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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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Kaiser. Wie aber kann ich richten, kommt nicht mein Amt und Richterspruch von Gott? Wie kann ich mich vergreifen, wie darf ich es an Gottes Geschöpfen? Denn diese Menschen sind vielleicht kaiserliche Untertanen oder kaiserliche Unterworfene, aber sie sind auch Gottes Geschöpfe. Und wir wissen doch, daß wir im letzten Augenblick gleich sind vor dem himmlischen Herrn, gleich die Richter und Gerichteten. Sie werden beide nicht leicht zu schleppen haben. Fürchten sich die Herren dieser Welt, daß sie sich nicht gar zu viel aufbürden! Der Triumph des Rechtes wird nicht ausbleiben.«
    An das umstehende Kolleg wandte er sich, sich schüttelnd vor Abscheu, den Gesandten keines Blickes mehr würdigend: »Es gibt Menschen, die ihre Machtgelüste auf das schamloseste, auf das tiefste beleidigend maskieren. Sie wagen es, mit dem Schein der Frömmigkeit sich zu schmücken. Es ist schwer zu verstehen, wodurch sich diese Menschen, wenn sie richten, von Mördern unterscheiden und von Dieben, von Räubern. Die lombardische Erde wird davon zeugen. Ich will nicht mehr davon sprechen, es ist uns ein grausiges Geschick, daß dies in die Zeit unseres Wirkens hineinschlägt.«
    Wie er sich wand, seine Flüche auswürgte, die Befestigungen an seiner nördlichen Grenze beschleunigte, Söldner anwarb, klangen die herrischen Wünsche aus dem Reich herüber: der Kaiser Ferdinand der Andere, der geliebte Sohn der Kirche, begehre sich krönen zu lassen vom Heiligen Vater; Urban möge ihm entgegenziehen bis Bologna oder Ferrara. Auch sollten die Lehensrechte des Kaisers über Montefeltro und Urbino untersucht werden. Das Schrecklichste an Drohung, was man im Vatikan vorausgesehen hatte, kam aus dem Hauptquartier des übermächtigen Böhmen: man möge sich nicht sperren in Italien; Rom sei vor hundert Jahren schon einmal geplündert worden, inzwischen wäre es noch viel reicher geworden.
    Und während alles an der Nord- und Ostgrenze des Reiches ruhig blieb, die Armada bändigend mit eisernen Netzen über Deutschland lag, Italien aufschäumte, wurde im Triumph in die Wiener Hofburg der uralte Karmeliterpater Dominicus a Sancta Maria eingeholt, der in der Entscheidungsschlacht am Weißen Berge den Siegeswillen der Ligisten hochgehalten hatte. Er wollte daran erinnern, daß alle Macht und Übermacht des Kaisers nur errungen sei durch die Kirche, die Fürsprache ihrer Gebete. Der Kaiser sollte ehrerbietig sein und ablassen von dem Mordanschlag auf die heilige Mutter. Nach wenigen Tagen erkrankte der schwache Mönch, von der langen Reise angegriffen, starb unter Ferdinands Augen. Abends fand das Leichenbegängnis von der Hofburg nach dem Karmeliterkloster statt unter den Klängen aller Glocken; Ferdinand und seine Familie warteten in der Karmeliterkapelle.
    An diesem Abend suchte durch den langen unterirdischen Gang der Kaiser seit langem wieder den Fürsten Eggenberg in seinem Hause auf. Er erklärte, es sei bei der überwältigenden Wendung der Dinge, bei dieser sichtbaren Erhebung des Hauses Habsburg durch Gott und die allerseligste Jungfrau notwendig, an die Sicherung des Erreichten zu denken. Er sei ein Mensch, hinfällig. Er wolle seinen Sohn neben sich sehen. Eggenberg möge die Nachfolgerfrage, die Wahl zum Römischen König, in Angriff nehmen.

    ES GAB in den europäischen Ländern unzählige Orden von Männern und Frauen, die das Wunder des Jesus von Nazareth vereinte. Die erneuerten alten Orden der Dominikaner, Franziskaner, Benediktiner, die Kapuziner, Theatiner, die Kampforganisation der Jesukompagnie. Die Feuillantinen, Frauen, die maßlosen Bußübungen oblagen, so daß sie zu Massen hinstarben und der Papst einschreiten mußte, Nonnen und Mönche, die Tag- und Nachtwache sich auferlegten, Stillschweigen, unaufhörliches Anbeten des Mysteriums der Eucharistie. Die Nonnen von der Schädelstätte, die die Regel des Benediktus beobachteten: durch unausgesetztes Beten am Fuße des Kreuzes Buße zu tun für die Beleidigungen, die dem Heiland angetan waren, sie auszulöschen, wenn sie je auszulöschen waren. Der Orden von der Heimsuchung des Franz von Sales und der Johanna von Chantal, der vor Entzückungen warnte; man müsse durch Arbeit beten. Die Ursulinerinnen, die Männerkongregation von Saint-Maur. Über allen schwebte ein Hall des Schreis, der am Tiber von den fürstlichen Anhängern des Barberini und dem römischen Pöbel ausgestoßen wurde beim Gerücht, daß der deutsche Kaiser sich nach Rom durchkämpfen wolle, um sich vom

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