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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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Urban der Achte, an seinem goldenen waffenklirrenden Hofe umgeben von Artilleristen Ingenieuren Landmessern Intriganten, von Legaten Vizelegaten Notaren, nahm in Gegenwart des französischen Botschafters die Meldung seines Nuntius mit Freude auf. Er bezeichnete es im übrigen als Selbstverständlichkeit, daß diese Maßnahme des Restitutionsedikts getroffen wurde, und schließlich als eine kaum verzeihliche Lässigkeit, daß sie erst jetzt getroffen wurde. Die Franzosen beglückwünschten ihn im Auftrag des dreizehnten Ludwig, dessen Gevatter der Papst war. In Urbans Namen erklärte dem deutschen Gesandten Paolo Savelli der Kardinalstaatssekretär Francesco Barberini, der Papst fühle sich durchaus nicht bemüßigt, eine Dankprozession angesichts der Verkündung der Restitution zu veranstalten, auch lehne er strikte ab, dem Kaiser die erste Besetzung der verlangten Bistümer zu konzedieren. Was dem Heiligen Stuhl zustehe, halte er fest.
    Eggenberg hatte mehr für den kaiserlichen Hof erhofft. Aber eisig kam aus Rom die Nachricht, der Papst gedenke die Hälfte der Renten aus den neu erlangten Stiftern der frommen Liga des bayrischen Maximilian zuzuweisen. Fein lächelte darauf Trautmannsdorf den Fürsten an, auch der Abt von Kremsmünster sah auf den Boden; aber jetzt hielt Eggenberg alle Blicke aus. Sehr fest äußerte er, ihn freue, ja freue die Nachricht; den Kaiserthron auf breiten Fuß zu stellen, sei sein Bemühen; man werde mit Bayern zusammenarbeiten müssen, auf Bayern sich stützen können. »Zu welchem Zwecke« – Kremsmünster blickte vor sich – »haben wir den Herzog von Friedland gerufen?« Eggenberg: »Ihr werdet es einmal lobpreisen, was ich sage; der Kaiser ist nicht vom Teufel befreit, um dem Beelzebub anheimzufallen.«
    Die schmähenden Worte, die unverhüllten Drohungen, die aus den mecklenburgischen Quartieren an den Hof drangen, gelangten nicht an den Kaiser. In unbestimmten Wendungen überbrachte ihm Graf Stralendorf die friedländische Ansicht; verschleiert, ernst, mit stiller trächtig schwerer Zärtlichkeit hörte Ferdinand den Bericht. Plötzlich fuhr er auf, warf erregte Blicke, ging auf und ab: »Wer ist dieser Friedland? Wie kommt er dazu, mich mit der heiligen Kirche in Widerspruch zu bringen? Wie kommt irgend etwas dazu, mir mein Seelenheil zu nehmen?« Er stand klein, mit gequältem Blick vor dem sehr stolzen Grafen, schwitzte. Und wie als Buße für Vergehen gab er doppelten und strengen Befehl, der Kirche nichts vorzuenthalten, weder an Gut noch an Seelen.
    In diesen Tagen gab er das Edikt heraus, daß in allen neu eingezogenen und von kaiserlichen Truppen eroberten Gebieten der alte Grundsatz der Glaubensfreiheit aufgehoben und beseitigt werde, als nicht vereinbar mit kaiserlichen Pflichten gegen die Kirche; mögen die, die andern Glaubens seien, die eingezogenen Länder verlassen, dies sollte ihnen freistehen. Die herrscherliche Fürsorge und Verantwortung erfordere Anwendung des Satzes: Wessen Land, dessen Bekenntnis; die Auswanderer hätten den zehnten Teil ihres Besitzes zu hinterlassen.
    Wie zur Sühne war das Edikt hingeworfen, und der Kaiser, von der fast irren Freude der Mantuanerin umfaßt und gestachelt, sättigte betäubte sich in der Übertreibung seiner Durchführung. Es dünkte ihm ein Glück, Vogt und Schwert der Kirche zu sein. Und einen Triumph empfand er über Wallenstein: er hatte sich über ihn erhoben, hatte ihn besiegt. Wallenstein war das Blinde, Mechanische, das Schwert; der Herzog verstand nicht, daß es noch etwas anderes gab als die Unterwerfung von Ländern. Er war Meister über ihn. Herzlicher als vorher liebte er Wallenstein, der Gedanke an Wallenstein machte seine Augen verschleiern, ein trunkenes Glücksgefühl schlug durch seinen Leib; die Knie zitterten ihm manchmal, wenn er an Wallenstein dachte. Er fühlte den Herzog sonderbarerweise noch fester an sich gebunden, weil er ihn abgewiesen, gestoßen und verwundet hatte. Wie ein warmer Dunst schwelte in ihm das angenehme Gefühl: der Herzog rast jetzt meinetwegen, er ist bestial, er ist ja ein Untier, er flucht mir, er möchte mich zerreißen. Zum Lachen schön war die Vorstellung.
    Er ließ sich melden, welche Maßnahmen getroffen seien, welcher Stifter man sich bemächtigt habe. Wieder zogen vor ihn jammernde Abordnungen einzelner Städte und Hochstifter von protestantischer Religion, er nahm sie an, nur um über ihren Schmerz zu triumphieren und demütig die Anerkennung aus den Augen und

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