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Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Titel: Wallander 10 - Wallanders erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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aus Svarte ein Taxi an. Fragt sich, wie er dahin kam.«
    »Ich frage bei den Taxiunternehmen nach«, sagte Hansson.
    Sie fuhren ins Präsidium zurück. Wallander blieb am Fenster stehen und betrachtete abwesend den Wasserturm auf der anderen Straßenseite. Er dachte an Mona und Linda. Vermutlich saßen sie in irgendeinem Straßenrestaurant und aßen zu Abend. Aber worüber sprachen sie? Bestimmt darüber, was Linda jetzt anfangen wollte. Er versuchte sich ihr Gespräch vorzustellen. Aber alles, was er hörte, war das Rauschen des Heizkörpers. Er setzte sich an den Schreibtisch, um einen vorläufigen Bericht abzufassen, während Hansson mit den Taxiunternehmen in Ystad telefonierte. Bevor er anfing, ging er jedoch noch einmal in den Eßraum und raffte ein paar Stücke Gebäck an sich, die verloren auf einem Teller lagen. Es war fast acht, als Hansson an seine Tür klopfte und eintrat.
    |157| »Er ist in den vier Tagen, die er schon hier in Ystad war, dreimal nach Svarte gefahren«, sagte Hansson. »Er hat sich am Ortsrand absetzen lassen. Am frühen Morgen ist er rausgefahren, und am Nachmittag hat er ein Taxi gerufen.«
    Wallander nickte abwesend.
    »Das ist ja nicht verboten«, sagte er. »Vielleicht hatte er da draußen eine Geliebte?«
    Wallander stand auf und trat ans Fenster. Der Wind hatte an Stärke zugenommen.
    »Wir lassen ihn durch unsere Register laufen«, sagte er nach einer Weile. »Mein Gefühl sagt mir, daß es nichts bringt. Aber auf jeden Fall. Und dann können wir nur die Obduktion abwarten.«
    »Es war bestimmt ein Herzinfarkt«, sagte Hansson und stand auf.
    »Bestimmt«, sagte Wallander.
    Anschließend fuhr er nach Hause und machte eine Dose Pyttipanna auf. Er hatte schon angefangen, Göran Alexandersson zu vergessen. Nachdem er sein kärgliches Mahl verzehrt hatte, schlief er vor dem Fernseher ein.
     
    Am Tag danach ließ Wallanders Kollege Martinsson den Namen Göran Alexandersson durch alle zugänglichen Register laufen. Ohne Ergebnis. Martinsson war der Jüngste in der Kriminalabteilung und derjenige von ihnen, der für die neue Technik am aufgeschlossensten war.
    Wallander widmete den Tag den gestohlenen Luxuswagen, die in Polen herumfuhren. Am Abend besuchte er seinen Vater in Löderup und spielte ein paar Stunden Karten. Es endete damit, daß sie sich darüber stritten, wer wem wieviel schuldig war. Auf dem Heimweg im Auto fragte Wallander sich, ob er, wenn er alt wurde, auch so werden würde wie sein Vater. Oder hatte er schon angefangen, zu werden wie er? Boshaft, griesgrämig und unfreundlich. Er sollte einmal jemanden fragen. Vielleicht nicht gerade Mona.
     
    Am Morgen des 28.   April klingelte Wallanders Telefon. Es war die Gerichtsmedizin in Lund.
    »Ich rufe an wegen einer Person namens Göran Alexandersson«, |158| sagte der Arzt. Er hieß Jörne, und Wallander kannte ihn aus seiner Malmöer Zeit.
    »Was ist es denn?« fragte Wallander. »Gehirnblutung oder Schlaganfall?«
    »Keins von beiden«, erwiderte Jörne. »Entweder hat er Selbstmord begangen oder er ist ermordet worden.«
    Wallander fuhr zusammen.
    »Ermordet? Was meinst du damit?«
    »Genau das, was ich sage.«
    »Aber das ist undenkbar. Er kann nicht im Fond eines Taxis ermordet worden sein. Stenberg, der ihn gefahren hat, bringt keine Leute um. Aber er kann ja wohl auch kaum Selbstmord begangen haben?«
    »Wie es zugegangen ist, kann ich nicht beurteilen«, sagte Jörne ungerührt. »Dagegen kann ich mit Sicherheit sagen, daß er an einem Gift starb, das er mit einem Getränk oder mit etwas zu essen zu sich genommen hat. Und für mich deutet das auf Mord. Aber das rauszufinden ist natürlich euer Job.«
    Wallander sagte nichts.
    »Ich faxe euch die Papiere rüber«, sagte Jörne. »Bist du noch da?«
    »Ja«, sagte Wallander. »Ich bin noch da.«
    Er bedankte sich bei Jörne, legte auf und dachte nach über das, was er gerade gehört hatte. Dann drückte er das Haustelefon und bat Hansson, zu ihm herüberzukommen. Er zog einen seiner Notizblöcke heran und schrieb zwei Wörter.
    Göran Alexandersson.
    Draußen hatte der Wind weiter zugenommen. In den Böen erreichte er schon Sturmstärke.
     
    Der böige Wind wehte weiter über Schonen. Wallander saß zurückgezogen in seinem Zimmer und mußte sich eingestehen, daß er noch immer nicht wußte, was mit dem Mann passiert war, der vor zwei Tagen auf der Rückbank eines Taxis gestorben war. Um zehn Uhr am Vormittag begab er sich zu einem der Sitzungszimmer des

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