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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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spanischen Truppen: der Herzog zu Feria rücke nach den Niederlanden, wo der Infantin Isabella Hoheit auf den Tod darniederliege und tägliches Ableben zu erwarten sei. Des Herzogs zu Friedland Durchlaucht wurde ersucht, dem heraufziehenden Mailänder und seinen spanischen Truppen nichts in den Weg zu legen und ihn in jeder Weise zu befördern, wenn er auf dem Kriegsschauplatze erscheine. Der Spanier würde einem Wunsch des Königs Philipp zufolge sich dem bedrohten Kurfürsten von Bayern attachieren; man wünsche, Aldringen mit den kaiserlichen Truppen möge nunmehr völlig dem Bayern unterstellt werden.
    Wallenstein aufgesetzt, den Kopf eingezogen, der Ausdruck wechselnd zwischen Hohn und Freude. »Wir haben sie bei den Ohren, die tapferen Kriegshelden. Sie haben nicht gewagt, es abzugeben. Es hätte mich zu arg gebissen, meinen sie. Bei den Ohren. Mein alter Questenberg, sieh da.«
    Trzka: »Ein trauriges außerordentliches Schelmenstück.«
    »Ich will mit den Bestien einmal reden. Witzig genug will ich sein; sie wissen bald nicht, wohin sie den Kopf stecken sollen.«
    Der blonde Trzka schmetterte seinen Degen über den Tisch: »Der Spanier dem verruchten Bayern beigesellt. Aldringen dazu.«
    »Die Jesuiten wissen, was sie vornehmen. Wenn’s übel ausgeht, finden sie ein anderes Kollegium, der Kaiser aber kein anderes Land. Trzka, du wirst dein kleines Weibchen eine Weile nach Kaunitz schicken müssen. Wir werden einige heiße Wochen bekommen. Sieh an, sie zwingen mich. Sie setzen uns den krummen Feria auf die Nase. Es ist mir keine Freude, ich hatte es anders vor. Ein Wunsch des Königs Philipp, den giftigen Bayern zu unterstützen: haha, das setzen sie mir vor. Der Feria soll sich nicht mißbrauchen lassen, er ist mir unterstellt, er mag es mit mir aufnehmen.« Der Herzog diktierte im Bett den Befehl an den Mailänder, sich seiner Wege zu scheren und nicht unaufgefordert sich in deutsche Kriegshändel zu mischen. Es werde ein deutsches Fähnlein ihm entgegengesandt werden, um ihn den richtigen Weg durch Deutschland und aus Deutschland heraus zu führen. Friedland legte sich zurück: »Die Jesuitenkanaille riecht den Braten.« Neumann, die Schreibtafel ablegend: »Ilow trifft heute ein aus den Quartieren; wir werden ihn orientieren müssen.« »Heiße Wochen, Neumann. Ilow soll das Lager kommandieren.« »Ilow wird sich freuen.«
    Der Herzog stellte den beiden Fremden Schlitten zu Fahrten zur Verfügung. Sie machten davon keinen Gebrauch; sie fürchteten, daß sie von den Fahrten nicht lebend heimkommen würden. Theaterspiele lehnten sie ab, suchten, unmerklich von Spionen des Herzogs umgeben, Berührung mit den hohen Offizieren des Lagers. Es erregte die Freude Trzkas und auch des Herzogs, als es schien, die Herren näherten sich besonders dem Grafen Gallas, dem strengen würdigen Mann, der von dem Herzog hoch geehrt war; an ihn ließen sie sie gern heran. Gallas konnte dem spionierenden Trzka dann aber nichts Rechtes von den Unterhaltungen berichten; die beiden Fremden hätten ihn nur über Lagerzucht und wie fest die Kriegsoffiziere und Obersten zu ihrem Feldhauptmann stünden ausgeholt.
    Graf Gallas vermeldete nicht, was die beiden kaiserlichen Gesandten ihm auf Zetteln, da sie nicht zu reden wagten vor Lauschern, zugetragen hatten: daß man den zu Friedland einer zweifelhaften Gesinnung zeihe angesichts gewisser zugekommener Nachrichten. Daß man befürchte, er werde sich des Heeres in kaiserfeindlichem Sinne bedienen. Ob man vertrauen könne, daß sich Graf Gallas seines Eides besänne. Diese Zettel waren ein Werk Schlicks, das er zum knirschenden Widerstand Questenbergs unternommen hatte. Wie ein Kind wurde von dem harten engstirnigen Schlick der dicke Questenberg durch das Lager gezerrt; jeder Besuch enthüllte Questenberg mit Schrecken, daß ein feindlicher Geist im Lager und in Pilsen wehte; die sonderbar fremde beobachtende Haltung Trzkas Neumanns Kinskys, besonders dieses Kinsky, der herausfordernd offen in Pilsen sich bewegte, obwohl er verbannt war und der Herzog ihn in Eisen schlagen mußte. »Wir haben einen Unsinn angerichtet, der Herzog wird kopfscheu vor uns gemacht«, stöhnte Questenberg, als der Boden ihm unter den Füßen versank; er sann jemanden zu Hilfe zu rufen, Trautmannsdorf oder Eggenberg. Aber Schlick ging rasch und gnadenlos vor. Dem war alles klar, der kannte nicht Wallenstein, trieb wie ein losgerissenes Floß im Strom, riß Brückenpfeiler ab, schrammte das Ufer, kippte

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