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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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Sieg zu verhelfen, und der Abneigung gegen Kompromisse. In Hamburg und London sagte man sich: es wird dem Herzog zu Friedland nichts nutzen, zu siegen, er wird sich mit dem kaiserlichen Hofe auseinandersetzen müssen – oder der Hof wird es mit ihm tun; das Jahr wird die Absetzung des Herzogs oder den Frieden bringen.
    Einflußreiche Männer und Bürgerschaften großer Städte suchten sich der verhängnisvollen Entwicklung entgegenzuwerfen. Fromme katholische Männer Mitteldeutschlands, Bischöfe traten miteinander in Korrespondenz, faßten den verwegenen Plan, dem Jesuitentreiben am Hofe das Wasser abzugraben. Massenhaft Broschüren und Bilderbogen warfen sie unter das Volk, ließen sie an die Söldner verteilen, schickten sie den Regenten und herrschenden Körperschaften, Schriften, die Versöhnlichkeit atmeten, die Kriegsnot beklagten, mit glühenden Worten die Verantwortlichen beschworen, das Reich nicht das Letzte, den Satz des Kelches trinken zu lassen; das Verderben stünde vor der Tür; es sei die Stunde, wo Beelzebub sich zum Triumph anschicke. Die Bischöfe, die es wagten, nach Wien zu reisen und die Väter aufzusuchen, wurden von ihnen herzlich aufgenommen, darauf mit andeutenden Worten der Tölpelei, des Micheltums geziehen. Vor der überlegenen Dialektik der Väter wichen sie; ihre Wärme kam nicht auf neben dem sengenden Feuer der Fanatiker; manche der Reisenden wurden in ihrer eigenen Auffassung wankend. Die Jesuväter kannten nur dies Ziel: reiner Glauben; sie waren schrecklich in ihrer Folgerichtigkeit, man konnte sie nicht von der Erde wegleugnen, sie zogen betörend auf allen Wegen Menschen an sich, Christentum ihre Parole: wie konnte man sich vor ihnen retten. An vielen Orten vergruben sich die Kundigen: jammernd über Deutschland, auf dessen Boden diese furchtbare Entscheidung gesucht werden sollte, und heimlich das Land segnend, dessen Menschen in sich den Drang fühlten, diesen großen Kampf auszutragen.
    Träge erhob sich im Mai der Herzog aus Prag, prunkhaft wie früher: vierzehn sechsspännige Galawagen, für ihn vierzig Hofkavaliere, hundertzwanzig neulivrierte Diener; Packwagen; zehn Trompeter vorauf mit silbervergoldeten Trompeten. Bei Königgrätz musterte er die Armada: sechzig Regimenter mit vierhundertfünfundachtzig Kompagnien. Dann schob sich alles unversehens ostwärts, nordostwärts; eine kleine Armee deckte das nordwestliche Böhmen.
    Nach Schlesien schob sich die Armee, auf Glatz zu. Dort hielten Kaiserliche unter Matthias Gallas gegen eine feindliche Armee, der Kern Kursachsen, von Hans Arnim von Boitzenburg kommandiert, bei ihm der weißköpfige Böhmenführer Thurn, Oberst Duwall.
    Stumm ruhte Friedland ihnen gegenüber. Laues Scharmützeln, Geplänkel.
    Nach zehn Tagen unterschrieben Parlamentäre in Heidersdorf einen Waffenstillstand.
    Die ungeheure Maschine stand still.

    GELLENDES GEKREISCH, vielstimmig, in Wien.
    Sie bogen sich wie Weiden zusammen, schnellten pfeifend hoch. Da stand er, stand, in Schlesien, ein Gigant an Kraft, zahllose Kompagnien, Massen von Artillerie Munition, bezahlt aus den Steuern der gepreßten Stände, rückte sich nicht, zuckte nicht, nicht einmal vor Schande über das, was geschah. Es war bewiesen: er wollte nicht, ging eigene Wege. Ein Hundsfott Verräter an allen Erbländern, an jedem Einzelnen, am Habsburger Hause, am Reich, am katholischen Glauben. Man mußte ihn strafen, zwingen. Mußte ihm die Armee wegnehmen. Es mußte ein neues Haupt über die Armee gesetzt werden. Der Friedländer, der Erzschelm, mußte weg.
    Mit grenzenlosem Tosen erfüllten die Jesuväter die Ämter, liefen grade und ungrade Wege, die Ruhe war aus ihren Konventen entfernt. Niemand unter ihnen, der nicht blitzartig begriffen hätte, daß in Heidersdorf auch für ihn die Würfel geworfen wurden: der Friedland mußte ihnen jetzt oder später an den Leib. Es gab keinen Ausgleich zwischen ihm und ihnen. Wie er dastand, der Koloß, entlarvt, war er ihnen scheusäliger und bedrohlicher als Schweden und Sachsen und alle Protestierenden. Sprünge der Jesuiten in ihrer Aufregung: sie suchten sich des Mannes zu versichern, der dem Friedland die Beichte abnahm, aber es kam heraus, daß er keinen ständigen Beichtvater hatte. Boten durch ihre Freunde im schlesischen Lager dem Doktor Stroperus, Wallensteins Arzt, Geld, große geistliche Versprechungen, wenn er ihm die Sorgen der Kirche vorhielte und wie die heilige Kirche in Gefahr schwebe. Erreichten nichts, als daß sie den

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