Wallenstein (German Edition)
Königswahl nicht, fragte, was mit dem landesflüchtigen Ächter Friedrich von der Pfalz endgültig geschehen solle, dann wie man Holland Schweden Frankreich im Einmischungsfalle abweisen solle, zuletzt an fünfter Stelle die Mängel des Kriegswesens anlangend: man möge angeben, wie und welchergestalt eine bessere Ordnung geschaffen werden solle.
Hitzig warf am Schluß sogleich der rotäugige Kölner auf, sein Käppchen auf dem Knie wippend: »Sauber disponiert! Der zu Friedland hat sich recht tapfer versteckt.«
Der fettwanstige Philipp Christoph von Trier ächzte: »Wir haben dem Kaiser nichts entgegenzusetzen, wir haben keine Armee.« »Nein«, lachte grell Maximilian. Der Erzkanzler milde: »Wir werden ihm unsere Klagen vortragen, wir werden nicht nachlassen zu drängen, er ist ein Mensch, ein frommer katholischer Christ, es wird seine Wirkung auf ihn nicht verfehlen.« »Die Lutherischen singen: Ein’ feste Burg ist unser Gott«, spottete Maximilian. Ruhig der Mainzer: »Unsere Gebete werden erhört werden, Durchlaucht.«
Trotz Zagens und Remonstrierens des Mainzers, der versöhnlich bleiben wollte, ging der Beschluß durch, daß in zwei Schritten der ganze Weg durchschritten werden sollte. Man sah sich auf einem Vulkan, Friedlands Armee bei Memmingen wuchs. Sie erklärten: »Die übermäßigen Werbungen im Reich, Abdankungen Abmarsch Rückmarsch Kontribution Einquartierung haben die Wohlfahrt des Reiches untergraben; das Vermögen des Heiligen Reiches, seine Kraft und Stärke, wodurch es sich bei seinem hohen Stand und christlichen Glaubensbekenntnis gegen Türken und Heiden bisher vor allen andern Königreichen der Welt erhalten hat, ist ganz verzehrt, verwüstet, seine Habe in fremdes Land geführt, vornehme Länder und Provinzen, die eine Zier und Vormauer des Reichs gewesen sind, sind verheert. Die Kurfürsten und Fürsten, gänzlich allen Ansehens beraubt, haben sich den kaiserlichen Kommandanten, die sich mit ihnen im Stande nicht vergleichen können, zu unterwerfen und müssen unzählige Drangsale stillschweigend über sich ergehen lassen. Das kurfürstliche Kollegium, kraft getroffenen einstimmigen Kollegialbeschlusses, will deshalb nicht allein aus treuem Herzen Ihrer Kaiserlichen Majestät geraten haben, sondern auch untertänigst und ernstlich darum bitten, hier Verbesserung zu schaffen, der kaiserlichen Armada ein solches Haupt vorzusetzen, das im Reich sitzt, ein ansehnliches Mitglied des Reiches ist, dafür auch von anderen Ständen geachtet und erkannt wird, zu dem Kurfürsten und Stände ein gutes zuversichtliches Vertrauen haben. Dieser Feldherr möge in allen vorfallenden wichtigen Sachen ermahnt sein, gemäß den Reichskonstitutionen getreulich zu disponieren und sich mit den Kurfürsten zu verhalten, möge sich nicht anmaßen, im Reiche zu dominieren, weil solches nicht Herkommen noch zulässig ist.« Wenn aber Ihre Kaiserliche Majestät in ihren Erbkönigreichen und Landen ein besonderes Heer halten wollte, daran wollte man sie nicht hindern noch ihr Maß geben, solange es ohne Gefahr, Schaden und irgendwelche Beeinträchtigung von Kurfürsten und Ständen geschehen kann. Kontributionen sollten niemals mehr direkt, sondern nur durch Anrufung und Vermittlung der Reichs- und Kreisversammlungen erhoben werden, Durchzüge und Musterplätze nur mit deren Zutun Genehmigung und Mithilfe.
WÄHREND DIE deutschen Kavaliere die Reitbahn im Tummelgarten bei den Barfüßern frequentierten, Räte Dompröpste Dechanten Kanzler verschwiegen beim Postmeister einkehrten, Geld in ein Lotto einlegten – an der Wand war mit Kreide gemalt auf Italienisch: Wer das Kleid nicht schätzt, dessen Leben dauert länger als das Kleid –, Stände sich im Bischofshof versammelten, in die Anticamera geführt wurden, tauchten schon die fremden auffälligen reichen Gestalten in den Gassen auf. Die Herren trugen einen ungeheuren Putz mit sich herum, sie ertranken in den Gewändern, die sie mit sich schleppten; so viel des Zobels, der Bordüren Aufschläge Spitzen Besätze, der überfallenden Stulpen Wehrgehenke Schärpen. Das raschelte und knisterte an ihnen; ihre gebrannten Haare verkrochen sich unter den Umhängen oder blähten sich duftend im Wind auf. Damen begleiteten sie, in bequemen Wagen fahrend, mit Regenschleiern über Kopf und Schulter, mit flachen Stirnmützchen, von denen der Staubmantel nach rückwärts wallte. Bei klarem, warmem Wetter gingen sie über die Wiesen bei der Grube kaum verschleiert, mit
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