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Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Titel: Wallander 10 - Wallanders erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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»die mich bei der Demonstration geschlagen haben.«
    Da wußte Wallander wieder, wer sie war. Das Mädchen, das ihn in der vorigen Woche in dem Café beschimpft hatte.
    Wallander erhob sich. Im gleichen Augenblick sah er im Gesicht des anderen Mädchens, daß etwas hinter seinem Rücken passierte. Er wandte sich schnell um.
    Der Mann, der gegen den Baum gelehnt gesessen hatte, hatte nicht geschlafen. Jetzt stand er auf.
    Er hatte ein Messer in der Hand.
    Dann ging alles sehr schnell. Später konnte Wallander sich nur daran erinnern, daß die Mädchen aufgeschrien hatten und weggelaufen waren. Wallander hatte die Arme zum Schutz erhoben, aber es war zu spät. Es gelang ihm nicht, den Stoß zu parieren.
    Das Messer traf ihn mitten in die Brust.
    Es war, als würde ein warmes Dunkel ihn umfangen und schlüge über ihm zusammen.
    Schon bevor er auf dem Kiesweg zusammensackte, hatte sein Bewußtsein aufgehört zu registrieren, was geschah.
     
    Dann war alles nur noch Nebel. Ein dickflüssiges Meer, in dem alles weiß und schweigend war.
     
    Wallander lag vier Tage in tiefer Bewußtlosigkeit. Er mußte sich zwei komplizierten Operationen unterziehen. Das Messer hatte sein Herz gestreift. Aber er überlebte. Und langsam kehrte er aus dem Nebel zurück. Als er schließlich am Morgen des fünften Tages die Augen aufschlug, wußte er nicht, was passiert war oder wo er sich befand.
    Aber neben dem Bett war ein Gesicht, das er erkannte. Ein Gesicht, das alles bedeutete.
    Monas Gesicht.
    Und sie lächelte.

|118| Epilog
    Eines Tages Anfang September, als Wallander von dem Arzt, der ihn untersucht hatte, den Bescheid bekam, daß er eine Woche später wieder arbeiten könne, rief er Hemberg an. Später am Nachmittag kam Hemberg hinaus zu Wallanders Wohnung in Rosengård. Sie trafen sich im Treppenhaus. Wallander war gerade unten gewesen und hatte den Müll hinausgebracht.
    »Hier hat es angefangen«, sagte Hemberg und nickte zu Håléns Tür.
    »Es ist noch kein neuer Mieter eingezogen«, sagte Wallander. »Die Möbel stehen noch drinnen. Die Brandschäden sind noch nicht behoben. Jedesmal, wenn ich gehe oder nach Hause komme, habe ich das Gefühl, daß es nach Rauch riecht.«
    Sie setzten sich in Wallanders Küche und tranken Kaffee. Der Septembertag war ungewöhnlich kühl. Hemberg trug einen dicken Pullover unter seinem Mantel. »Der Herbst kommt früh dies Jahr«, sagte er.
    »Ich habe gestern meinen Vater besucht«, sagte Wallander. »Er ist aus der Stadt hinaus nach Löderup gezogen. Es ist schön dort draußen auf der Ebene.«
    »Wie man sich freiwillig mitten in dem Lehm da draußen ansiedeln kann, das übersteigt meinen Verstand«, erwiderte Hemberg abweisend. »Dann kommt der Winter und alles schneit ein.«
    »Ihm scheint es gutzugehen«, meinte Wallander. »Außerdem glaube ich nicht, daß er sich viel aus dem Wetter macht. Er malt von morgens bis abends seine Bilder.«
    »Ich wußte nicht, daß dein Vater Künstler ist.«
    »Er malt die ganze Zeit dasselbe Motiv«, sagte Wallander. »Eine Landschaft. Mit oder ohne Auerhahn.«
    Er stand auf. Hemberg folgte ihm ins Zimmer, wo das Bild an der Wand hing.
    |119| »Einer von meinen Nachbarn hat so eins«, sagte Hemberg. »Sie scheinen populär zu sein.«
    Sie kehrten in die Küche zurück.
    »Du hast alle Fehler gemacht, die man nur machen kann«, sagte Hemberg. »Aber das habe ich dir ja schon gesagt. Man ermittelt nicht auf eigene Faust. Man greift nicht ein, wenn man nicht mindestens zu zweit ist. Es fehlten nur ein paar Zentimeter, dann wärst du tot gewesen. Ich hoffe, du hast etwas gelernt. Zumindest, wie man sich nicht verhält.«
    Wallander antwortete nicht. Hemberg hatte natürlich recht.
    »Aber du bist hartnäckig gewesen«, fuhr Hemberg fort. »Du warst derjenige, der herausgefunden hat, daß Hålén seinen Namen geändert hatte. Wir hätten es natürlich auch herausgefunden, früher oder später. Wir hätten auch Rune Blom gefunden. Aber du hast richtig gedacht, und du hast logisch gedacht.«
    »Ich habe dich angerufen, weil ich neugierig war«, sagte Wallander. »Da ist so vieles, was ich noch gar nicht weiß.«
    Rune Blom hatte gestanden. Und aufgrund kriminaltechnischer Beweise konnte ihm auch der Mord an Alexandra Batista nachgewiesen werden.
    »Das Ganze begann 1954«, erzählte Hemberg. »Blom ist sehr ausführlich gewesen. Hålén, oder Hansson, wie er damals hieß, und er hatten der Besatzung eines Schiffes angehört, das Brasilien angelaufen hatte. In

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