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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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der Reise wurde ihm ans Herz gelegt.
    Die spanische Armee erklomm in wenigen Tagen das Vorgelände der Alpen, sie durchzog die Pässe bei strengem Frost; die angeworbenen Neapolitaner litten sehr. Nach drei Wochen hatten sie die Paßhöhen überwunden, stiegen nach Deutschland herunter.

DIE SCHWARZROCKIGEN Herren, die in den Kammern der kaiserlichen Burg herumgingen und in deren Mündern die Namen Azorius Vitelleschi Bellarmin die entscheidenden waren, berieten viel über die äußerlichen Zeichen der Ketzerei. Ein Theologe namens Eymericus hatte angegeben, bleiche Gesichtsfarbe kennzeichne den Ketzer, wilde Blicke den Zauberer. Man erwog die vorbildliche General- und Spezialinstruktion des bayrischen Kurfürsten für den Hexenprozeß: es dürfe keiner, der einmal bekannt hatte unter der Folter, zum Widerruf zugelassen werden; man fand nicht genug Worte für diese weise Verfügung. Denn wie sinnlos sei es, nachdem mit der Gewalt der Folter der Widerstand des Fleisches endlich überwunden sei, das besessene Fleisch mit dem Nachlaß des Drucks noch einmal reden und natürlich widerreden zu lassen. Wie würde der Teufel über solche Albernheit wiehern: das seien Kämpen, die ihm gegenüberstünden!
    In ihrer Gesellschaft fanden sich jetzt mehr hohe Herren des Hofes; auch Eggenberg tastete um sie. Der alte Mann kam zu keinem Entschluß. Was der Graf Schlick berichtete aus Pilsen und Questenberg gezwungen bestätigte, stellte Habsburg vor eine gräßliche Aufgabe. Man hatte den Herzog zu Friedland großgezüchtet, hatte sich fast an ihm vergangen, als man ihm die übermenschlichen Vollmachten und Gewalten gab. Nun war die Krise da: die Ehrfurcht vor der Majestät hatte der Friedländer abgestreift, der Chronos sollte von seinen eigenen Kindern verschluckt werden. Müde war Eggenberg, viel grübelte er, dachte hoffnungslos an die Schreckenstage in Regensburg bei Wallensteins Absetzung. Damals war man mit Bangen und Zagen, er selbst fast verschlungen von Entsetzen, um das Schlimmste herumgekommen; Friedland hatte sich nicht gesträubt. Jetzt mußte man auch an dies heran. Müde war er; das bodenlos schwere Schicksal des Reiches, das immer erneute Heranrollen an den Abgrund ermattete ihn. Wie lange würde man sich hinschleppen. Hinter den Jesuvätern schlich er. Hier war Optimismus und Tatkraft; er wollte sich ein wenig von ihnen tragen lassen. Trautmannsdorf suchte er in seiner Unsicherheit mit sich zu ziehen. Sie verhandelten lange zusammen. Der verwachsene Graf erklärte, seitdem der Friedländer den neuen fürchterlichen Vertrag aufgestellt habe, wüßte man, woran man mit ihm sei; jetzt käme unerbittlich die Krise. Eggenberg gestand: er hätte manchmal seit der Musterung des Heeres bei Rakonitz mit Wallenstein daran gedacht, aber er hätte auch gedacht, es käme vielleicht alles ganz anders; vielleicht stürbe Wallenstein, vielleicht stürbe er, Eggenberg, selber, und nun gibt das Geschick erbarmenlos nicht nach.
    Wie sie auf den Grafen Schlick zu sprechen kamen, wurde Trautmannsdorf heftiger, man ließe dem Herrn zuviel freie Hand, er beneide den Herzog. Alles Reden brachte sie nicht darüber weg, daß man in einer Sackgasse war: der Herzog führte keinen Krieg, er kämpfte nicht, hatte Dinge vor, die man nicht übersah; unerträglich zog er den Krieg hin, statt den Feind zu schlagen, man konnte ihn nicht halten. Fast weinend gestand Trautmannsdorf, daß man ja selbst keine freie Hand mehr habe, seitdem der Bayer so gnadenlos im Stich gelassen worden sei, seitdem auch Spanien sich gegen Wallenstein ausgelassen habe. Und so suchten sie beide die Fußstapfen der Jesuiten und Schlicks, Eggenberg widerstrebend, der Bucklige mit heftigem Abscheu. Ihnen schauerte und sie konnten nicht los.
    Sie bildeten mit dem kleinen Abt Anton eine Kommission, die in höchster Verschwiegenheit die Sache des Friedländers behandeln sollte. Sie fühlten sich so zerrissen, daß sie auch den Spanier Oñate hinzuzogen, gelegentlich auch Lamormain. Schlick schlossen sie aus. Es sollte und durfte nichts geschehen, setzten sie von vornherein dringend und mit aller Entschiedenheit und Angst fest, was sie nicht bestimmt und gebilligt hätten. Sie erklärten auch, daß Graf Schlick nicht autorisiert war bei seiner Reise nach Pilsen, Generalspersonen und Kriegsoffiziere wegen ihrer Anhänglichkeit an Friedland zu sondieren; der peinliche Beschluß Friedlands, die Obersten über kaiserliche Weisungen beraten zu lassen, könne dadurch provoziert sein.

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