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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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nicht nach; die Kurfürsten gaben nicht nach.
    Der Kaiser und sein riesiges Gefolge tauchten in den gefährlichen Bannkreis Regensburgs ein. Die Kurfürsten kamen lange nicht. Sie erschienen auf dem Tag wie unschuldig Verurteilte, die vor aller Welt Schande über ihre Richter bringen wollten. Und wenn er sie auch erwürgte und aufs Rad flöchte, sie wollten es ihm nicht schenken. Mit Entsetzen und dann mit ingrimmigem Vergnügen hatten sie gehört, wie sich Wallenstein auf den Tag rüstete; sie verbreiteten es nach allen Seiten; die Notlage des Reiches lag vor allen Augen. Mit geringer Begleitung stießen sie nacheinander an in den blühenden Junitagen, gehässig und verzweifelt wie magere Wölfe, wollten schlingen oder erschlagen werden.
    Der Kurfürst Ferdinand von Köln, der jüngere Bruder des Bayern, fuhr ein, klein, dünn, listig blickend, mit den Lippen und hängenden bebenden Wangen des Schlemmers. In einem bedeckten Reisewagen, achtspännig, der Reichserzkanzler Anselm Kasimir der Kurmainzer, gebücktes graugesichtiges Männlein, den breiten dünnen Mund spannend, das harte Kinn, mühsam gehobene Augenlider. Das violette Käppchen weit rückwärts auf dem nackten erbarmenlosen Schädel. Neben ihm gewaltig im Wagensitz unter dem Bischofshut, golddurchwirkte Schnüre an der Krempe schaukelnd, der phlegmatische Kurtrierer, Philipp Christoph, glotzäugig, mächtige Halswampen, der breite Gürtel über einem gequollenen Leib; die Beine steif vor sich ausgestreckt, ein unerschütterlich schwerer Körper. Der Bayer fuhr an. Er hatte sich gesträubt zu gehen; Herzog Wilhelm hatte ihm weinend abgeraten. Um ihn ging eine starke Leibwache; bayrische Regimenter waren seit Wochen bei Kehlheim Fürth Cham Rain auf Kriegsfuß gebracht, marschfertig; es war besiegelt, daß ihm auf seinen Ruf fünfzigtausend Franzosen zur Seite stehen würden. Mit Maximilian zog Tilly in Regensburg ein, sein Feldmarschalleutnant, dessen Offiziere die Gegend rekognoszierten, der weißbärtige Zwerg, der nicht erlosch.
    Ins Quartier des Erzkanzlers, der die Bundesverwandten bei sich hatte, wurden auch die acht Beauftragten des Kurfürsten von Brandenburg und des Sachsen geleitet. Ruhig erklärten die Herren, daß ihre Fürsten nicht kommen würden; die Kriegsnot ließe sie nicht aus ihren Ländern; sie selbst hätten Instruktion, sich an den Beratungen zu beteiligen.
    Auf die Frage Maximilians stellte sich heraus, daß sie nicht ermächtigt waren, einer Absetzung Wallensteins zuzustimmen; auch über Bedrängnis protestantischer Stände durch das ligistische Heer klagten sie; Protest sollten sie über die Einziehung evangelischer Güter erheben. Scharf wandte sich der Bayer an die geistlichen Herren: »Man sieht, wir sollen den Herren die Kastanien aus dem Feuer holen. – Und wenn man euren Fürsten den Kurhut vor die Füße wirft?« »Der evangelische Glaube wird nicht untergehen. Wir werden Hilfe finden.« Max höhnte, als sie gegangen waren, die Hände gegen die Herren erhebend: »Sie erhoffen Hilfe von dem Schweden. Der Satan hole die Ketzer.«

    STRENG ÜBERGAB Ferdinand in Gegenwart der zitierten Kurfürsten und Gesandten dem Reichserzkanzler die versiegelten Propositionen in der Ritterstube der bischöflichen Burg. Er vermißte den sächsischen Kurfürsten, mit dem er sich über Jagden unterhalten wollte; er hätte sich so lange vom Waidwerk fernhalten müssen. Mit jedem sprach er einzeln, auf dem roten weichen Teppich neben dem Eichentisch gingen sie bedeckt hin und her. Man lachte über den Schweden, von dessen munteren Angriffsgelüsten man gehört hatte. Mitten in den Unterhaltungen tönte von draußen vor der Stiege Blasmusik; der Habsburger freute sich über die Verwunderung der Herren, er hatte seinen Johann Valentini mitgebracht; man setzte sich wieder, trat an die Fenster, hörte schweigend zu. Die Herren flüsterten verwundert; neben dem Bayern stand Ferdinand am Fenster, legte seinen weißgekleideten Arm freundschaftlich auf die Schulter des erbebenden Wittelsbachers. Der Geheimsekretär Doktor Frey erhielt vom Kaiser einen Blick, öffnete die Tür zur Anticamera. Ferdinand begleitete die Kurfürsten, denen sich ihre Kanzler anschlossen, durch das lange blinkende Spalier der Hatschiere an die Stiege, wo man eine Weile die Kapelle anhörte und die warmen Windstöße fühlte.

    MAN HATTE sich noch nicht zurechtgefunden von der Begegnung, als der Mainzer in seinem Quartier aus den Propositionen vorlas. Der Kaiser erwähnte die

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