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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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Würfelbecher aus der schlaffen linken Hand unter den Tisch fallen: »Nein.« Ernst, melancholisch der Böhme: »Ich hab’ Euch zu verraten, daß ich spiele. Ich liebe meine Habe nicht wie ein Jüngling, der eine verschleierte Geiß für eine Jungfrau anspricht. Ich bin schon ein Bock zu meiner Geiß.« Mit tiefer Stimme, sich vorbeugend, der Spanier: »Ich bitte um Verzeihung, daß ich Euch so weit verlockt habe.«
    Und wie Slawata ruhig ablehnte und weiterzuspielen begehrte, saß der Spanier sehr nachdenklich da, nahm zögernd den Becher wieder auf und fragte ganz heimlich, wieviel also der Herr setzen würde und worauf. Und würfelte dann, ohne den andern es sehen zu lassen, auf einer Tischkante, rasch die Hohlhand über die Würfel deckend; stand momentan auf, mit einer traurigen Miene: »Wir wollen abbrechen.«
    Ein sonderbares Geschick fügte es, daß am nächsten Tag Slawata am selben Elbenholztisch im selben Maße Zug für Zug verlor, derart, daß er erschrak, wild und tief erschrak und zur Beschaffung von Geld aufbrach und vom Hofe Urlaub nehmen mußte; er konnte nicht am Hofe erraten lassen, was er trieb. Auf der Fahrt erst kam dem Böhmen die Ungeheuerlichkeit seines Verlustes zu Bewußtsein und betäubte ihn; er mußte in Kürze seinen Stand verlieren. In trüben Gedanken ging er nach Prag und verschaffte sich Gelder; ziellos hing er einige Tage hier, grollte matt sich, dem Friedländer. Er lahmte einmal zu einem Konvent des Adels; wie er die Türklinke berührte, empfand er aber in sich einen Schlag, dunkel stand er vor der Schwelle, sein Kopf hing vor der Brust; er fühlte sich fortgetrieben, gestoßen von der Klinke. Hier war nicht seine Sache, er trieb sein eigenes Spiel. Er ging, mußte seinen Wagen nehmen, reiste schon ab; es kam ihm vor, als ob er wieder zu sich käme; mußte seinen Körper nach Wien fahren. Und unterwegs erwachte er. Es erhob sich in ihm wieder, er fühlte sich gefüllt, ein Leben flutete über seine Brust und Arme. Es gab Küttner, Oñate, den riesigen Herzog Friedland. Er langte in Wien beim Spieltisch des Marquis an. Er war glücklich, dazusitzen und sich ganz zu finden. Als gleich die ersten Züge das Unglück des Grafen anzeigten, suchte der Marquis, zum erstenmal während eines Spiels aufstehend, den ruhigen anderen zu einem Spaziergang oder einer Fechtübung einzuladen.
    Oñate setzte sich dann nicht wieder mit Slawata an den Ebenholztisch. Sie wechselten die Tische, die Plätze, er suchte ihn ganz vom Spiel abzubringen. Slawata duldete alles in einer eigentümlichen bittersüßen Beklommenheit. Er fühlte: er fuhr.
    Er hatte es bald sehr leicht bei dem Spanier. Slawata sah sich wie ein Kranker behandelt und beschenkt. Er hatte sein halbes Vermögen an den Spanier verspielt, ein dunkles Geschick hatte das vollzogen. Lockenschüttelnd entzückt sah der Böhme den Spanier mit dem olivenfarbenen Gesicht vor sich stehen und über den Tisch aus seinem grünen Beutel klingelndes Gold schütteln, das er ihm aufdrängen wollte. Er konnte es sanft vom Tisch wischen mit dem Unterarm, hatte es nicht darauf abgesehen, der Spanier war schon im Begriff zurückzuzahlen.
    Sie sprachen vom Friedländer; er entblößte sich, es war rasch geschehen. »Ihr haßt den Friedländer auch«, fragte mit aufleuchtenden Augen zähnefletschend der Spanier; und Oñate begann von dem schamlosen Bestechungsversuch vor Jahren zu reden, ihn auszuforschen. Er gestand lächelnd, an einer Auffassung der Situation durch die Beteiligung Bayerns gehindert zu sein. Aber man müsse sich wohl auf die Sprünge machen, wenn es so stehe, und dabei pfiff er schon durch die Zähne. Er hatte mit dem ihm wohlgefallenden vornehmen Böhmen noch öfter Unterredungen; es freute ihn, mit dem Böhmen übereinzustimmen, daß Friedland ein böses gefährliches Tier sei, dessen man sich vielleicht von Zeit zu Zeit mit Umsicht bedienen dürfe. Er war sehr begierig, Slawata zu Diensten zu sein.
    Nun wurde er mit Leichtigkeit von den Jesuiten belauert, vom Grafen Schlick angegriffen. Der Mailänder Gouverneur erhielt mit einmal, wie er schon zögernd durch die Lombardei marschierte, die leidenschaftlich erregte Anweisung vom spanischen Geschäftsträger in Wien, seinen Weg so zu nehmen, wie ihm vom Grafen Schlick, als dem kaiserlichen Kriegsratspräsidenten, vorgeschrieben werde, insbesondere gute Verbindung mit dem stark gefährdeten bayrischen Kurfürsten zu suchen, auch jeglichen anderen Befehl abzuweisen. Große Beschleunigung

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