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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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krähte er unter Gesten der linken Hand: »Der Schwedenkönig steht im Reich. Bis Mainz steht er jetzt. Der Sachse steht in Böhmen, Mit wieviel Mann? Mit sechstausend. Wo sind unsere Armeen? Sie sind weggelaufen. Wo steht Conti, Savelli? Weggelaufen. Marradas? Weggelaufen. Wir sind Hunde. Wir sind zum Krepieren reif. Ich lasse die Herren wissen, wir sind für den Schinder reif. Das bitte ich nicht zu vergessen, wenn man von uns spricht.« Stieg vom Stuhl, kaute mit leerem Mund, trank stierend an seinem Becher.
    Zuerst bezogen die Obersten der in Mähren gelegenen Regimenter vom Herzog zu Friedland Geld, Darlehen, Winke für die Werbung, den Proviant. Dann zog er rasch, sich ihrer bedienend, die entfernteren Regimenter in seinen Bereich. In seinen Zimmern zu Znaim arbeiteten die aufgetriebenen Beamten seiner früheren Verwaltung. Er erklärte, mit dem Kaiser in dauernder Korrespondenz zu stehen; sei ermächtigt, mit Umgehung der Wiener Herren den Obersten mit Rat und Tat beizustehen, wie er als Privatperson von Sachkenntnis und Vermögen fähig wäre. Was niemanden quälte.
    Die Gräfin Trzka, spätabends mit dem Grafen und der Schwester antanzend, erhielt einen raschen Schlag auf die Hand, als sie den Herzog vom krachenden Schreibkabinett wegziehen wollte. Seufzend zog er sich am Arm des Rittmeisters Neumann hoch: »Trzka, du stehst nicht auf, wenn du Würfel spielst und im Begriff bist zu verlieren. Du wirst es nicht tun, wenn du anfängst zu gewinnen.«
    Er gluckste zwischen den beiden Frauen hinaus, den Kopf zwischen den Schultern einziehend: »Weißt du, weißt du, herzliebes Weib, wer ich bin?« »Aber ich weiß, mein herzlieber Gemahl, wer du bist.« »Willst du mir Botschaft geben?« »Mein herzlieber Gemahl.« »Ich bin ein Mensch, der einen Kopf auf dem Rumpf trägt und auf den zwei Beinen steht, die ihm seine Mutter in der Geburt mitgegeben hat. Hä. Sie werden es merken. Die jesuitischen Stinkböcke, die verzagten schulfuchsigen Herzen. Und der dicke Schelm. Äußert Euch unbeschwert, sagt unverhohlen, daß Ihr mir kein Vertrauen schenkt, Ihr.« Er fuchtelte gegen Abwesende: »Jetzt springt links, jetzt dreht Euch rechts. Es heißt bezahlen. Müßt heran, ob Ihr wollt oder nicht. Bezahlen heißt es. Siehst du, herzliebe Elisabeth. Hä. Sie werden bezahlen. Sachte, sachte will ich ihnen das Köpfchen bieten und an das Hälschen gehen.«
    Seine Tafeleien und Verhandlungen mit den Obersten ließ er in die Welt schreien. An den Wiener Hofkriegsrat schickte er, Briefe des Kaisers lässig beantwortend, einen Kurier mit der Frage, ob die Kammer wüßte, daß sein Mecklenburger Herzogtum, dazu sein böhmischer Besitz, Friedland Sagan Großglogau, alles hin und verloren sei, und was man ihm, dem Reichsfürsten, an die Hand gebe, sich vor unverschuldeter Armut zu schützen. Dann drohte zwei Wochen darauf ein zweiter Kurier: man schweige sich aus, der erwählte Kaiser des Heiligen Reiches ließe ihn im Stich; er sitze in Znaim auf der Flucht, nur mit dem Notdürftigsten versehen. Sei das Reich zerbrochen? Müsse er sich selbst schützen? Man möge es sagen. Er warte, träfe Anstalten, sich seiner Haut zu wehren, wie es ihm geblieben sei.
    Graf Trzka bekam den Auftrag: ihm gebe er, sagte Friedland, mit auf die Reise seine beiden blauen Augen und die treue Miene. Damit solle er sich vor den Schweden oder Oxenstirn stellen, sie fangen und sagen, er, der Friedländer, sei im Begriff, ein meuterndes kaiserliches Heer an sich zu ziehen und damit nach Belieben zu verfahren. Ob ihm das Königreich Böhmen garantiert werde? Ferner, wieviel schwedische und sächsische Truppen rasch zu ihm stoßen könnten im Augenblick des Losbruchs. Den Bescheid möchte er sich schriftlich von Oxenstirn oder dem Schweden selbst geben lassen. Möchte sich beeilen.
    Trzka war einen Augenblick erschreckt und unsicher. Friedland schrie: »Lacht nicht. Behaltet Euer Gesicht im Zaum.« Stieß ihn drohend mit den hageren Armen zur Tür hinaus.

    UNTER DEM niederdrückenden Bescheid des Kardinals Pázmány, den Nachrichten, die die Gefahr einer Umklammerung greifbar nahelegten, getrieben von stöhnenden Briefen des Kurfürsten Maximilian, trat Fürst Eggenberg mit dem hohen Rat in der Burg zusammen.
    Maximilians Lage war ihnen allen klar. Er hatte in der furchtbaren Not nach der alten Verbindung mit den Franzosen gegriffen, diesmal aber nicht, um Habsburg Paroli zu bieten, ja er hatte sich durchzuschlagen versucht, indem er den Schweden selbst

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