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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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Verludert und vernichtet ist genug. Es kann sich jeder damit zufriedengeben, Soldat und Geistlicher. Sei den Herren gewiß: mir liegt nicht an der ewig fortwährenden Verwüstung. Wär' ja ein Instrument des Satans, wenn ich’s täte. Es bleibt dabei: wir steuern auf den Frieden zu. Wenn man auch und wer auch zetert.«
    Questenberg: »Soll uns doch nichts willkommener sein.«
    »Herr Questenberg. Sind andere kriegerischer als wir Soldaten. Ich werde einen Krieg um den Frieden zu führen haben.«
    Questenberg milde: »Graf Schlick hat gezeigt, woran uns liegt und was uns herführt. Wir wollen erfahren, was Euer Durchlaucht im Sinn haben, verkennen gewiß nicht die Schwierigkeit der Lage.« »Das weiß ich. Fragt aber einmal den Herrn Bruder hier, was die Väter der Jesugesellschaft begehren.« Schlick hochgestemmt, brüllend: »Ich bin im Auftrag der Kaiserlichen Majestät da. Wir haben kaiserliche Aufträge abzulegen.«
    »Und ich sitze hier, Herr Bruder, im Auftrag derselben Kaiserlichen Majestät. Habe schon lange ein kaiserliches Heer geführt und Siege errungen. Zeige mir der Herr Bruder seine Vollmacht.« »Was soll das heißen.« »Daß ich weiß, daß nicht Ferdinand der Andere sie unterzeichnet hat, sondern – vielleicht der Herr Bruder selber, oder mein alter Freund Eggenberg oder Trautmannsdorf.« »Meine Vollmacht wird der Herr Bruder sehen. Die Kaiserliche Majestät hat sie gezeichnet.« »Werde mir mein Urteil über Euren Auftrag zu bilden wissen. Setze sich der Herr Bruder. Es tut mir leid, ihn zu kränken.« Als sie eine geraume Zeit geschwiegen hatten, brachte wieder stumpf und ruhig der graue Schlick, der die Augen nicht von den Steinfliesen hob, hervor, daß sie sich bereit halten würden die nächsten Tage, die Antwort des Herzogs auf das noch schriftlich anzubringende Ersuchen entgegenzunehmen. Die Herren verabschiedeten sich feierlich.
    Wo Friedland gesessen hatte, fanden Trzka und Neumann, die die beiden Herren auf die Diele begleitet hatten, als sie zögernd zur Türe hereintraten, einen bekleideten Körper auf der Bank vor dem Bett, rückwärts gelehnt, den Kopf, das ausgehöhlte Gesicht zurückgebogen. Er brüllte vor Gelächter. In grenzenlosem Schwall. Der Raum tönte, der Herzog erfüllte ihn wie ein Tier mit seinem Geräusch und saß mitten in dem Lärm, den er erzeugte. Fremdartig, monologisch war das Gelächter, daß sie erschreckt und in peinlicher Beschämtheit zur Türe zurückgriffen. Der Kammerdiener brachte den Herzog zu Bett.
    Sie setzten sich, wieder eingelassen, um den grünverdeckten Tisch. Aus dem Bett rollte es: »Habt Ihr verstanden, was vorgeht. Sie greifen an die Wiederkehr von Regensburg. Und weil es nicht so leicht geht mit dem Absetzen, ein anderes Plänchen: die Armee ruinieren. Was ist er, der Friedland, wenn er keine Armee hat.« Trzka, sich quer auf die Bank vor dem Bett setzend: »Der Plan soll ihnen vergehen. Es ist der Bayer, der dahinter steckt.« »Recht, Trzka, die Jesuiten und der Bayer, der Hundsfott. Er will wieder hochkommen. Beißen will er mich, weil ich ihm nicht pariert habe. In Zirndorf. Soll ihm der Schwede das Land verwüsten. Nicht Hahn noch Henne soll er drin lassen.« Neumann flehentlich: »Wird Euer Durchlaucht wieder nachgeben?« Er hatte Tränen in den Augen; der Anblick seines Herrn griff ihn an. »Was wieder?« »Vermeine wie zu Regensburg.« Der Herzog böse lachend: »War nicht nachgegeben zu Regensburg. War aufgeschoben bis zum nächsten Male. Bis ich sie haben würde. Der Bayer hatte den Kaiser untergekriegt. Und jetzt ist er eben dabei. Ich – – gebe nicht nach, und wenn mich darüber der Satan mit Zangen in die Hölle holt.« Neumann leise: »Die Armee bleibt, wo sie ist«; sein Gesicht leuchtete. »Ja, eher schmeiße ich sie mit dem Schweden zusammen und wir überziehen gemeinsam den Uranfänger des Krieges, den schlimmen Bayern, es wäre meine Lust.«
    Da hatte Trzka einen gesiegelten Bogen an der Tür aufgehoben, der ihm vorher in der Eile aus dem Arm gerutscht war, brachte ihn pfeifend an: »Ah, sieh da. Lest vor, Neumann. Questenberg gab es mir vorhin, er hätte es versäumt bei der Unterhaltung.« Es war die schriftliche Fixierung des kaiserlichen Ansuchens an den Herzog. Klagen über den schlimmen Verlauf des Sommerfeldzuges, über das traurige Schicksal Bayerns, dann Hoffnungen auf baldige Befreiung Regensburgs, die Verlegung der Winterquartiere. Schließlich ein Nachtrag betreffend den Mailänder Gouverneur Feria und die

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