Wallenstein (German Edition)
Boote.
In seiner Not um Friedland brachte es Questenberg über sich, den harmlosen freundlichen Grafen Trzka zur Rede zu stellen und insgeheim vieles mit ihm zu durchsprechen. Er gab seiner innigen Liebe zu Friedland Ausdruck; es läge ihm daran, alles ins gleiche zu bringen, man möchte ihm helfen dabei; Trzka sähe doch selbst, daß sich ein Abgrund zwischen dem Herzog und dem Kaiserhause auftun müsse, wenn jedes auf seinem Schein bestehen bliebe. Der andere war auch wirklich gerührt von dem herzlichen Ton des Gesandten, bat nichts zu unternehmen, was den Konflikt verschärfen könnte, er werde sich an den General wenden. Dann aber, wie Trzka schleppend auf dem Weg zu Friedland war, schämte er sich; die Aufgabe war sehr peinlich, er fühlte sich schwach. Dem Questenberg gegenüber schämte er sich seiner Untätigkeit, faselte von Friedlands Geneigtheit nachzugeben; der Kaiserliche freute sich, dankte überströmend; Trzka log sich die Aufgabe vom Leibe.
Und so ließ Questenberg, im Vertrauen auf die vorgehende Versöhnungsaktion, dem bösen wilden Schlick freie Hand, auch gegen Gallas. Er bekam es fertig, hoheitsvoll über diese Aktionen zu lächeln und sich in Vertrauen auf seine Gegenaktion zu wiegen. So von ihm befreit, wütete der stiernackige Schlick im Lager des Friedländers.
Die kühne nacktgesichtige lange Panthergestalt des Feldmarschalls von Ilow ritt aus den böhmischen Landquartieren in Pilsen ein. Die beiden Fremden wichen dem unerhört groben Gesellen aus. Er hatte am gleichen Tag heraus, was im Lager vorging; wollte die beiden beim Kragen nehmen. Das Reiterrecht, protzte er gegen Trzka ab, solle über sie entscheiden.
Der Generalissimus befahl nach seiner Ankunft, die Obersten und anwesenden Generalspersonen zusammenzurufen, unter dem Vorsitz Ilows über das kaiserliche Ersuchen betreffend Verlegung der Winterquartiere und sofortigen Angriffskrieg zu beraten. Der Befehl machte sogar den frechen Ilow blaß. Sein verschnürter Oberleib hing über dem Bett Friedlands; Ilow stammelte, die Obersten werden sich nicht trauen. Friedland: »Die Herren wissen, daß niemand ihnen an den Leib kann als ich und mein Reiterrecht.« »Der Beschluß wird dem Grafen Schlick gemeldet?« »Mir, Herr Bruder. Ihr sollt aber dabei sein, wenn ich den Präsidenten damit abfinde.«
Lange Sprünge Ilows zu Trzka. Zweistimmiger herrischer Jubel, Händedrücken, tanzende Umarmung.
Gallas war mehr Zuschauer bei der abendlichen Beratung und der erfolgenden Ablehnung des kaiserlichen Plans.
In der Abschiedsaudienz ließ Schlick kein Wort von der unerhörten Beleidigung des Kaisers über die Lippen. Einsilbig höflich, scheinheilig freundlich, verabschiedeten sich die Gesandten von Wallenstein, der lag, und seinen steifen herausfordernden Herren. Über den Spanier werde Friedland den Hofkriegsrat schriftlich bescheiden.
Sie hörten nicht, aber sie fühlten, Schlick mit Freude, Questenberg gebrochen, daß der Herzog hinter ihnen den Kopf vom Kissen hob: »Die Herren von der Federprofession werden nicht noch einmal von Wien herüberkommen.« Und wie die Herren meckerten und die Degen bewegten.
DER SPANISCHE Botschafter Oñate ließ nicht die Hand vom Würfelbecher. Er spielte mit den edelsten Herren des Hofes, dem Grafen Wratislaw von Fürstenberg, dem Kammerherrn und Verwalter der kaiserlichen Finanzen Baron Breuner, der niemals Rechnung legen brauchte. Der Hofkanzler Verda von Werdenberg, Graf Johann Baptist, der italienische Emporkömmling, fand sich gelegentlich im spanischen Quartier ein. Der geschmeidige Oñate verlor große Summen. Er hatte auf das ihm zugekommene Schreiben des Gouverneurs von Mailand keinerlei Schritte getan, legte, zu stark von seiner Leidenschaft okkupiert, der ganzen Sache kein Gewicht bei. Feria hatte seinen Befehl aus Madrid, das übrige war militärischer Kleinkram.
Doktor Jesaias Leuker auf die Kunde, daß sich spanisch-italienische Regimenter von Mailand in Bewegung gesetzt hatten, bedrängte den Marquis, daß er dem noch unsicheren Mailänder Mut mache und beschleunigten Anmarsch befehle. Leukers plumpe Methode, dem scharfen hochmütigen Spanier Abneigung gegen den Friedländer durch Zuträgereien einzuflößen, verfing nicht; der große Herr ließ sich von ihm Vortrag im Bad und beim Messeweg halten, durchschaute ihn, hielt ihn schweigend hin. Nur einmal wurde er wild, als Leuker zutraulich von einem spanisch-bayrischen Bündnis anfing; da konnte sich der sehr zeremonielle Mann nicht
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