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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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Geschäfte«, lächelte Slawata, als der Jüngling ruhig weiter neben seinem Wagen reiten wollte; »in Prag gibt es keine Lorbeeren zu gewinnen, aber Wien hat ein üppiges Klima dafür.« »Ich will beten, daß, wenn der Herzog zu Friedland fällt, Ihr die Krone von Böhmen bekommt. Ihr seid der beste Mann des Landes.« »Nach Hause! Küttner! Rasch! Sorgt, daß man mich nicht am Kragen kriegt. Es wird heftig zugehen. Weg, lieber Küttner, der bayrischen Durchlaucht bester elegantester schönster Diener. Es ist keine Zeit für verträumte Kinder auf der Straße.« Küttner ließ noch lange seine Hutbänder auf der geschwenkten Degenspitze wehen.
    Slawatas Wagen aber machte plötzlich eine Wendung. Rasselnd schlug er die Richtung auf Pilsen ein.

    IN DER grünen heißen Kammer der Kaiserin hob sich rauschend die blutrot gekleidete Vortänzerin und tanzte langsam vor der Mantuanerin im Zimmer herum. Sie forderte mit den winkenden Händen, den lockenden ringreichen Fingern die zweite, zitronengelbe auf, die neben der Mantuanerin hockte. Sie faßten sich an den Händen, um die Hüften, sich schlingend schleiften sie über den Teppich. Am Ofen sang eine feine helle Stimme: die dralle Gräfin Kollonitsch, den sinnenden schwarzen Kopf an der Tapete, beide Hände vor den Augen.
    Und als sie zu Ende getanzt hatten, sang sie einsam am Ofen weiter: »Vionetus von Engelland, ein König mächtig sehr, sein’ Tochter, Ursula genannt, der Jungfrauschaft ein’ Ehr. Weil sie mit Christi Blut erkauft und durch des Höchsten Will’ getauft, hat sie Christus erwählt allein, in Keuschheit stets zu dienen sein.«
    Vom Boden, wo die Mantuanerin lag, stieg wie dünner Rauch immer das Seufzen auf: »Wie schön! Singt es noch einmal.« »Wie schön, noch einmal.« »Ich will nicht soviel singen«, bat die Gräfin, »des Kaisers Majestät sitzt in der Kammer und wartet.« »Was du drängst.« »Kommt mit«, lockte die Mantuanerin, die den Arm ihrer Dame nahm, die beiden Damen.
    Ferdinand lächelte ihnen staunend entgegen: »Ich habe gehört, wie gesungen wurde. Aber ich habe teil an der höllischen Passauer Kunst.« Die zitternde Frau ließ sich in einen Sessel führen. »Ich bin ganz und gar gefroren. Es kommt nichts an mich heran. Hab’ ich es nicht schon einmal gesagt, Eleonore. Danke, meine Damen, rot wie die brennende Liebe, gelb wie Neid. Wo ist Grün für Minne?« Und wie die Damen hinaus waren, faßte er sie bei der Hand an: »Ich habe Trautmannsdorf zu mir gebeten; er wollte mich unterhalten.« »Kommt herein«, er zog den verwachsenen Grafen aus der Vorkammer zu sich, »ja, lacht. Ich predige Euer Lob. Ihr seid mein Gesellschafter.«
    Die Kaiserin suchte Trautmannsdorfs Blick zu erhaschen, um ihn in ihre Gewalt zu bekommen; sie lächelte in halber Verzweiflung: »Wie kann denn die Welt so schlecht sein. Wir sind ja alle Christen. Die Welt ist ja zweierlei jetzt, die alte sündige Welt und Jesus, der Heiland. Man mag nicht so viel von dem Bösen reden.« Ferdinand näherte sich ihr, strich ihr freudig die Schulter: »Wie gut du das sagst, Eleonore.«
    Sie brach fast zusammen unter ihrem Schmuck. Die Augen angezündete Kerzen, schaukelnde Windlichter, in hypnotisierender Weiße.
    Da fing Trautmannsdorf an: man solle nicht von dem Bösen reden und man könne nicht von ihm schweigen, wenn man es überwältigen wolle. Das Böse selbst redet nicht, es ist da, handelt, verändert, verwirrt. Der Heiland ist an dem Bösen nicht vorübergegangen; das Böse hat ihn in die Welt gelockt. Ferdinand: »Es ist so. Sprecht, Trautmannsdorf. Setzt Euch.« »Warum muß ich hier zuhören, Ferdinand?« »Willst du nicht, Eleonore?« Nach langer Pause sagte sie: »Ich will« und suchte wieder ihren flehenden Blick an Trautmannsdorfs kühle Augen zu drängen.
    Der kleine Graf sprach von den politischen Dingen. Ferdinand hinhorchend, hineindrängend wurde von dem Wagen der Ereignisse fortgeschleift, hing nach rückwärts, Hände und Kopf aufschlagend.
    Der Graf Oñate, endete Trautmannsdorf, sei von den Vorgängen – der Kaiser hob abwehrend die Hände – orientiert, die Katholische Majestät wünsche im habsburgischen Interesse das rascheste und entschlossenste Ende der gefährlichen Wirren. Das rascheste und sicherste Ende, wiederholte mit den Fingern am Gurt spielend der kühle Graf; der Kaiser und die Mantuanerin hielten die Gesichter einander zugewandt, suchten, klopften, rissen aneinander.
    Die Mantuanerin fragte rauh den Gafen, warum er ihr die

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