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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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erweichte: nicht anders konnte ja sein neulicher Waffenstillstand gedeutet werden. Und dann sah der Bayer ein, daß er kein Erbarmen von dem Vandalen aus Skandinavien zu gewärtigen hatte, daß es doch nur ein kleiner Aufschub war. In einer Verzweiflungstollheit war Tilly, ehe noch der Stillstand ganz beendet war, losgebrochen und hatte in dem Entscheidungskampf dieses neuen Jahres als erster auf den menschenmordenden Schweden losgeschlagen, auf den Mann, der ohne Erbarmen trompetete: er werde keinen Pakt zwischen Evangelischen und Katholiken zulassen, es müsse einer von beiden in das grüne Gras beißen.
    Der kleine Fürst Eggenberg, gebückt und übermüdet hinter seinem Schemel stehend, verkündete mit schmerzlichem Kopfnicken den anderen Herren, daß jetzt, zum ersten Male vielleicht, kein Zweifel an der Gutwilligkeit des Bayern möglich sei, und der Bayer selbst ließe die qualvollsten Briefe, die heftigsten Bitten durch seinen Gesandten an den kaiserlichen Hof ergehen: zu helfen, nicht zuzusehen, wie man, Kaiser und Liga, vor das Äußerste, die glatte Kapitulation, gestellt würde. Es sei das Schreckliche, kaum Wiedererzählbare Wirklichkeit geworden, daß der Mann, der jetzt auf dem Thron des Stellvertreters Christi säße, den Fischerring trüge, daß ebender Mann, Barberini, sich in einer Kälte, die an Hohn grenze, apathisch für das Interesse des katholischen Glaubens gezeigt habe. Er habe es in seiner Gewalt gehabt, was katholisch in der Welt sei, zu einigen gegen den unheimlichen, alles verheerenden Ansturm des Ketzerkönigs aus dem Norden. Man habe ihm den vertrauenswürdigsten Menschen zur Unterhandlung geschickt, den Erzbischof von Gran, den Primas von Ungarn; beschämt, zerschmettert sei der von Wien nach dem Bericht abgereist, habe nichts seinem Bericht zugesetzt als: er wünsche sich in Zukunft nur seinen Arbeiten zu widmen. Und nun sei es zu allem Unglück auch noch geschehen, daß die letzte Säule des Hauses Habsburg, der gewesene Feldhauptmann zu Friedland, zu wanken beginne. Unter dem überraschenden Einmarsch der Sachsen habe er fliehen müssen; wieviel an seinen Gütern, die seinen Reichtum ausmachen, noch unversehrt ist, könne er nicht feststellen. Der Herzog sitze mit seiner Familie und Anhang in Znaim. Das Wetter zieht auch über ihn herauf. »Woran sollen wir uns halten?«
    Aus der gespannt beieinander sitzenden Gesellschaft fand Questenberg, der kurzbeinige schnauzbärtige, ein Wort; das Unglück habe dann wenigstens das mit sich gebracht, daß bis da zweideutige Freunde sichere Freunde geworden seien, ob sie wollten oder nicht; man könne sich auf den Bayern und den Friedländer verlassen; ja der Friedländer müsse sich glücklich preisen, wenn Habsburg mit ihm zur Erlangung seines Besitzes gemeinsame Sache machen wolle.
    Stillschweigen.
    Um die Unterhaltung weiterzuführen, beugte sich der verwachsene Graf gegen Questenberg hin; freilich habe dieser Friedländer, wie auch seine Briefe zeigten, nun auch nichts, und warum solle also dann Habsburg mit ihm gemeinsame Sache machen. Und indem er forschend den welk in seinem Armsessel ruhenden Fürsten Eggenberg anblickte: man habe vielleicht Interesse daran, dem Herzog nicht zu helfen; Friedland spreche auch jetzt sonderbar drohend. Er sondierte: bekanntlich ist es gut und zweckmäßig, Schlangen, die man fürchtet, die Giftzähne auszubrechen, um des Heilands willen ihm keine neuen einsetzen.
    Eggenberg hielt die Augen des anderen fest; leise, pointiert tropfend; das sei der entscheidende Punkt: wie denke man sich ohne Wallenstein die Situation? Die Faust setzte Questenberg auf den Tisch: »Wir brauchen Wallenstein zum zweiten Male und dauernd, bis Ruhe ist.«
    Am Tisch im weißen Mühlsteinkragen der schlanke Fechter, der Spanier Oñate; er hob den Zeigefinger: »Wir bieten eine Million Gulden, wenn Wallenstein das Heer organisiert.«
    »Seht Ihr«, breitete Eggenberg gegen Trautmannsdorf den Arm aus.
    »Nichts sehe ich, als daß wir vermutlich auch noch das Fell des Löwen verteilen, bevor wir ihn haben; zunächst steht es ja nicht fest, daß der Herzog zurückwill.«
    Oñate: »Er will. Er will.«
    »Ja, wie er will.«
    Oñate einfach: »Als Generalfeldhauptmann wie vorher, zugleich als Haupt der spanischen Armee im Reich.«
    »Mein Gott, wißt Ihr denn, Graf Oñate, von wem Ihr redet? Seine Briefe sind sonderbar. Es könnte sein, daß er in der Situation, in der er sich jetzt befindet, nach Schwund seines Vermögens, bereit ist zum

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