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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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wurde ihm als Ehrengabe gereicht ein Silberpokal, ein Samtbeutel voll Goldstücke, eine silberne Handkanne und Handbecken, ferner ein Wagen Wein und achtundvierzig Hafersäcke. Sein Quartiermeister bestimmte als täglichen Verbrauch für den Hofstaat schwere Abgaben: neben zahllosen Laib Brot, Schock Eiern Weizenmehl, Roggenmehl, zwei gute Ochsen, zwanzig Hammel, zehn Lämmer, vier Kälber, ein Schwein, zwei Speckseiten, eine Tonne Butter, fünfzehn alte und vierzig junge Hühner, dazu Rheinwein, Franzwein, Kümmel, Koriander, Anis, Zimt, Ingwer. Nach Memmingen streiften Arkebusiere vorauf; sie trieben alles brüllende und blökende Vieh aus der Stadt, schossen Hähne und Singvögel ab, legten Leimruten für Spatzen aus; die Glocken auf den Kirchtürmen banden sie fest. Der Herzog mit seinem Hofstaat, Leibgardisten, Kanonen, astrologischem Gerät rückte an.
    Die Kuriere liefen; der Herzog stellte fest, welche Gesinnung der Wiener Hof, der Kaiser selbst hätten; große Summen wurden durch de Witte angewiesen an den Kaiser selbst, den Abt von Kremsmünster und andere. In aller Stille versammelte sich im Gelände um Memmingen ein großes Heer.
    Der Kaiser Ferdinand befahl gegen die Mitte des Jahres, Anstalten zum Aufbruch nach Regensburg zu treffen. Vom Herzog zu Friedland, von den niederösterreichischen Ständen, vom Erzbischof zu Salzburg, aus Böhmen wurden Darlehen erhoben; der Antrieb an Ochsen, Kälbern, Lämmern, Schweinen aus Ungarn begann. Ferdinand nahm die Mantuanerin und seinen Sohn mit, den blassen, ehrgeizigen König von Ungarn, der eifersüchtig auf Wallenstein war.
    Wie ein Schnitter, der die Ernte einbringen will, ging der Kaiser, Eleonore sollte mit, weil ein Kaiser mit einer Kaiserin fährt – und sie war maßlos finster und prächtig, sollte jeden der Fürsten beschämen; er wollte sie an seiner Seite mitbringen, die Tochter des Landes, um das er Krieg führte.
    Sie fuhr, bezwungen, mit ihm in dem Prunkschiff, verschlossenen Gesichts, aber auf freudig straffen Gliedern, gedachte dem schweigenden Menschen neben sich in Regensburg eine schwere Niederlage zu bereiten. Sie hoffte auf Eggenberg. Von dem Groll der Fürsten auf den Friedländer hatte sie gehört. Ihr Beichtvater hatte sie ganz aufgerichtet. Reitend, in Karossen, auf Schiffen gezogen, hinter ihnen zwischen dem lustigen, erregten Hofstaat Geheimräte, kummervoll seufzend, in aller Munterkeit und dem Glanz bedrückt, zueinander fliehend, heimlich miteinander murmelnd, mit jeder Stunde beklommener.
    Der Kaiser hatte nicht abgelassen, auf den Regensburger Tag zu dringen, sein Sohn sollte gewählt werden, es hatte nicht verhindert werden können, obwohl das Drängen und Drohen der Kurfürsten anzeigte, warum sie kommen wollten: nicht seinen Sohn wählen, aber ihn selbst zur Verantwortung ziehen, den Herzog zu Friedland beseitigen; sie drängten auf Abrechnung. Und was hatte man von Wallenstein zu gewärtigen; wie würde der rasende Böhme sich benehmen; man hatte schon schwer Beunruhigendes von seinem Vorhaben in Memmingen gehört. Der weinrote kleine Eggenberg selbst, Triumph der Slawata und Trautmannsdorf, hatte den Stein zur Konferenz aus dem Weg geräumt. Er war umgefallen. Sie wußten nicht, was er tat, Slawata und Trautmannsdorf so wenig wie Ferdinand selber. Als die Kurfürsten und Stände so bereitwillig der Tagung in Regensburg zustimmten, begriff er, daß er klar gesehen hatte. Und er wich nicht; er führte den Kaiser auf die Schlachtbank.
    Wie Eggenberg dies geleistet hatte, den Kaiser auf das Schiff nach Regensburg zu bringen, brach er zusammen. Auf der Fahrt schon befielen ihn körperliche schwere Beklemmungen und Ohnmachten. Die Tat war größer als er.
    Er verabschiedete sich unterwegs von Ferdinand. In einem Grauen reiste er nach Wien. Die leere Stadt besserte ihn nicht. Nach Luft ächzend fuhr er weiter. Nach Krumau, auf sein Gut Worlik. Die Angst vor dem Kommenden wuchs. Er fuhr, um sich zu verstecken, nach Duino in Istrien. Es war weit. Kuriere würden ihn nicht finden. Durften ihn nicht finden.
    Inmitten ungeheurer Viehherden, Wagen voll Bier- und Weinfässer, marschierender Söldnerfähnlein näherte man sich Regensburg, dem Höllenkessel. Noch zuletzt protestierte die Stadt selber; sie hatte angstvoll von den Memminger Gerüchten und sonderbaren Vorkehrungen vernommen; sie schützte ihren beschwerlichen Zustand, ihre Armut vor, eine derart prächtige und riesige Versammlung könne ihr Rahmen nicht fassen. Der Kaiser gab

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