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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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Kirchenstaates vorzurücken, die Liga gegen den gefährlich übermächtigen Kaiser zu unterstützen, Frankreich gegen Spanien zu helfen. Dem abreisenden Nuntius blies Urban bei verschlossener Kammer in die Ohren: »Die Kirche hat nie frömmere Fürsten gesehen als die deutschen und den Kaiser Ferdinand. Das weiß ich. Aber es wäre schrecklich, wenn sie nicht die Frömmigkeit besäßen. Schließlich rechtfertigt nur der Glaube ihre Entsetzlichkeiten und schamlosen Räubereien. Der Kaiser mag uns bitten, die Stifter anzunehmen und auf Ersatz der verlorenen Jahre zu verzichten; wir werden erwägen, ihm einen Anteil am Ertrag, ihm und der Liga, zuzugestehen: Vergeßt nicht, einmal die Bemerkung hinzuwerfen: Ihr hättet von mir das Wort gehört, die Welt verlöre ihr Gleichgewicht ohne Frankreich, und damit verbeugt Euch vor Habsburg; man wird Euch verstehen. Im übrigen liebe ich Frankreich nicht mehr als Deutschland; der Tisch ist groß genug für viele Kinder.«
    Und zu seinem Unwillen wurde Ferdinand aus Wolkersdorf durch Boten Eggenbergs nach Wien berufen; es sei eine feierliche päpstliche Nuntiatur eingetroffen, die in besonderer Sache empfangen zu werden begehre. Im Spanischen Saal, matt in den Armlehnen hängend, wie ein Wundervogel ohne Begierde durch die Käfigstangen den Schnabel steckend, hörte Ferdinand milde und still neugierig den vor großem Gefolge im Kardinalspurpur gestikulierenden Italiener an. Noch einmal ließ ihm der Heilige Vater und nun mündlich Glück zu dem Siege wünschen, dessen Gerüchte den Weltball erschütterten. Es sei durch die Frömmigkeit und Tugend Habsburgs vornehmlich geschehen, daß sich die trauernde Kirche aus ihrem Jammer erhoben habe und nun majestätisch um sich blicke, die Braut Christi, die ein süßes und dankbares Lächeln denen spende, die ihre Schwertträger gewesen waren. Dies aller Welt zu verkünden in feierlich offener Audienz sei dem Papst Urban Herzensbedürfnis. Mögen auch die noch nicht Unterworfenen und unter das Schwert Gefallenen wissen, wessen sie sich zu gewärtigen haben, wofern sie in Starrsinn verharren. Die heilige Kirche aber stehe nicht an, ihre Freude zu äußern, wo sie ihre Kinder wieder um sich sammeln wolle, die heimtückisch von ihrer Hand gerissenen Hochstifter und Klöster, die sie mit Jubel an ihr Herz drücke, alles Vergangene vergessend. Sie nehme sie entgegen aus der Hand des kaiserlichen Hauses, dem sie im Glück ihrer Brust keinen Vorwurf über den erlittenen Verlust mache.
    Zugegen waren bei dieser Audienz fast alle Herren des Geheimen Rats, die Gesandten Bayerns, Kursachsens, die Vertreter der geistlichen Fürsten. Sie hatten maskenhafte Gesichter, mit keiner Bewegung ihre Anteilnahme verratend. In Ferdinand zog sich, während er zuhörte, ein gräßliches Gefühl zusammen, das ihm den Mund verpappte, sich mit Hitze und Beengung auf ihn legte. Er sollte überfallen werden. Man überfiel ihn: man wollte ihn vor die vollendete Tatsache stellen, daß das Reich geplündert wurde. Ihn, den Kaiser; sie wußten, daß er es nicht zulassen würde. Man wollte ihn zum Erwachen bringen. Er war überflutet, nicht imstande, seitlich zu ihnen hinzublicken. Bestürzt reichte er dem stolzen tönenden Kardinal die Hand.
    »Was war das? Was war das?« flüsterte er, in sich verwirrt, auf den Korridoren. Er saß kaum eine halbe Stunde, als Eggenberg und Trautmannsdorf angemeldet wurden, während er selbst auf die Mantuanerin wartete. Der Habsburger, noch im großen Ornat des Empfangs, in die Ecke eines Armstuhls geschoben, über dessen Lehne Purpurmantel und Schärpen bauschig herabfielen, als gehörten sie nicht zu diesem Manne. Seine Kammer halb dunkel.
    Als sie eintraten, machte er, ohne die Arme zu bewegen und sich aufzurichten, ohne sie anzusehen, waagerechte Striche mit den bedeckten Händen, hauchend: »Nicht sprechen. Nicht nötig. Der Besuch ist geschenkt.« Die beiden, erschüttert, wie er im Audienzornat, wollten unter Verneigungen auf dem Teppich nähertreten; er winkte gleichmütig weiter: »Ihr stört mich. Nehmt an, ich hätte Euch schon angehört. Ich billige Eure Argumente. Es ist gut.« Eggenberg: »Wir haben keine Argumente. Wir wollten eine Erklärung abgeben.« »Empfangen. Danke. Die Herren sind entlassen.« Der schmerzbewegte Fürst: »Was haben wir verschuldet?« »Ich erwarte die Kaiserin. Ich danke.« Er strich immer weiter vor sich in die Luft. Trautmannsdorf grub sich die Nägel in die Handteller: »Auf die Gefahr, den Zorn

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