dunkelheit etwas zu finden. Aber er hat die Polizei in Sjöbo angerufen und mitgeteilt, daß er um kurz nach fünf merkwürdige Lichter gesehen und Motorengeräusche gehört hätte.«
    »Merkwürdige Lichter? Was meinte er damit?«
    »Ich habe die Kollegen in Sjöbo gebeten, ausführlich mit dem Mann zu reden. Fridell heißt er übrigens.«
    Wallander nickte. »Lichter und Motorenlärm. Das könnte die These von einem Abwurf bestätigen.«
    Martinsson breitete auf Wallanders Schreibtisch eine Karte aus. Er zeigte mit dem Finger darauf. Wallander sah, daß der Ort innerhalb des Gebietes lag, das Blomell eingekreist hatte.
    |302| »Gute Arbeit«, sagte Wallander. »Mal sehen, ob uns das weiterbringt.«
    Martinsson faltete die Karte zusammen. »Wenn das wahr ist, dann ist es schlimm«, sagte er. »Wenn wir wirklich so ungeschützt sind, daß jedes x-beliebige Flugzeug in unseren Luftraum eindringen und Rauschgift abwerfen kann, ohne entdeckt zu werden.«
    »Wir müssen uns wohl daran gewöhnen«, antwortete Wallander. »Aber ich bin natürlich deiner Meinung.«
    Martinsson ging. Nicht lange danach verließ Wallander das Präsidium. Zu Hause kochte er sich ausnahmsweise ein ordentliches Abendessen. Um halb acht hatte er sich mit einer Tasse Tee vor dem Fernseher niedergelassen, um die Nachrichten zu sehen. Als der Nachrichtensprecher zu lesen anfing, klingelte das Telefon. Es war Emma. Sie wollte jetzt das Krankenhaus

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