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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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beherrschen: ob der Rat Leuker ihn für gedächtnisschwach hielte, möchte er doch unter seine Pasteten nicht solche Mucken wirken, er litte genug Strafe, daß er ihn anhören müßte. Der Feria sei ein Narr, daß er sich hier einmische; er werde es ihm bedeuten. Die Durchlaucht in München bedürfe wohl gerade des Mitleidens und Erbarmens, und dazu sei die Krone Spanien gut genug, ihn aus lächerlichem Flennen zu ziehen. Hinge doch sonst so herzlich am König Ludwig, liebte doch früher in Brüssel solch Bündnis nicht. Pfui des Prahlens und der Aufschneiderei. Ein Dutzend Kinder könnten sich an solcher Säugamme vergiften.
    Worauf der Bayer klein abzog. Nach Leuker wollte sich der junge Küttner an die Sache begeben. Er war ganz in der Hand Wilhelms von Slawata, der ihn nur für Tage und halbe Wochen aus Wien fortließ zur Berichterstattung bei Maximilian. Der elegante junge Mensch wollte es von sich aus übernehmen, diese kühne Aufgabe zu lösen: Oñate zu beherrschen und den Schlag gegen Wallenstein zu forcieren. Slawata schwankte lange, ob er ihn an den Spanier heranlassen sollte; es war möglich, daß die eigentümliche Süßigkeit Küttners Oñate verführte, ihn anzuhören; aber der Spanier war vom Spiel in diesen verhängnisschweren Tagen ganz hingerissen. Es waren keine Versuche mehr zu machen; der schöne vornehme Slawata setzte sich selbst am Würfeltisch dem Spanier gegenüber.
    Sie spielten, ohne die Mienen zu verändern, um steigend hohe Summen. Sofort setzte Slawata mit großen Beträgen ein, er sah, daß sein Partner lethargisch in das Spiel versunken war, daß er spielte, spielte und nur durch Ungeheuerliches aufzureißen war. Die eigentümliche Genußstimmung, in der er diese Wintermonate über war – Küttner war ihm begegnet, den Hof wollte er nicht verlassen, sein Herz war gefesselt –, verstärkte sich jäh vor diesem hageren Gesicht mit den winklig hoch aufgestellten schwarzen Augenbrauen; »erwecken, erwecken!« flutete drängte es in ihm, »wir spielen.«
    Als die Würfel immer schlecht für den Böhmen fielen, rang sich der Spanier das Wort ab: »Warum strengt sich Euer Liebden so an? Ihr seid im Nachteil.« »Ich kann in Vorteil kommen.« Ernst der Marquis: »Wie der Herr will.« Wie die Einsätze Slawatas in die Tausende gingen, begann der Spanier zu zögern; er war in Brand, unsicher fragte er den andern: »Was ist mit Euch? Spielen wir oder nicht?« Slawata hörte kaum, was er für Zahlen sagte; er beobachtete nur die Wirkung auf das Gesicht seines Gegners; entzückt lächelte er: »Ich hab’ noch mehr.« Die Lippen sich leckend, zum Sprung gerüstet der Spanier. »Eure Sache, Herr Slawata. Ich bin nicht Euer Vormund.« »Was denkt Ihr von Spanien?« fing Slawata an. »Was ist mit Spanien?« »Es muß schön bei Euch sein. Ich möchte spanischer Botschafter sein.« »Slawata, Herr, was tätet Ihr da anderes als ich?« »Was?« »Spielen.« »Das weiß ich nicht so genau. Also dreitausend.« »Also dreitausend, Herr Slawata. Ihr verspielt Euren Kopf. Da, fünfzehn, Ihr habt verloren.« »Was macht das. Ich verrate meinen Heiland darum nicht. Aber ich wüßte, was ich täte, wenn ich spanischer Botschafter wäre.« »Wieviel?« »Setzt Ihr.« »Dreitausend.« »Dreitausend. Marquis, seid überzeugt, ich säße nicht hier. Keine Minute litte es mich hier.« »Die Böhmen sind allesamt sonderbare Käuze.« »Ich achtete hier auf den Hof.« »Ich achte auf Euch schon gut.« »Was ist auf mich zu achten. Ich verliere so tapfer an Euch. Nein seht, diesmal Ihr.« »So hab’ ich doch recht.« »Eine Ausnahme, Marquis. Also fünftausend.« »Das nehm’ ich nicht an.« »Spielt, Herr Oñate. Gerüttelt, geschüttelt.« »Fünftausend!« »Keinen Heller mehr. Ihr müßt auf den Hof achten, da werdet Ihr noch öfter staunen. Ihr werdet hier nicht mehr lange sitzen.« »Graf Slawata wird sich nicht darum sorgen, wo der spanische Botschafter sitzt, an den er selbst sein Geld verliert.« »Fünftausend.« »Ich spiele nicht fünftausend.« »Also sechstausend, Marquis.« »Ich spiele, Herr Graf, ich versichere, ich spiele.« »Was seid Ihr erregt um meine Habe. Ich bin doch ein Bettler.« »Was ist das?« »Was, Herr Oñate?« »Daß Ihr Bettler seid?« Slawata lachte freundlich: »Ach, Ihr meint, ich hätte schlechtes Geld oder langes. Nein. Es kommt nur nicht drauf an, ob ich etwas noch habe.« »Es bleibt bei sechstausend? Sechstausend Gulden?« »Taler, Marquis.« Oñate ließ den

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