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Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Titel: Wallander 10 - Wallanders erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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São Luis waren sie bei irgendeiner Gelegenheit an die Edelsteine gekommen. Er behauptet, daß sie sie für einen Spottpreis von einem betrunkenen Brasilianer gekauft hätten, der ihren richtigen Wert nicht kannte. Das taten sie aber vermutlich auch nicht. Ob sie sie nun gestohlen oder tatsächlich gekauft haben, werden wir wohl nie erfahren. Sie beschlossen, den Schatz zu teilen. Aber dann landete Blom wegen Totschlags in einem brasilianischen Gefängnis, und diese Gelegenheit machte Hålén sich zunutze. Er war es, der die Steine verwahrte. Er änderte seinen Namen, versteckte sich hier in Malmö und traf die Batista. Er rechnete damit, daß Blom den Rest seines Lebens im brasilianischen Gefängnis verbringen würde. Aber Blom wurde schließlich entlassen und begann, nach Hålén zu suchen. Irgendwie erfuhr Hålén, daß Blom in Malmö aufgetaucht war. Er bekam es mit der |120| Angst zu tun und ließ ein zweites Schloß an seiner Tür anbringen. Aber er besuchte weiterhin seine Freundin Batista. Blom beobachtete ihn. Er behauptet, Hålén habe am gleichen Tag Selbstmord begangen, an dem er, Blom, entdeckt hatte, wo Hålén wohnte. Offenbar reichte das aus, um Hålén in solche Angst zu versetzen, daß er nach Hause ging und sich erschoß. Aber eigenartig ist es schon. Warum gab er Blom nicht einfach die Steine? Warum die Steine schlucken und sich erschießen? Was für ein Sinn liegt darin, so gierig zu sein, daß man es vorzieht zu sterben, anstatt etwas wegzugeben, was doch bloß Geld wert ist?«
    Hemberg trank einen Schluck Kaffee und schaute nachdenklich aus dem Fenster. Es regnete.
    »Den Rest weißt du«, fuhr er fort. »Blom fand keine Edelsteine. Er vermutete, daß sie bei Alexandra Batista waren. Weil er sich als Freund von Hålén vorstellte, ließ sie ihn herein, ohne Verdacht zu schöpfen. Doch auch sie hatte die Steine nicht, und Blom brachte sie um. Er ist eine gewalttätige Natur. Das hat er schon früher unter Beweis gestellt. Wenn er trinkt, kann er äußerst brutal werden. Er hat mehrere Vorstrafen wegen schwerer Körperverletzung abgesessen. Dazu kommt noch der Totschlag in Brasilien. Diesmal mußte Alexandra Batista dran glauben.«
    »Warum hat er sich die Mühe gemacht, zurückzukehren und die Wohnung anzuzünden? War das nicht riskant?«
    »Er hat keine andere Erklärung dafür gegeben, als daß er wütend war, weil die Edelsteine verschwunden waren. Und ich glaube ihm. Blom ist ein unangenehmer Zeitgenosse. Anderseits fürchtete er vielleicht auch, daß sein Name irgendwo auf einem Zettel in der Wohnung zu finden sein könnte. Das hatte er noch nicht im Detail nachprüfen können, als du ihn überrascht hast. Aber natürlich ist er mit dem Brand ein Risiko eingegangen. Er hätte ja entdeckt werden können.«
    Wallander nickte. Jetzt war ihm das meiste klar.
    »Eigentlich ein ekelhafter kleiner Scheißmord. Und ein habgieriger Alter, der sich umbringt«, sagte Hemberg. »Wenn du zur Kriminalpolizei kommst, wirst du so etwas häufig erleben. Nie auf die gleiche Art und Weise. Aber immer mit ungefähr dem gleichen Grundmotiv.«
    |121| »Das wollte ich schon fragen«, sagte Wallander. »Ich sehe ein, daß ich viele Fehler gemacht habe.«
    »Nun mach dir deswegen nicht ins Hemd«, sagte Hemberg kurz. »Du fängst am 1.   Oktober bei uns an. Aber nicht früher.«
    Wallander hatte richtig gehört. Insgeheim jubelte er. Aber er ließ sich nichts anmerken, sondern nickte nur.
    Hemberg blieb noch eine Weile sitzen. Dann verschwand er in den Regen hinaus. Wallander stand am Fenster und sah ihn in seinem Wagen davonfahren. Zerstreut befühlte er die Narbe an seiner Brust.
    Plötzlich fiel ihm etwas ein, was er gelesen hatte. In welchem Zusammenhang, wußte er nicht mehr.
    Zu leben hat seine Zeit, zu sterben hat seine Zeit.
    Ich bin davongekommen, dachte er. Ich habe Glück gehabt.
    Er nahm sich vor, diese Worte nie wieder zu vergessen.
    Zu leben hat seine Zeit, zu sterben hat seine Zeit.
    Diese Worte würden von nun an seine persönliche Beschwörungsformel sein.
    Der Regen trommelte gegen die Scheibe.
     
    Um kurz nach acht kam Mona.
    An diesem Abend sprachen sie lange darüber, daß sie im nächsten Sommer die Reise nach Skagen machen wollten, aus der diesmal nichts geworden war.

|123| Der Mann mit der Maske
    |125| Wallander sah auf die Uhr. Es war Viertel vor fünf. Er saß in seinem Dienstzimmer im Polizeipräsidium von Malmö. Es war Heiligabend 1975.   Die beiden Kollegen, mit denen er das Büro

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