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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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niederer, o so niederer falscher Zug. Das hat ihm Richelieu zugeflüstert; es ist so unmenschlich schlau, ich weiß nichts dagegen. Sie haben wohl schon alles beredet mit dem Friedländer, es läßt sich mit ihm leicht regieren. Sie werden sich täuschen. Wie er über das Reich und über Habsburg fallen wird, so über den Papst und Frankreich. Sie werden bereuen, was sie uns angetan haben. Daß sich die Waffe gegen sie wende, daß sich das Verbrechen gegen sie selber richte.« Stundenlang sprach Pázmány auf seinen verstörten Freund ein, dann Abschied mit verwirrten Worten, Hals über Kopf aus Wien; nach Ungarn.
    Eggenberg zog sich mit Riemen am nächsten Tag vor Ferdinand, jeden Schritt bezahlte er mit einem Entschluß. Wie Ferdinand ihn kommen sah, richtete er sich mit demselben sonderbar gespannten Ausdruck aus dem Stuhl auf ihn, hauchend: »Seht, seht, da kommt Ihr. Nun, was werdet Ihr mir berichten.« Eggenberg berichtete, Pázmány sei erzürnt zurückgekehrt aus Rom, wo er den Papst gesprochen habe. Der Kaiser, immer stehend: »Seht, er hat den Papst gesprochen. Und der Papst, ja, was hat er gesagt?« »Er hat nichts Schriftliches mitgegeben. Hat auf einem Zettelchen sich drei Punkte notiert und das hat er dem Kardinal vorgelesen.« »So ist es. Dies hat er vorgelesen.« »Es soll nicht möglich sein, mehr Geld zu steuern an uns wie jetzt; es ginge nicht an, den französischen König scharf zu verwarnen oder an unsere Seite zu verweisen, und uns anschließen könnte sich der Papst gar nicht.« »Es ist nicht möglich, Geld zu steuern und sich mit mir zu verbünden. Er kann den König Ludwig nicht scharf verwarnen. Seht Ihr! Seht Ihr!«
    Fassungslos heulte der alte Eggenberg an seinem Kaiser, die Tränen liefen ihm in die breitgezogenen Mundwinkel; er weinte, ohne das Gesicht abzuwenden, wiegte in Schauder und Schmerz den Kopf hin und her. Gleichgültig spielte Ferdinand mit seiner Schärpe, schlenkerte das Goldene Vlies. Als wenn es nichts wäre, meinte er, Eggenberg möchte doch nicht weinen. »Weinen. Wer wird weinen. Was im Leben alles geschieht. Sind wir denn verlassen? Was einem begegnet.«
    Und er gähnte, während sein Blick plötzlich schielend abwich. Aufstehend und blaß tiefsinnig an seinen Gamaschen heruntersehend rekelte er sich: »Das war also diese Geschichte. Vom Papst. Man muß nicht alles tragisch nehmen.« Legte heruntersteigend, munter schwatzend seinen Arm von rückwärts um Eggenbergs Leib, zog ihn: »Ich weiß etwas. Wißt Ihr, wie spät es jetzt ist? Bald vier. Es ist Schneewetter, daher diese Trübe. Kommt mit, mein Freund, Schlittenfahren.« Und er pfiff und sang: »Wer läßt sich Lasten auf die Schultern legen, die er nicht mag.« »Ich bin noch glücklich«, lächelte abwesend verlegen, plötzlich dunkel bestürzt der Rat, »daß Majestät es leicht nehmen.« »Ach, wenn Ihr wüßtet, was einem für Dinge über den Weg laufen.«
    Ferdinand gähnte laut an der Tür, rollte seinen Rumpf plötzlich welk zusammen. Er seufzte aus sich klagevoll und irre heraus, sagte sanft etwas zu sich selbst.
    Verabschiedete sich schwärmerisch zärtlich, heiter gespannt, stolzierend wie ein Schauspieler von seinem Besucher, dem er die Hände drückte und vor die Brust klopfte.

    AM BAUMBESTANDENEN Hradschin über der breitfließenden Moldau kauerte der Böhme. Michna, der fette kurzatmige Riese, wie er ihn so sitzen sah, wollte sich vor ihm retten; die friedländische Herrlichkeit war erloschen, er wollte sich losreißen und fuhr nach Wien. Mit Wonne empfingen ihn die Herren; Abt Anton schnurrte wie eine Katze um ihn; der würde sie vom Friedländer loskaufen. Wie sich Michna zurechtmachte, einen Teil seiner Güter zu verkaufen, um sich am Kaiserhofe mit Darlehen festzusetzen, traf ihn Wallensteins Schlag. Er hatte den Böhmen für tot und abgetan gehalten, sein Platz schien ihm frei zu sein; da sauste die Hand des andern gegen ihn. Die Güter waren verkauft, der größte Teil seines Vermögens; ehe aber die neuen Besitzer zahlten und das Land übernahmen, rückten Gewalt brauchend Wallensteiner, Musketiere und Kürisser, die in Prag auf Kosten des Herzogs hausten, über den Boden, besetzten ihn, ließen, einen unerhörten Rechtsbruch begehend, nicht davon, obwohl aus der Kanzlei des böhmischen Gouverneurs Schreiben über Schreiben bei ihnen und dem Herzog einliefen.
    Michna, am Wiener Hofe tobend, glaubte leichtes Spiel gegen den abgedankten General zu haben. Aber die Kriegsräte wollten

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