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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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Frage. Ferdinand: »Ich danke ihnen, ich ließe ihnen vielen Dank sagen.« Befremdet der Sekretär: »Den durchlauchtigen Kurfürsten und Fürsten?« Ferdinand, die Arme verschränkt, in einer sonnigen Gewißheit: »Schreib ihnen recht schön. Frage Eggenberg, was du schreiben sollst. Ich ließe ihnen doch danken, vielen Dank sagen.«
    Der Böhme schrieb an den Rand des Briefes: »Es deucht mich ein Gutes, daß die Mißgünstigen sich regen. Sie werden bald offen abtrünnig werden. Es gibt keine andere Möglichkeit sich auszubreiten als durch Reizung der Übelwoller.« Er selbst empfahl als Antwort für den Brief: wie man, Fürsten und Stände, dem Kaiser seine Kriegskosten zu ersetzen gedenke, wenn man Schatzungen und Kontributionen nicht wolle; und wenn er Frieden schließen solle sofort und bei beliebiger Kriegslage, wie man sich die Abdankung des Heeres denke, von der Rachsucht des Dänen zu schweigen.
    Der Kaiser las den Brief der Fürsten noch einmal. Er ging am Arm Freys in den sprießenden Garten herunter, straff, den Degen wie einen Stock aufstoßend. Durchdringend und mitleidig blickte er Frey an, als der wieder Bedenken vortrug. Er ließ seinen Arm.
    Unter dem Schall der Abendglocken diktierte er an den Fürsten Eggenberg und den Präsidenten des Hofkriegsrats. Es müsse zur Durchführung der kriegerischen Notwendigkeiten, zur Sicherung der kaiserlichen Vormacht dem von Wallenstein freie Hand gelassen werden. Er wiederholte: »Freie Hand.« Und daß Friedland zum Generalobersten Feldhauptmann über die gesamte Kriegsmacht ernannt werde, mit Vollmacht, Regimenter nach Gutdünken zu reduzieren und aufzustellen, Obersten selbständig zu ernennen; keine Verhandlungen mit dem Feinde gegen seinen Willen.

    VOM WIENER Hof fuhren auf Wagen und wanderten mit nackten Füßen in die verwüstete Heimat die bettlerhaften Abgesandten, die ihr Unglück hatten bejammern wollen und vom Kaiser ausgepeitscht waren. Sie wanderten durch unruhige, seltsam aufgeregte Städte. Von den Häusern Gassen Scheunen, aus den Gewölben Fenstern blinkte der Wohlstand. Die Felder wurden zum Frühjahr bestellt. Prozessionen begegneten ihnen, Söldnertrupps zogen vorbei mit Wagen und Geschütz, fochten die Bettler nicht an, die gedrängt still gingen. Die Bettler hatten leere ausgeweitete Blicke, mit denen sie die trottenden Menschen überzogen. Stumpf beobachteten sie die staunenden, ausweichenden Bürger und Weiber, denen sie ängstliche Kriegserlebnisse waren; wild zuckte und stach plötzlich den Städtern das Herz. Sie schleppten sich träge aus den Mauern, keine Liebe, kein Traum blieb hinter ihnen zurück. Die Häuser schützten nicht, die Mauern schützten nicht, Kanonenkugeln konnten die Tore umlegen, Soldaten über die Mauern springen, Pferde durch die Wassergräben schwimmen, geworfene Brandpfeile, Granaten konnten Flammen über die Köpfe tragen. Die Torwächter konnten blasen, Kroaten bliesen auch. Die Kinder konnten spielen, Pferdehufe und Kavallerieregimenter unterschieden nicht zwischen Steinen und Knochen. Blumen vor den Fenstern, Altarstationen an den Gassenkreuzungen; für den Augenblick gemacht; Täuschung, daran sein Herz zu hängen. Kirchen voll herrlicher Bildsäulen, prangender Glasfenster, bunter schmerzlicher Gemälde: was war dies alles! Kein Amulett gegen den Oberst Fahrensbach, Quartiermeister mit peitschenschwingendem Gefolge, gegen Isolani, den stinkenden mit dem Affenkopf, und seine schnatternden Ungarn. Seidenkleider über weibliche Glieder, fließendes glattes gebundenes Haar: kein Sinn, Fastnacht und Spiel, man mag nicht einmal darüber lachen. Einer wird sein Pferd an einen Torweg binden, wird euch knebeln und tun, was ihm lieb ist. Da ist nichts drüber zu sagen. Es ist die Welt und das Leben.
    Nach Norden. Nach Brandenburg, Mecklenburg, Bremen, Schleswig. Nicht in diesem Lande bleiben. Sie wissen nicht, daß Krieg ist. Es ist nicht die richtige Welt, es ist die falsche, die sich eigensüchtig pflegt hinter den Mauern, sich auf Polsterbänken wiegt, wärmt, die Kammern voller Vorräte hat. Sie genießen sich, spielen miteinander, essen voneinander, bereiten sich einer für den andern. Das Getuschel, Gelutsche, die sanften Backen, frommen Äuglein, sauberen Hände, gestriegelten Haare, bunt geschuhten Füße, der dufthauchende Kleiderwust um die Leiber; sie servieren sich wohl, schmecken und schmatzen. Wenn dampfende Panzerreiter dazwischen traben, Schwadron hinter Schwadron, verweht der Duft, ist alles

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