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Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Titel: Wallander 10 - Wallanders erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Präsidiums und schloß die Tür hinter sich. Hansson und Rydberg saßen schon am Tisch. Wallander war überrascht, als er |159| Rydberg sah. Er war wegen Rückenschmerzen krank geschrieben und hatte seine Rückkehr nicht angekündigt.
    »Wie geht es dir denn?« fragte Wallander.
    »Ich sitze hier«, sagte Rydberg abweisend. »Was ist denn das für ein Quatsch von einem Mann, der im Fond eines Taxis ermordet worden ist?«
    »Laß uns vorne anfangen«, entgegnete Wallander.
    Dann blickte er in die Runde. Einer fehlte.
    »Wo ist Martinsson?«
    »Er hat angerufen und sich entschuldigt, er hat einen geschwollenen Hals«, antwortete Rydberg. »Aber vielleicht kann Svedberg dazukommen?«
    »Wir warten ab, ob es nötig wird«, sagte Wallander und sortierte seine Papiere. Das Fax aus Lund war gekommen.
    Dann sah er seine Kollegen an.
    »Die Geschichte, die anfänglich so simpel zu sein schien, könnte sich als bedeutend schwieriger erweisen, als ich geglaubt habe. Ein Mann stirbt auf dem Rücksitz eines Taxis. Der Gerichtsmediziner in Lund hat festgestellt, daß er an einem Gift gestorben ist. Was wir immer noch nicht wissen, ist, wieviel Zeit zwischen der Einnahme des Giftes und dem Augenblick des Todes vergangen ist. Aber Lund hat versprochen, uns in ein paar Tagen Bescheid zu geben.«
    »Mord oder Selbstmord?« wollte Rydberg wissen.
    »Mord«, antwortete Wallander entschieden. »Ich kann mir nur schwer einen Selbstmörder vorstellen, der erst Gift schluckt und dann nach einem Taxi telefoniert.«
    »Könnte er das Gift vielleicht durch einen Irrtum genommen haben?« fragte Hansson.
    »Unwahrscheinlich«, sagte Wallander. »Den Ärzten zufolge ist es eine Giftmischung, die es eigentlich gar nicht gibt.«
    »Was heißt das?« fragte Hansson.
    »Daß nur ein Spezialist sie mischen kann, ein Arzt zum Beispiel, ein Chemiker oder ein Biologe.«
    Es wurde still.
    »Also sollten wir es als Mord betrachten«, sagte Wallander. »Was wissen wir eigentlich über diesen Göran Alexandersson?«
    Hansson blätterte in seinen Aufzeichnungen.
    |160| »Er war Geschäftsmann«, begann er. »Er hatte zwei Elektronikläden in Stockholm, einen in Västberga, den anderen am Norrtull. Er wohnte allein in einer Wohnung in der Äsögata. Familie scheint er nicht gehabt zu haben. Seine geschiedene Frau soll in Frankreich wohnen. Sein Sohn starb vor sieben Jahren. Und die Angestellten von ihm, mit denen ich geredet habe, charakterisierten ihn wortwörtlich gleich.«
    »Und wie?« unterbrach ihn Wallander.
    »Er galt als nett.«
    »Nett?«
    »Das war das Wort, das sie benutzten: nett.«
    Wallander nickte. »Sonst noch etwas?«
    »Er scheint ein ziemlich eintöniges Leben geführt zu haben. Seine Sekretärin vermutete, daß er Briefmarken sammelte. Es kamen regelmäßig Kataloge ins Büro. Enge Freunde scheint er keine gehabt zu haben. Jedenfalls keine, die seine Mitarbeiter kannten.« Es wurde still.
    »Wir müssen Stockholm wegen seiner Wohnung um Hilfe bitten«, sagte Wallander, als das Schweigen allzu drückend wurde. »Und wir müssen Kontakt mit seiner Frau aufnehmen. Ich selbst werde versuchen herauszufinden, was er hier unten gemacht hat, in Ystad und Svarte. Wen hat er getroffen? Wir treffen uns heute nachmittag wieder und stimmen unsere Ergebnisse miteinander ab.«
    »Eins frage ich mich«, sagte Rydberg. »Kann ein Mensch ermordet werden, ohne selbst davon zu wissen?«
    Wallander nickte.
    »Es ist ein interessanter Gedanke«, sagte er. »Jemand gibt Göran Alexandersson unbemerkt ein Gift, das erst eine Stunde später wirkt. Ich werde Jörne danach fragen.«
    »Wenn er es weiß«, murmelte Rydberg. »Da wäre ich nicht so sicher.«
    Die Sitzung war beendet. Sie gingen auseinander, nachdem sie die Arbeit unter sich verteilt hatten. Wallander stellte sich mit einer Kaffeetasse in der Hand ans Fenster und versuchte zu entscheiden, womit er anfangen sollte.
    Eine halbe Stunde später setzte er sich in sein Auto und fuhr |161| nach Svarte hinaus. Der Wind hatte langsam abgenommen. Die Sonne schien durch die aufreißenden Wolken. Wallander hatte zum erstenmal in diesem Jahr das Gefühl, daß der Frühling endlich auf dem Weg war. Als er an den Ortsrand von Svarte kam, hielt er an und stieg aus.
    Hierher kam Göran Alexandersson, dachte er. Er kam am Morgen und fuhr am Nachmittag nach Ystad zurück. Beim vierten Mal wurde er vergiftet und starb auf dem Rücksitz eines Taxis.
    Er ging in Richtung Ortsmitte. Viele der Häuser auf der Strandseite der

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