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Walled Orchard 01: Der Ziegenchor

Walled Orchard 01: Der Ziegenchor

Titel: Walled Orchard 01: Der Ziegenchor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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wenn man es schafft, sie zum Lachen zu bringen. Natürlich wird man nie so viele wirkliche Freunde haben wie ein
    ›einwandfrei‹ aussehender Mensch, aber das ist immer noch besser als gar nichts, und deshalb machte ich aus dem Talent, das mir Dionysos verliehen hatte, das Beste. Mir wurde schnell bewußt, daß, sobald zwei Menschen zusammensitzen, früher oder später über eine dritte Person 102
    hergezogen wird. Falls dann eine vierte Person hinzukommt, die sich auf Kosten der abwesenden dritten unvergleichlich lustig machen kann, wird sie von den beiden ersten Spöttern, und sei es auch nur vorübergehend, in ihre Gemeinschaft aufgenommen und vielleicht sogar zu einer wichtigen Abendgesellschaft eingeladen.
    Nach dem Abflauen der Pest herrschte in Athen und natürlich auch in ganz Attika eine außerordentlich euphorische Stimmung. Wenn der Krieg für uns auch nicht gerade unter einem guten Stern stand, so nahm er doch keinen allzu schlechten Verlauf, und obwohl uns die Spartaner weiterhin ihren alljährlichen Besuch abstatteten, nahmen wir sie inzwischen gelassen wie jede andere Landplage hin. Ich für meinen Teil verschwendete kaum einen Gedanken an sie; schließlich gab es für mich noch viele wunderbare Dinge zu sehen und zu tun.
    Allem Anschein nach war weder die Fläche meiner Ländereien begrenzt noch die Zahl der Männer und Frauen, die mich (zumindest dann, wenn sie mich direkt ansprachen) ›Herr‹ nannten. Wäre ich mit diesem Landbesitz zur Welt gekommen, hätte ich das wahrscheinlich nicht einmal besonders bemerkt; zumal ich viel zu sehr damit beschäftigt gewesen wäre, andauernd vor Neid zu erblassen, sobald ich jemanden mit auch nur einem Morgen mehr Land oder einem besseren Pflug gesehen hätte. Es ist schon merkwürdig, aber ich habe immer wieder feststellen müssen, daß, je reicher ein Mann wird, er um so stärker von dem Gedanken an Reichtum besessen ist, bis er schließlich in den Wahn verfällt, daß außer ihm überhaupt niemand mehr etwas besitzen dürfe.
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    Dann geht dieser Reiche natürlich in die Politik und rutscht am Ende in der Volksversammlung vor den Ruderern auf den Knien, leckt ihnen die Sandalenriemen und heuchelt Interesse an der Armut auf dem Lande und dem dortigen Versorgungsproblem. Ich nehme an, das ist Zeus’
    Methode, den größten Glückspilzen gewisse Grenzen zu stecken.
    Genau solch ein Schoßkind des Glücks war Perikles’
    Nachfolger als Führer der Athener, ein Mann namens Kleon. Der Leser wird vielleicht überrascht sein, aber es scheint mir gerechtfertigt, an dieser Stelle ein paar Worte über Kleon zu verlieren, da er einen Teil seines Vermögens einer Gerberei verdankte, die von Rechts wegen eigentlich mir hätte gehören müssen. Ich möchte Sie keineswegs mit den Einzelheiten langweilen, doch mein Großvater hatte schon vor langer Zeit einen fünfzigprozentigen Anteil an dem Betrieb erworben und diesen Kauf prompt wieder vergessen. Nachdem er das Zeitliche gesegnet hatte, spielte mein Onkel Philodemos kurz mit dem Gedanken, vor Gericht zu gehen, um den Gerbereianteil für mich zurückzufordern. Aber verständlicherweise nahm er dann doch lieber von diesem Vorhaben Abstand, denn damals gehörte Kleon nicht zu der Sorte Mensch, die man, und sei es aus noch so triftigem Grund, einfach vor Gericht brachte, es sei denn, man suchte nach einem Vorwand, die nächsten zehn Jahre auf Weltreise zu gehen.
    Die andere Hälfte der Gerberei hatte damals Kleons Vater gehört, und trotz (oder gerade wegen) des mangelnden Geschäftsinteresses seines Partners lief der Betrieb hervorragend. Zu jener Zeit herrschte große 104
    Nachfrage nach qualitativ hochwertigem Leder, aus dem Schilde und ähnliche Dinge für den militärischen Bedarf gefertigt wurden. Da Kleons Vater von geschäftlichen Dingen keine Ahnung hatte, übertrug er die gesamte Verantwortung einem fähigen Betriebsleiter. Auf diese Weise eroberte sich die Gerberei schnell einen großen Marktanteil. Doch als Kleon der Betrieb von seinem Vater als Teil des durch Ehevertrag übereigneten Vermögens übertragen wurde, erwachte in dem neuen Besitzer – er gehörte zu diesen Leuten, die von nichts die Finger lassen können – ein großes Interesse an der Ledermanufaktur.
    Schon bald warf die Gerberei den doppelten oder dreifachen Gewinn ab und wurde somit zu Kleons wichtigster Einnahmequelle, und man konnte den Gestank der Gerbstoffe von den Propyläen bis zur Pnyx riechen.
    Hätte er sich allein mit dem Gerben

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