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Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer

Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer

Titel: Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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der ersten Hälfte meiner Lebenserinnerungen gesichert hat (Dexitheos teilt mir übrigens gerade mit, daß er vor lauter Exemplaren des ersten Bandes den Boden seiner Scheune immer noch nicht sehen könne, die Mäuse daran jedoch außerordentliches Vergnügen fänden – was übrigens mit das Netteste ist, was man jemals über meine Niederschriften gesagt hat), dann sollte ich klarstellen, daß ich in Wirklichkeit keinen Heerführer auf Samos umgebracht habe. Tatsächlich tötete ich unter Umständen, die ohne das Blutvergießen und den Verlust von Leben sehr komisch gewesen wären, irgendeinen Samier, und jeder Mensch mit der Feinfühligkeit eines dieser dickhäutigen ägyptischen Tiere, die in Flüssen leben und deren Name mir im Augenblick entfallen ist, hätte mit besonderer Sorgfalt darauf geachtet, daß dieses Thema nie wieder in meiner Gegenwart zur Sprache kam. Aber so war der kleine Zeus nun einmal.
    Jedenfalls begaben wir uns schließlich auf die Schiffe, verstauten so gut wie möglich unsere Ausrüstung und winkten und riefen den Menschen am Hafendamm Abschiedsgrüße zu; dann liefen wir aus. Wir waren unterwegs nach Sizilien.
     
    Allerdings machten wir einen weiten Umweg. Zunächst mußten wir zu Demosthenes stoßen, der mit der Einsatzflotte um Lakonien herum einige Verfolgungsjagden auf fremde Schiffe unternahm; da Demosthenes nun einmal Demosthenes war, konnte er der einen oder anderen Abwechslung nicht widerstehen.
    Unser Auftrag lautete, hier und da ein paar Truppen auszuheben, nach dem Grundsatz, daß man nie genügend Männer haben kann; deshalb rekrutierten wir ein paar Argiver, die eigentlich nicht die Absicht hatten mitzukommen, sich aber auch nicht weigern wollten. Danach machten wir, zumal wir dort sowieso vorbeikamen, in Lakonien Zwischenstation und verbrachten ein paar vergnügliche Tage damit Ölbäume zu fällen, Weinstöcke herauszureißen und den Spartanern ganz allgemein das heimzuzahlen, was sie uns seit unserer Kindheit angetan hatten. Weinstöcke und Bäume zu vernichten, ist für einen Bauern ein merkwürdiges Gefühl. Zuerst macht es einem überhaupt keinen Spaß, aber nach einer Weile kommt man auf den Geschmack, und das Ganze wird ungemein kurzweilig. Dabei bekam ich immer mehr das Gefühl, meine Wut nicht nur an den Spartanern, sondern auch an dem widerspenstigen, launischen und unbegreiflichen Geist der Natur auszulassen, der jeden quält, der vom Anbau lebt. »Und das für dich!« hörte ich mich knurren, während ich die Axt in einen Feigenbaum trieb. »Das treibt dir die Lust aus, ohne ersichtlichen Grund Fruchtfäule und Blattbräune zu bekommen.«
    Während unseres Aufenthalts befestigten wir auch eine kleine Landenge als sicheren Hafen für aus Sparta entflohene Heloten und fuhren weiter in Richtung Kerkyra, unterbrachen unsere Fahrt, um vor Pheia ein korinthisches Schiff zu versenken, und nahmen auf Zakynthos und Kephallenia weitere schwerbewaffnete Fußtruppen an Bord, während Demosthenes aufbrach, um in Akarnanien leichte Fußtruppen zu sammeln. Klingt das übrigens so, als ob ich wüßte, wo alle diese Orte liegen? Das wäre irreführend. Die Tatsache, daß ich irgendwo gewesen bin, bedeutet nicht unbedingt, daß mir die Lage oder überhaupt irgend etwas über den Ort bekannt ist. In Wahrheit sind wir Athener keine großen Geographen, obwohl wir das gern behaupten. In der Volksversammlung lauschen wir ernst den großen Männern, die den strategischen Nutzen von Kaulonia oder die Auswirkungen der Zustände auf der Insel Syme auf den Schiffahrtsweg nach Knidos erörtern, und stimmen für denjenigen, der am besten gesprochen hat; wir haben nicht die leiseste Ahnung, wo Syme liegt, keiner von uns, aber das gäbe niemand auch nur andeutungsweise zu.
    Von Kerkyra fuhren wir weiter zum Japygischen Vorgebirge, den Choiraden (einer Inselgruppe, die, wie man mich verläßlich unterrichtete, in der Nähe des Japygischen Vorgebirges liegt) und dann nach Metapont, einer griechischen Kolonie, die irgendwo in Italien liegt. Unterwegs sammelten wir eine große Schar fremdartig aussehender Menschen zusammen mit einer Anzahl italischer Barbaren ein, bevor wir in Thurioi vorbeischauten (ich habe nicht die leiseste Ahnung, wo Thurioi liegt). Dort – oder an einem ziemlich ähnlichen Ort – gingen wir an Land, hielten eine Parade ab und marschierten eine Zeitlang umher, bis uns die Einheimischen höflich zu verschwinden baten, worauf wir zu einer Stadt namens Petra fuhren. In jedem

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