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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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aus seinen Wunden, spritzten aus der Brust im Strahl ins Feuer. Wer es unten sah, schrie: »Schelm! Schelm! Er will löschen.« Da langte ein kaum sichtbarer, blau in Weiß vorschwebender Flammenarm von hinten nach ihm. Er wirbelte herum, torkelte zur Erde, kletterte in die Höhe, seine Lumpen flammten, er nahm den Kampf auf; war fast nackt. Die letzten Lumpen wollte er sich vom Bauch, von den Lenden reißen, sie saßen fest, schwarz verbacken, verklebt mit der Haut; er scheuerte mit den Ellenbogen dagegen. Auf seinem Kopf standen keine Haare mehr, runde Kohleballen, die abrollten, die er sich über das Gesicht schmierte, über die großen platzenden Blasen. Er blies über die Handteller, die Brust, die Asche stäubte, die Lumpenfetzen bröckelten. Auf die Zehen stellte er sich, den Körper hochgezogen; schluckte die Luft mit vollen Blasebalgbacken, in leidenschaftlichen Zügen von oben ab. Schwarzrot, durchlöchert, aufgebläht raste er suchend um den Pfahl, hingeschleudert von der Kette tauchte er zum Boden, schnappte die Luft über den heißen Brettern. Die brodelnde blaßblaue Luft ging dicht an ihn.
    Sie sah es, bedeckte mit den Händen das Gesicht. Plötzlich schrie er auf; eine glühende Zange lag da, die dem Scharfrichter aus dem Tiegel gefallen war. Der, hinblickend, brüllte: »Die Zange her! Wirf die Zange herunter, Hund«, tobte gegen die Knechte, warf einen Kloben Holz, brüllte: »Zange!« Der Schächer wich zur Seite. Eimer auf Eimer goß der Scharfrichter vor sich in die Flammen, drang vorwärts, schlug mit einem Haken nach der Zange. Irr sah der oben den schwarzen Haken sich nähern, griff danach, stürzte gestoßen um, kroch zurück. Wallend der dünne Feuerschleier zwischen ihm und den Menschen. Und wenn der Schleier fiel, frohlockte das Volk, daß es ihn sah, das wilde tanzende Geschöpf, das hüpfende, das schwarz und rot immer ähnlicher dem Satan wurde. Er atmete, rannte dicht vor, soweit die Kette ließ, haarlos, stumm, nackt. Die Flammen wälzten sich in Ballen hinter ihm, jäh hob sich vor ihm der rotweiße glühe Vorhang.
    Da, durchdringender Schrei, drei, vier, fünf, Knäuel von Schreien, wieder! Schreie auf Schreie! Jache Stille. Schwarzer dünner Qualm. Wütendes Bersten, Prasseln.
    Jetzt griffen ihn die Flammen umsonst an; wie ein Wunder lag eine menschenähnliche Gestalt, den Kopf auf den Balken gedrückt, inmitten der Glut; kleine Feuerchen spielten um seinen Schädel, strichen an seinen Leib. Rasch lief eine braunschwarze Haut über ihn, als überzöge sie ihn mit einem Lederkleid. Dampf aus der Nackengegend. Er ließ sich ruhig umfassen von der Hitze. Kippte um; die Beine angezogen, schaukelte er auf dem Rücken; die Beine zogen sich fester an den Leib, in dem Knarren und Wühlen des Feuers, während in der Nähe ein leises Puffen, wie Erbsenspringen, zu hören war, feines Knallen, und neben ihm sich Bächlein Rinnsale bildeten.
    Er kräuselte sich schwarz, wurde kleiner.
    Sie blickte nicht mehr nach rechts.
    Jetzt war ihr Geliebter geschwunden.
    Sah eine kleine Minute in Gedanken vor sich. Das Haar auf ihrem Kopf loderte auf. Sie kreischte, duckte sich. Lief an den Pfahl, wich nicht, als wäre sie angeschmiedet. Als die Kleider um sie aufflammten, kauerte sie hin, beugte sich über ihre Knie, ein verzagtes Hündchen. Einen Augenblick erkannte man zwischen dem wütenden Ineinander der Flammen ihr dunkelrotes, aufgehobenes Gesicht, den Markt mit erstorbenen Blicken anstierend. Der lodernde Pfahl stürzte über sie, die Bühne krachte mit den beiden Toten ein.
    Der Kaiser war schon früher mit dem Hofe aufgebrochen.

    DER PATER Mutius Vitelleschi mußte die kochende Campagna durchfahren. Urban nahm seine Entschuldigung, daß er hinfällig sei, nicht an. In Castelfranco sagte ihm in einem Soldatenzelt der schwarzbärtige Mann: »Dieser Säufer, der Collalto, macht unerhörte Fortschritte auf Mantua; gegen die Sintflut von Menschen, die der Kaiser über die Alpen wirft, ist man machtlos.« Er fing an, scheußliche Schimpfworte auf Ferdinand zu werfen, den er nur den Idioten nannte, und auf Wallenstein, auf dessen Kopf er Millionen setzte; Priester müßten ihn vergiften oder niederstoßen, wo sie ihn träfen. Der weißgesichtige General machte fragend auf die Ergebenheit des Kaisers, die Freigebigkeit Wallensteins aufmerksam. Der Papst raufte sich mit wilden Blicken den Bart: ergeben sei der Kaiser den Jesuiten, freigebig Wallenstein gegen die Jesuiten; ob man die heilige alte Kirche

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